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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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auf den Marquesas , gab es Anzeichen, dass Polynesien nicht von Nord- oder Südamerika, sondern von Neuguinea aus besiedelt worden war. All diese Informationen wurden den Reisenden bereits auf dem Schiff mitgeteilt, das zu jeder der Marquesas -Inseln wissenswertes bereithielt.
    Gut sechs Stunden nach der Abfahrt von Fatu Hiva erreichte der Frachter schließlich Hiva Oa , die Insel Gauguins. Die Reisenden erfuhren aber auch von Jacques Brel , der hier ebenfalls ein paar Jahre gelebt hatte und dessen Musik es an Bord zu kaufen gab. Georg gefiel besonders der Chansons » Les Marquises« , der, wie er meinte die Stimmung auf dieser Inselwelt besonders gut wiedergab. Der Frachter hatte nur zwei Stunden Aufenthalt, so dass sich alle Passagiere entschlossen hatten, das Schiff zu verlassen. Für die organisierten Touristen begann jetzt eine Woche des Siteseeings. Es waren Ausflüge auf Hiva Oa und zu einigen anderen Inseln geplant. Es sollte zu den Inseln Tauhata und Molopu gehen. Dann weiter mit dem Hubschrauber nach Ua Pou , Ua Huka und schließlich nach Nuku Hiva . Von dort würden die anderen Passagiere nicht per Schiff, sondern mit dem Flugzeug zurück nach Tahiti gebracht werden. Georg schloss sich am nächsten Tag nur einem Ausflug über Hiva Oa an. Zunächst wurden sie zur Nordküste, nach Puamau und zu der Kultstätte Marae Takii gefahren . Später stand natürlich auch das Dorf Atuona auf dem Programm. Sie besuchten das Gauguin-Museum, in dem auch Jacques Brels Flugzeug, eine zweimotorige Beechcraft ausgestellt wurde. Die Maschine trug auf der Motorhaube den Namen »JoJo« und hatte an Rumpf und Triebwerken einen blauen und roten Streifen. JoJo war aufgebockt auf drei hohen Holzquadern, stand im Freien und war daher schon etwas angerostet.
    Den Ausflug auf den Calvaire-Friedhof oberhalb von Atuona hatte Georg bewusst nicht in der Gruppe mitgemacht. Am späten Nachmittag ließ er sich aber mit einem Taxi dort hinfahren. Er musste an die Kirche von Allaire denken. Diesmal suchte er sich allerdings keine Hilfe, sondern ging auf eigene Faust über den Friedhof. Es waren Anfangs noch einige Touristen dort. Das Grab von Paul Gauguin und auch das von Jacques Brel brauchte er daher nicht zu suchen, es standen immer ein paar Leute darum herum. Der Friedhof lag an einem sanft abfallenden Hügel. Georg schritt die Reihen ab. Er hatte schnell den Teil mit den älteren Gräbern ausfindig gemacht. Die Namen auf den kunstvoll ausgestalteten Steinen waren häufig polynesischen Ursprungs. Es gab aber auch sehr viele französische Namen. Der älteste Stein, den er fand, stammte von 1881. Georg dachte an das Foto, wenn es nicht Thérèse Pallet zeigte, dann wusste er zwar jetzt, dass Julie Jasoline im Jahre 1911 noch gelebt hatte, aber es bestand die Möglichkeit, dass sie nach 1911 hier auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden hatte oder eben doch früher. Es bestanden immer noch alle Optionen. Zumindest würde ein solcher Fund einiges erklären. Es würde die Nachricht auf der alten Postkarte erklären und es würde erklären, warum er in Frankreich keine Spur von Julie Jasoline entdeckt hatte. Georg brauchte etwa eine Stunde, um wirklich jedes Grab zu kontrollieren. Er hatte nichts gefunden. Julie Jasoline war zumindest nicht auf dem Calvaire-Friedhof bei Atuona beigesetzt, wenn sich ihr Grab überhaupt auf den Marquesas befand. Zum Schluss ging Georg auch noch ans Grab von Jacques Brel und natürlich auch an das von Paul Gauguin. Es war ein eigenartiges Gefühl, wie er feststellte.
    *
    Am zweiten Tag auf Hiva Oa , einem Dienstag, ließ Georg sich abends zum Flugplatz im Norden der Insel bringen und bestieg eine Turboprop-Maschine, die ihn in weniger als einer Stunde nach Nuku Hiva brachte. Mit dem Geländewagen ging es weiter nach Taiohae, wo sich Georg in einem guten Hotel ein Zimmer nahm. Er war vor fünf Tagen von Tahiti aus aufgebrochen, um jetzt das eigentliche Ziel seiner Reise zu erreichen.
    Am nächsten Morgen erkundigte er sich in seinem Hotel nach dem Krankenhaus. Der Portier an der Rezeption kannte Florence Uzar sogar persönlich und konnte auch ohne die Telefonnummer, die Georg ihm auf den Rezeptionstresen legte, eine Verbindung zur Apotheke des Krankenhauses herstellen. Tahiti und die Marquesas hatten die gleiche Landesvorwahl und so bestanden die örtlichen Telefonnummern auf allen Inseln immer aus sechs Zahlen, obwohl es bestimmt weniger als fünfhundert Telefonanschlüsse auf Nuku Hiva gab. Auf das Klingeln

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