1981 - Richard
großen, neuen Geschäftshäuser. Ihnen gegenüber standen entlang der gesamten Old-Hillburne-Street Wohnhäuser mit drei bis fünf Stockwerken. Sie passierten die Häuser und gingen zurück bis zur Nummer 46. Sie waren wieder in Höhe des Castler Buildings . Das Wohnhaus gegenüber stammte aus den dreißiger oder vierziger Jahren. Es sah gepflegt aus, wie alle Häuser der Straße und der Blick gewöhnte sich langsam an den Kontrast zwischen den modernen und den historischen Gebäuden. Ein junger Mann kam aus der Nummer 46 heraus.
»Entschuldigen sie«, rief Georg ihm sofort hinterher. Er musste noch einmal rufen, bis der junge Mann sich umdrehte.
»Meinen sie mich?«
Georg nickte. »Entschuldigen sie, aber wir suchen eine ehemalige Bewohnerin dieses Hauses.«
»Wie ehemalig?«, kam eine spontane Antwort. »Ich wohne hier erst seit fünf Jahren. Über alles was vor meiner Zeit war, kann ich Ihnen nichts sagen.«
»Dann fürchte ich, können sie uns wirklich nicht helfen. Die Person, die wir suchen wohnte 1947 hier.«
"1947!«, wiederholte der junge Mann. »Da hat meine Mutter noch nicht einmal an mich gedacht, Sorry.«
Georg wollte sich schon bedanken, doch der Mann war noch nicht fertig.
»Ich habe zwar nicht viel Zeit, aber ich kenne jemanden, der Ihnen wohl eher helfen kann.«
Er drehte sich um und ging zurück, die Treppe zur Eingangstür der Nummer 46 hinauf. Florence und Georg folgten ihm. Er schloss auf und sie gingen gemeinsam den Flur entlang zu einer Wohnungstür im Parterre. Es roch nach Bohnerwachs und ein wenig nach Öl, wie von einem Öltank, der sich vermutlich im Keller des Hauses befand. Der junge Mann klingelte und klopfte gleichzeitig an der Wohnungstür, vor der sie stehengeblieben waren.
»Jane!«, rief er laut und klopfte noch einmal heftig gegen die Tür. »Mrs. Dearst ist etwas schwerhörig«, sagte er dann zu Florence und Georg.
Er klopfte erneut, bis sich die Tür einen Spalt und dann ganz öffnete. Eine ältere, sehr gepflegte Dame stand Ihnen gegenüber. Sie trug eine frische Dauerwelle in ihrem stark ergrauten Haar.
»Was schreist du denn so, Bob«, sagte sie zu dem jungen Mann und sah dann zu Florence und Georg. »Wen hast du denn da mitgebracht?«, lächelte sie.
»Die Herrschaften suchen jemanden, jemanden, der 1947 hier gewohnt hat.«, erklärte Bob.
"1947!«, wiederholte die alte Dame, in dem gleichen Tonfall, wie es dieser Bob vorhin auf der Straße schon getan hatte. »Das ist verdammt lange her, entschuldigen sie.«
Georg hatte bereits das Foto von Julie in der Hand. Das Foto, das sie als junge Frau zeigte. Als er es der alten Dame hinhielt, viel ihm ein, das zwischen dem Bild und dem Zeitpunkt, für den sie sich interessierten fast vierzig Jahre lagen. Wenn die alte Dame Julie Jasoline im Jahre 1947 begegnet war, würde sie sie vielleicht auf dem Foto nicht wiedererkennen, wenn sie sich überhaupt noch an die Julie von 1947 erinnern konnte.
»Wir suchen eine Frau. Die Aufnahme ist zwar von 1911, aber vielleicht erkennen sie sie ja doch darauf«, erklärte Georg.
Die alte Jane nahm ihm das Bild aus der Hand und hielt es sich dicht vor die Augen. In dem dunklen Flur konnte sie es nicht so gut erkennen, so dass sie einen Schritt in ihre Wohnung ging und das Foto in den Lichtkegel der Windfangbeleuchtung hielt.
»Als junge Frau war sie wirklich wunderschön«, sagte sie nachdenklich.
Georg sah kurz zu Florence und wandte sich dann wieder an die alte Dame. »Sie erkennen die Frau auf dem Foto also, kennen sie auch ihren Namen?«
»Wir haben sie immer Madame und nicht Mrs. genannt, Madame Jasoline , aber sie kam nicht aus Frankreich , nicht direkt. Ich habe den Namen vergessen, irgendeine Insel im Pazifik.
»T ahiti« , versuchte Florence ihr zu helfen.
»Nein, Tahiti kenne ich doch«, sagte Jane. »Es war ein komischer Name. Sie hat mir einmal gezeigt, wo sie liegt, ihre Insel, es war mitten im Meer.«
»M arquesas ?«, fragte Florence.
Die alte Dame schüttelte den Kopf.
»N uku Hiva?« , versuchte es Florence noch einmal.
»U a Huka !«, sagte Georg schließlich, nachdem Jane bei dem letzen Namen nachdenklich geschaut hatte.
»Ja, das kann sein«, sagte sie euphorisch. »Wenn ich den Namen höre, weiß ich dass er richtig ist. Es waren einige Inseln in der Nähe, aber Madame Jasoline sagte mir, dass dieses Ua ...«, sie zögerte.
»U a Huka« , half Georg ihr.
»Ja natürlich, Ua Huka« , wiederholte Jane, »Sie sagte, dass diese Insel ihre Heimat
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