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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Georg, nach dem Florence und er kurz geschwiegen hatten. »Es kann so oder so gewesen sein. Dann sind sie eben zur Hochzeit nach Frankreich gekommen und die Eltern oder auch nur Yvette allein machen einen Ausflug nach Allaire, ohne Julie und natürlich auch ohne Thérèse, aber warum schreibt dann Yvette nur an Thérèse.«
    »Oder sie sind 1911 nach Frankreich zurückgekehrt und einige Jahre geblieben. Yvette und Victor Jasoline wandern irgendwann nach Neuseeland aus, Victor Jasoline ist ja schließlich in Auckland gestorben. Yvette will danach nicht alleine in Neuseeland bleiben und kehrt nach Frankreich zurück, wo sie selbst 1938 stirbt.«
    Georg nickte. »Und die Töchter«, ergänzte er. »Also Thérèse heiratet 1914 in Frankreich. Julie hat 1911 noch gelebt, aber sie war zur Hochzeit wohl nicht in Frankreich. Yvette schreibt es auf der Postkarte so, als ob Julie tot sei oder zu diesem Zeitpunkt, also im November 1913, sehr weit weg ist. Wenn Julie 1950 noch gelebt hat, wenn die alte Frau auf Ua Huka sie wirklich noch einmal gesehen hat, dann ist sie vielleicht doch auf Tahiti geblieben, während der Rest der Familie nach Frankreich zurückgekehrt ist.«
    Florence lächelte. »Ich wundere mich, wie man sich in die Geschichte hineinsteigern kann. Es ist aber auch spannend, die Sache mit dem Ölgemälde, mit den Fotografien und mit der alten Frau auf Ua Huka.«
    »Wir haben schon eine Menge Fakten«, stellte Georg fest, »aber wir sind trotzdem noch am Anfang unserer Recherchen. Es sind bislang alles nur Theorien. Wir müssen immer noch herausfinden, was aus Julie geworden ist.«
    *
    Als Georg am nächsten Morgen erwachte, war es bereits nach zehn. Er beeilte sich nicht mit dem Aufstehen. Das Hotel bot praktisch rund um die Uhr Verpflegung an, so dass er erst gegen 11:30 Uhr frühstückte. Danach wollte er Simon über seine neusten Ergebnisse informieren. An der Rezeption ließ er sich vom Portier ein Faxvordruck geben, um kein leeres Stück Papier nehmen zu müssen. Er schrieb über den Ausflug und das Treffen mit der alten Frau und natürlich von dem Land und dem Stein an der Küste von Ua Huka. Er schrieb fast die ganze Seite voll. Die Fotos, die Florence von dem Stein aufgenommen hatte, wollte er Simon schicken, sobald sie entwickelt waren. In seiner Brieftasche befanden sich alle Telefon- und Faxnummern, die er für seine Kontaktaufnahme nach München benötigte. Neben der Handy-, Büro- und Privatnummer hatte er sich auch die Nummer eines Faxanschlusses notiert. Simon hatte extra ein Faxgerät in sein Büro stellen lassen, auf das er die Nachrichten von Georg direkt empfangen konnte, ohne das sie in seinem Sekretariat aufliefen. Der Portier nahm Georg das Fax ab. Georg hatte die Faxnummer extra links oben auf das Blatt geschrieben. Der Portier überprüfte noch einmal die Ländervorwahl nach Deutschland und tippte die Nummer dann in das Gerät ein. Bevor er die Taste Senden drückte, legte er noch das beschriebene Blatt in den Papierschacht. Georg wartete solange, bis das Fax eingezogen wurde, dann bedankte er sich und verließ das Hotel.
    Es war Sonntagmittag und er hatte nichts Besonderes mehr vor. Am liebsten hätte er sich auch heute mit Florence getroffen, aber sie hatte sicherlich besseres zu tun als den Touristenführer zu spielen. Als er sie gestern von zu Hause abholte, hatte er gesehen, dass sie mit ihren Eltern auf einem gemeinsamen Grundstück lebte. Der Sonntag gehörte der Familie und nicht einem Fremden, den sie eigentlich gar nicht richtig kannte. Georg bedauerte es wirklich. Er nahm sich seinen Wagen und fuhr wieder nach Taiohae hinein. Vor der Kathedrale traf er Koolar, der gerade seine Arbeit in der Kirche beendet hatte. Der Gottesdienst war seit zwei Stunden vorüber und er hatte noch aufgeräumt. Georg engagierte ihn für den Rest des Tages als Touristenführer. Sie fuhren in nordöstlicher Richtung an der Küste entlang zur wunderschönen Hatiheu-Bucht und Georg lud zum Essen ins Chez Yvonne ein, weil Koolar behauptete, dass es das bekannteste Restaurant auf Nuku Hiva sei.
    *
    In der Nacht von Sonntag auf Montag träumte Georg von einem Strand. Er blickte in verschiedene Richtungen. Immer wenn sein Blick etwas fixierte, wurde ein Schnappschuss von dem gemacht, was er gerade sah. Mit der Hand griff er nach dem Bild und löste es aus der Umgebung. In dem Moment, in dem er es berührte, verschwammen die Farben, wurden leicht verwischt, Farbflecken wurden gepunktet und das ganze tauchte

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