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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Sie hatten Recht.«
    »Sie ist also tatsächlich seine Tochter«, antwortete Florence nachdenklich. »Und was haben sie sonst noch herausgefunden?«
    »Es sind schon einige Informationen über die Familie Jasoline zusammengekommen, aber entschuldigen sie, es lässt sich am Telefon so schlecht beschreiben, ich würde Ihnen gerne meine Unterlagen zeigen.«
    »Nun gut, dann bin ich aber gespannt, und, was meinen sie, wann sie hier auf Nuku Hiva sein werden?«
    »Ich wollte mit dem Schiff fahren und noch auf Hiva Oa Station machen. Ich wollte in Atuona noch etwas überprüfen. Es wird also ein paar Tage dauern, bis ich Nuku Hiva erreiche.«
    »In Ordnung. Wenn sie hier auf der Insel landen, rufen sie mich wieder an. Wir vereinbaren dann einen Termin.«
    »Danke, ich freue mich schon«, sagte Georg.
    Er verabschiedete sich und legte auf. Er hatte ein gutes Gefühl. Er blickte noch eine ganze Zeit auf den Hörer. Er sah ihr Gesicht vor sich. Eigentlich hatte er sie nur kurz gesehen, damals in München. Dafür wusste er aber schon eine Menge über sie, er kannte einen ihrer Vorfahren, einen Gustave René Uzar , dessen Lebensdaten er in der Kolonialausstellung in Paris recherchiert hatte.
    *
    Die Aranui war ein Frachtschiff, später erfuhr Georg, dass ihr Name » Der lange Weg« bedeutete. Es gab zehn Passagierkabinen. Sie legten am Donnerstagabend ab. Ein Lotse brachte sie durch den Hafen von Papeete. Georg stand an der Reling und sah, wie der Mann das Schiff gleich hinter der Hafenausfahrt wieder verließ. An Bord der Aranui gab es ein Kasino mit guter Verpflegung. Das Schiff bot nicht viel Bewegungsfreiheit, so dass Georg entweder las oder sich mit der Mannschaft unterhielt, wenn es Gelegenheit dazu gab. Die Aranui stellte gut zwanzig Mal im Jahr eine Verbindung zwischen Tahiti und den Marquesas her. Die Fracht an Bord war die wichtigste Nutzlast. Neben der Post wurde Reis, Zucker oder Baumaterial transportiert. Georg hatte auch beobachtet, wie einige Mountenbikes mit einem Kran in den Laderaum gehievt wurden. Ansonsten konnte die Aranui alles liefern, was auf den einsamen Inseln und Atollen Polynesiens gebraucht und von seinen Bewohnern bestellt wurde. Die erste Station erreichten sie am zweiten Morgen auf See. Sie hatten am Tag zuvor das Tuamotu-Archipeel durchfahren. Die hektische Wachsamkeit der Mannschaft bei dieser gefährlichen Passage spürten auch Georg und seine Mitreisenden. Außer ihm waren noch drei Ehepaare an Bord, die die Reise als Ausflug gebucht hatten. Die Aranui war zu groß für den Anleger von Takupotu , so dass die Ladung mit kleinen Booten gelöscht werden musste. Georg sah die Landungsboote zurück zur Aranui kommen. Sie hatten ihrerseits Ladung aufgenommen, Kopra , getrocknetes Kokosnußfleisch, das sich auf Tahiti gut verkaufen ließ, um daraus Kokosfett zu gewinnen.
    Ein junger Mann unter seinen Mitreisenden kannte sich gut mit Gauguin aus, so dass Georg lange mit ihm über dieses Thema sprach und einiges erfuhr, was er von seinem derzeitigen Lieblingsthema noch nicht wusste. Auf Tahiti und den Marquesas war der Maler Paul Gauguin immer ein Thema. An seinem eigentlichen Ziel angekommen, lief der Frachter mehrere der größeren Marquesas -Inseln an. Die erste Station war aber Fatu Hiva . Die Insel zeigte schon vom Meer aus große Unterschiede zu Tahiti . Es gab praktisch keine Bebauung zu sehen, stattdessen dichter tropischer Regenwald, der auf steilen Basaltkegeln wuchs. Die Siedlungen auf Fatu Hiva befanden sich in den Dörfern Omoa und Hanavave . Dazwischen schien es nichts zu geben, zumindest nichts, was sich von See aus erkennen ließ. Auf Tahiti hingegen waren sogar Hochhäuser und große Häuseransammlungen nichts Seltenes. Der Frachter hatte eine Anlegestelle in der Nähe des Dorfes Omoa . Die Ladung wurde wieder über Boote gelöscht. Es war nicht viel, was die Insel bekam. Eine Palette mit Kartons und ein schlaffer Postsack, der separat ausgeschifft und von einem Mann in Uniform übernommen wurde. Keiner der Passagiere ging für einen Ausflug an Land, obwohl Fatu Hiva durch den Abenteurer Thor Heyerdahl bekannt geworden war, der hier die Inspiration für seine spätere Kon-Tiki-Expedition bekommen hatte. Es ging um die Theorie, das Polynesien von Peru aus besiedelt sein konnte, was Heyerdahl mit der Überquerung des Pazifischen Ozeans, allein mit seinem Balsatfloß Kon-Tiki technisch bewiesen hatte. Es gab aber auch gegenteilige Meinungen. Durch Scherbenfunde bei aktuellen Ausgrabungen

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