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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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können wir uns immer noch mieten. Vielleicht haben wir ja bei der Adresse Glück und es kennt jemand unsere Julie Jasoline. Vielleicht treffen wir ja sogar auf ihre Kinder oder Enkel.«
    »Meinst du, dass wir es so einfach haben werden«, scherzte Georg, »wo wir bislang jede Information einzeln aus den Archiven herauspulen mussten.«
    »Für den Fall, dass wir dort nicht erfolgreich sind, habe ich den Portier gebeten mir ein Behördenverzeichnis zu besorgen. Wir können dann nachsehen, wo es Bürgerauskünfte gibt.«
    Sie faltete den Plan zusammen und erhob sich. Georg folgte ihr, griff seine Jacke und stopfte die Zeitung in eine der Taschen. Vor dem Hotel gab es einen Taxistand, so dass sie nicht lange suchen mussten. Es war später Vormittag. Die Fahrt vom Hotel nach Fairlight war lang und teuer. Zum Glück hatte Georg an der Rezeption ihres Hotels schnell noch ein paar Australische Dollar gewechselt, so dass sie jetzt über das nötige Bargeld verfügten. Auf dem Stadtplan waren die Entfernungen innerhalb dieser Riesenstadt nicht so einfach abzuschätzen. Die Hillburne Avenue war eine Hauptstraße, sechsspurig und stark befahren. Georg konnte sich nicht vorstellen, dass sich Julie Jasoline hier wohlgefühlt hatte, nachdem sie schließlich das Paradies kannte. Allerdings hätte es auch sein können, dass diese Straße im Jahre 1947 noch wesentlich beschaulicher war.
    Als das Taxi hielt, dachten sie zunächst wieder an einen Stopp, an einer der zahlreichen Ampeln. Der Fahrer wandte sich aber zu Ihnen nach hinten, um seinen Fahrpreis zu kassieren. Georg bezahlte und Florence blickte zunächst erstaunt und dann enttäuscht aus dem Wagenfenster. Schließlich öffnete sie ihre Tür und stieg aus. Georg verließ das Taxi auf der anderen Seite und ging um den Wagen herum. Dabei sah er an dem großen, modernen Gebäude hinauf, das aus einer einzigen, spiegelnden Glasfassade zu bestehen schien. Am Haupteingang stand in großen Buchstaben: » Castler Building Hillburne Avenue 44-56« . Sie gingen zögernd auf das Gebäude zu. Es war der Sitz einer Firma, passender Weise einer Immobiliengesellschaft. Neben dem Eingangsportal war der Grundstein eingelassen. Die eingravierte Jahreszahl besagte, dass das Gebäude erst 1993 errichtet worden war. Sie sahen sich entlang des Straßenzuges um. Alle benachbarten Häuser schienen ebenfalls Geschäftsgebäude zu sein. Vielleicht gab es auch Wohnhäuser, der ganze Straßenzug, soweit sie ihn überblicken konnten, bestand aber durchweg aus modernen Gebäuden, nichts, das älter als zehn oder fünfzehn Jahre war. Sie gingen die Hillburne Avenue ein Stück entlang, in der Hoffnung, doch noch ein Wohnhaus zu finden. Sie waren schon an Nummer 70-76 angelangt. Die Gebäude waren so groß, dass sie immer gleich mehrere Hausnummern umspannten. Zwischen den Nummern 70-76 und 78-82 gab es eine schmale Gasse, die zu einer Parallelstraße führte. Zwischen den Gebäuden war höchstens ein Zwischenraum von zehn Metern Breite und die gesamte Gasse höchsten fünfzig Meter tief. Sie sahen hindurch. In der Parallelstraße erkannten sie endlich auch ein paar ältere Gebäude. Georg wollte schon weiter, aber Florence war bereits ein Stück in die Gasse hineingegangen und stand vor einem großen Pflasterstein. Es war ein Stein mit einer eingelassenen Messingtafel. Florence las sich die Inschrift durch. Georg trat neben sie. Auf der Messingtafel war die Geschichte der Hillburne Avenue beschrieben.
    »Verstehe ich das richtig?«, fragte Florence. »Es gibt die Hillburne Avenue und die Old-Hillburne-Street , das ist die Parallelstraße dort vorne. Aber bis vor zwanzig Jahren gab es nur die Old-Hillburne-Street , die dann aber noch Hillburne Avenue hieß. Und wo heute diese sechsspurige Straße entlangläuft, standen Häuser und gab es Gärten.«
    Georg las sich die Inschrift auf der Tafel noch einmal durch und nickte dann. »Im Jahre 1947 war das da hinten die Hillburne Avenue« , folgerte er. »In der Straße, die jetzt Old-Hillburne-Street heißt, wird es wahrscheinlich auch eine Nummer 46 geben und das ist oder war die Anschrift die wir suchen.«
    »Also, gehen wir hin«, schlug Florence vor. »Vielleicht haben wir ja doch noch Glück.«
    Sie gingen gemeinsam durch die Gasse. Am Ende stießen sie auf eine zweispurige Straße, auf der ebenfalls reger Verkehr herrschte, aber bei weitem nicht so viel wie auf der neuen Hillburne Avenue. Auf der einen Straßenseite befanden sich die Hintereingänge der

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