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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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zu tun hat, etwas aus ihrer Vergangenheit. Und sie glauben, die Briefe können ihnen dabei helfen?«
    Florence nickte. »Wir hoffen es. Die Briefe könnten uns auf einen neue Spur bringen.«
    »Und sie glauben, dass Madame Jasoline wirklich diesen Gauguin, diesen Maler gekannt hat?«
    »Es spricht vieles dafür«, antwortete Florence. »Als Kind hat Madame Jasoline auf den Marquesas gelebt, zu einer Zeit, als auch Gauguin dort war.«
    Alfred lächelte. »Ich habe vorhin in unserem Lexikon nachgesehen. Dieser Paul Gauguin ist auf einer Insel namens Hiva Oa gestorben und zwar im Jahre 1903.«
    »Hiva Oa gehört zu Marquesas«, sagte Florence. »Ich selbst lebe auf Nuku Hiva, einer Nachbarinsel und Jane erzählte uns von Ua Huka, dass Madame Jasoline es als ihre Insel bezeichnet hätte. Ua Huka gehört auch zur Gruppe der Marquesas. Sie sehen es passt alles gut zusammen.«
    Alfred nickte.
    »Wir wissen«, fuhr Florence fort, »dass Madame Jasolines Vater Anfang dieses Jahrhunderts auf den Marquesas stationiert war, dass die Familie Jasoline dort gelebt hat. Wir hoffen einfach, dass in den Briefen etwas über Paul Gauguin erwähnt wird, etwas das beweist, dass sie sich wirklich gekannt haben.    
    »Dann müssen sie eben alles lesen«, sagte Jane und reichte Florence das Bündel mit den Briefen.
    Alfred stimmte seiner Frau zu und tippte dabei mit dem Finger auf das dicke Buch, das er zusammen mit den Briefen geholt hatte und das die ganze Zeit unbeachtet auf dem Wohnzimmertisch gelegen hatte. »Wenn wir ihnen die Briefe geben, dann können sie auch gleich dieses Album mitnehmen. Wenn ich mich richtig erinnere, war es Madame Jasoline damals sehr wichtig, etwas Persönliches.« Alfred schlug das Buch auf. »Sehen sie, Madame Jasoline hat darin Zeitungsartikel gesammelt, so wie andere Leute Briefmarken oder Postkarten.«
    »Darf ich?«, fragte Georg und zog das Album zu sich herüber. Er blätterte darin. Die Zeitungsartikel waren sorgfältig ausgeschnitten und in die Seiten des Albums geklebt. Bei einigen war das Erscheinungsdatum und auch der Name der Zeitung handschriftlich am Seitenrand eingetragen, wenn er nicht auf dem Ausschnitt selber stand.
    Florence sah erst Georg und dann Jane und Alfred an. »Gut, wir werden die Briefe mitnehmen«, sagte sie schließlich. »Wir werden sie uns ansehen und dann besuchen wir sie noch einmal und berichten ihnen, ob wir etwas gefunden haben und erst dann entscheiden sie, ob wir all dies behalten sollen.«
    *
    Georg sah auf die Uhr, als sie in der Hillburne Avenue in ein Taxi stiegen. Er war müde. Die Reise in der vergangenen Nacht, die Zeitverschiebung, machten sich jetzt auch bei ihm bemerkbar. Sie waren fast zwei Stunden bei Jane und Alfred gewesen. Es war halb neun als Florence und er schließlich die Lobby des Hotels betraten und auf die Fahrstühle zugingen. Georg hatte sich das schwere Album unter den Arm geklemmt, Florence behielt das Bündel mit den Briefen. Sie wollte auf ihrem Zimmer schon einmal einen Blick hinein werfen, was Georg nur Recht war. Auch wenn sein Französisch für alle Situationen ausreichte, so war es doch immerhin Florence Muttersprache und sie würde den Inhalt der Briefe wesentlich schneller erfassen können als er selbst. So überließ er ihr die Sichtung, zumindest die erste Sichtung. Georg hätte sich ohnehin nicht mehr auf irgendwelche Texte konzentrieren können. In der letzten Nacht im Flugzeug nach Sydney hatte er nur unbequem geschlafen, was sich jetzt bemerkbar machte. Im Hotel, vor Georgs Zimmer blieben sie kurz stehen. Florence musste noch bis zum Ende des Flures gehen, um zu ihrem Zimmer zugelangen.
    »Wollen wir uns morgen um neun zum Frühstück treffen, das ist doch nicht zu früh, oder?«, fragte Georg.
    »Morgen um neun geht in Ordnung«, antwortete Florence.
    Sie sah ihn an, als wenn sie noch auf etwas wartete. Georg besann sich und diesmal war er es, der ihr einen Kuss auf die Wange gab.
    »Bonne nuit«, sagte sie, wandte sich von ihm ab und ging den Flur entlang. Nach wenigen Metern drehte sie sich aber noch einmal um. Sie hob ihre rechte Hand leicht an, lächelte und winkte ein letztes Mal zum Abschied. Georg sah ihr noch nach, bis sie in ihrem Zimmer verschwunden war, bis er selbst in sein Zimmer ging. Er legte sich nicht sofort schlafen, er hatte plötzlich doch noch Hunger. Er studierte die Speisekarte und bestellte sich telefonisch ein Omelette, Brot mit Käse und eine Flasche Rotwein. Nach zwanzig Minuten brachte der

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