1981 - Richard
die Wahrheit gesagt, dass wir nach dem Herkunftsnachweis für das Gauguin-Gemälde suchen. Du kannst also mit offenen Karten spielen. Florence hat aber verstanden, dass die Sache ansonsten sehr diskret behandelt werden soll.«
»Ich verstehe. Soll ich Madame Uzar direkt anrufen oder willst du vorher noch einmal mit ihr sprechen und mich bei ihr ankündigen?«
»Nein, nein, das brauche ich wohl nicht. Ich habe ja bereits mit ihr gesprochen. Außerdem kennt sie dich ja. Ich habe ihr erzählt, dass du in meinem Auftrag recherchierst. Du kannst sie direkt anrufen und mit ihr einen Termin vereinbaren. Alles Weitere überlasse ich dir.« Simon zögerte. »Irgendetwas wollte ich noch. Ach ja, das Foto, kannst du mir das Foto schicken, das du noch gefunden hast. Kannst du es scannen und mir als E-Mail senden?«
»Ich werde es irgendwie hinbekommen. Ich werde mich dann aber erst wieder melden, wenn ich auf den Marquesas bin oder wenn es etwas Neues gibt.«
Sie verabschiedeten sich. Georg verließ das Postamt. Der Abend lag noch vor ihm, auch wenn er nicht beabsichtigte, all zu lange unterwegs zu sein. Er winkte nach einem Taxi und ließ sich zu seinem erklärten Lieblingsort, dem Hafen von Papeete, fahren.
*
Am nächsten Morgen frühstückte Georg zunächst in Ruhe und ging dann wieder auf sein Zimmer. In seinen Unterlagen hatte er eine Telefonnummer und sogar die Adresse von Florence Uzar. Diesmal wollte er vom Hotel aus telefonieren. Er rief die Rezeption an und gab die Nummer durch. Dann legte er auf und wartete. Nach gut zwei Minuten klingelte es und er nahm den Hörer ab.
»Hallo, meine Name ist Staffa, spreche ich mit Madame Uzar?«
»Pardon, mein Name ist Fallon«, antwortete eine Frauenstimme. »Madame Uzar ist leider gerade nicht am Platz. Bitte warten sie einen Moment.«
Es klackte. Der Hörer wurde abgelegt und er hörte im Hintergrund Stimmen. Es dauerte nicht lange, bis sich eine andere Frauenstimme meldete.
»Hallo, hier spricht Florence Uzar, wer ist da bitte?«
»Guten Tag, mein Name ist Staffa. Ich denke Simon, Simon Halter aus Deutschland hat mich bereits angekündigt.« Er zögerte kurz. »Vielleicht erinnern sie sich ja auch an mich, wir sind uns schon einmal begegnet, es war in München. Sie waren zu Besuch bei Colette Halter.«
»Ja, sicher, ich erinnere mich, Monsieur Staffa, sie sind mit Colette und Simon befreundet. Sie sind der Mann, der so dringend nach Amsterdam musste.« Sie lachte.
»Stimmt, Amsterdam«, sagte Georg. »Ich bedauere es noch heute.«
»Aber dafür sind sie doch jetzt hier und sie hätten bestimmt nicht gedacht, dass sie sich so schnell in der Südsee wiederfinden würden. Wissen sie inzwischen mehr über die Marquesas?«
»Ich weiß alles«, lachte Georg. »Hiva Oa, Atuona, natürlich Nuku Hiva mit seiner Hauptstadt Taiohae. Die Marquesas bestehen aus vierzehn Insel, zehn davon bewohnt, wollen sie mehr hören?«
»Nein, nein, alle Achtung, sie sind gut vorbereitet und jetzt sind sie auf Tahiti und wie finden sie es?«
»Auch wenn Papeete etwas laut ist, kann ich nur sagen traumhaft, Südsee pur, Paradies pur, wenn ihnen dieser Ausruf etwas sagt.«
»So ist das in diesen Breiten eben, aber ich verstehe schon was sie meinen. Die Marquesas sind natürlich noch wieder etwas anders, tropischer und einsamer gelegen.«
»Oh, sie machen mich neugierig. Sie können sich bestimmt denken, warum ich anrufe, ich würde die Marquesas gerne besuchen.«
»Ich weiß Bescheid, es geht um das Gauguin-Gemälde. Simon hat mich informiert, dass sie auf Tahiti sein werden und dort nach einem Herkunftsnachweis für das Bild recherchieren.«
»Ganz richtig. Die Fotografien und die Informationen über diesen Victor Jasoline haben wir Ihnen zu verdanken. Außerdem wurden die Bilder auf den Marquesas, auf Hiva Oa aufgenommen. Was liegt näher, als an den Quellen zu suchen. Ich würde sie sehr gerne auf Nuku Hiva besuchen, nicht nur mit der Bitte, mich zu unterstützen. Hier auf Tahiti bin ich bei den Behörden nicht weiter gekommen, aber ich war in dem Fotolabor, aus dem die Bilder stammen, die sie Simon geschickt haben.«
»Tatsächlich und haben sie etwas Neues entdeckt?«
»Nicht viel und dennoch hat mein Fund uns ein Stück weiter gebracht. Ich weiß nicht in wie weit Ihnen unsere Recherchen in Europa bekannt sind. Den Namen Victor Jasoline hatten sie uns ja ursprünglich mitgeteilt und ich glaube, sie hatten auch vermutet, dass das kleine Mädchen auf den Fotos seine Tochter ist.
Weitere Kostenlose Bücher