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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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vor. »Bitte, oder sind sie nicht alleine hier?«
    »Ich bin alleine, ich sitze dahinten«, antwortete Florence und zeigte auf einen Tisch hinter einer Holzsäule, »aber Ihr Platz ist schöner. Wir müssen nur dem Ober Bescheid geben, wenn er mit meinem Pernod vorbei kommt.«
    »Waren sie schon einmal hier in diesem Café?«, fragte Georg, nachdem sich Florence gesetzt hatte.
    »Ja, ein paar Mal schon. Das Café gibt es zwar noch nicht so lange, zwei oder drei Jahre vielleicht, aber ich finde es sehr schön hier, auch wegen der Musik, verständlicherweise haben die Menschen auf den Marquesas eine besondere Beziehung zu Jacques Brel und seiner Musik.«
    »Haben sie ihn eigentlich gekannt?«, fragte Georg.
    »Nein«, Florence schüttelte den Kopf. »Als Brel in den siebziger Jahren auf die Marquesas kam, hat man nicht viel Aufhebens um ihn gemacht, außerdem hat er auf Hiva Oa gelebt. Als Jugendliche bin ich nicht so oft dorthin gekommen. Aber mein Vater hat Ihn einmal kennengelernt, wegen der Medikamente, die er brauchte.«
    Georg nickte. »Mir gefällt seine Musik, sehr sogar.«
    »Sie sind ja auch textsicher, wie ich neulich festgestellt habe«, meinte Florence.
    »Ja, ein wenig.«
    Georg dachte sofort an den Flug nach Oa Pou, als sie gemeinsam gesungen hatten, »La Cathédrale« gesungen hatten. Er sah sie an und wollte gerade etwas sagen, als sein Bier und der Pernod an den Tisch gebracht wurden. Der Ober hatte Florence Platzwechsel anscheinend bemerkt. Sie hob sofort ihr Glas. Georg nahm sein Bier.
    »Santé, Monsieur Staffa!«
    »Santé!«, wiederholte Georg, dann überlegte er. »Eigentlich können wir das blöde Sie doch lassen, oder würde es sie, würde es dich stören, wenn ich Florence sage.«
    »Nein Georg, das würde mich nicht stören«, sagte sie und lächelte. Sie nahm wieder ihr Glas. »Also, Santé Georg!«
    »Santé Florence!«, gab Georg zurück.
    Florence lächelte. Sie schwiegen einige Sekunden. Georg sah ihr wieder direkt in die Augen, er merkte es diesmal gar nicht. Er dachte kurz an München, an den Parkplatz der Firma Blammer, dort wo er Florence das erste Mal getroffen hatte. Sie schien seine Gedanken erraten zu haben.
    »Das hast du damals auch schon gemacht«, sagte sie, »damals, als Colette dich mir vorgestellt hat.«
    Georg lächelte. »Was habe ich damals auch schon gemacht?«, fragte er überrascht.
    »Mich so angesehen, mich so angestarrt. Damals in München und in den letzten Tagen ist es mir auch ein paar Mal aufgefallen.«
    Georg holte tief Luft und wartete einige Sekunden mit einer Antwort. »Ja, das kann sein«, sagte er schließlich mit selbstbewusster Stimme. Er sah ihr jetzt absichtlich wieder genau in die Augen. »Ich muss das tun, entschuldige bitte, du bist so etwas wie eine
Grano del Pacífico für mich, wie eine Perle der Südsee, eine Perle mit wunderbar grünen Augen. Ich hoffe, du bist mir jetzt nicht böse, wegen meines Geständnisses.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein Monsieur Staffa, Tahiti ist doch bekannt für seine Perlen, danke, dass du mich auch dazu zählst.«
    Georg sah sie verlegen an. »Aber jetzt mal im Ernst, du bist mir doch nicht böse, oder, war es denn so auffällig?«
    Jetzt starrte sie ihn absichtlich an und begann plötzlich zu lachen. »Nein, war es nicht.« Sie zögerte. »Nicht direkt.«
    »Ich werde es auch in Zukunft unterlassen, oder nur noch schauen, wenn du es wirklich nicht merkst, einverstanden?«
    »Einverstanden!«, bestätigte Florence und lächelte ihn an.
    Dann wechselten sie das Thema. Florence erzählte von Tahiti und von ihren Kindheitserinnerungen. Sie hatte zwar noch einige Freunde und Bekannte auf Tahiti, aber es lebte keiner der Familie Uzar mehr dort. Der Bruder ihres Vaters war schon vor Jahrzehnten nach San Francisco ausgewandert.
    Sie blieben fast eine Stunde im Café Jacques. Als sie es verließen, leerten sich die Geschäftsstraßen bereits. Ein älteres Ehepaar stieg vor ihnen aus einem Taxi, dass sie schnell für sich nahmen. Zum Flughafen brauchten sie fünfzehn Minuten. Er war tatsächlich schon kurz vor zehn, als sie wieder im Terminal des Flughafens Faaa ankamen. Sie setzen sich auf eine Bank vor einem geschlossenen Restaurant. In der Nähe, an einem Schalter tippte ein Flughafenangestellter eine Liste in die Tastatur seines Computers.
    »Jetzt bin ich aber doch etwas kaputt«, sagte Florence stöhnend. »Ich glaube, ich sollte mich erst einmal frisch machen.« Sie drehte sich zu Georg. »Ich möchte ja

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