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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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prüfen.«
    Claudius Brahm nickte und Edmund Linz lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück.
    »Gibt es sonst noch Fragen an den Gutachter?«, sagte Simon, als wenn sie sich vor einem Schiedsgericht befanden. Er ließ einige Sekunden vergehen.
    »Also gut, wann können sie uns das Gutachten aushändigen, Herr Brahm?«
    »Morgen Mittag können sie es in meinem Büro abholen lassen.«
    Simon nickte. »Und nun zur wichtigsten Frage«, sagte er ruhig und sah kurz zu Edmund Linz hinüber. »Auf welche Summe empfehlen sie das Mindestgebot für die Versteigerung?«
    Claudius Brahm holte einen Zettel aus seinem Jackett und schob ihn zu Simon hinüber. Simon nahm das Papier und faltete es auseinander. Er sparte sich die Begründung für die Zahl, die dort geschrieben stand. Er sah erneut Edmund Linz an, der überrascht schien.
    »Was heißt Mindestgebot, warum wird das jetzt schon festgelegt«, fragte Edmund Linz, noch bevor Simon die Summe nennen konnte.
    »Es ist das Gebot, mit dem wir die Versteigerung beginnen werden. Das Gebot wird vor der Auktion veröffentlicht, so wissen die Bieter, woran sie sind, weiter ist es nichts.«
    »Aber sie beeinflussen die Leute doch damit. Ich möchte einfach nur den höchst möglichen Preis für mein Bild erzielen.«
    »Das werden sie ja auch«, beschwichtigte Simon. »Jetzt hören sie doch erst einmal, was Herr Brahm empfiehlt.«
    Edmund Linz wollte noch etwas sagen, nickte dann aber. Simon wartete kurz, bis er sich wieder dem Zettel in seiner Hand zuwandte.
    »Der Schätzwert für das Gauguin-Gemälde lautet sieben Millionen Deutsche Mark, wir erhöhen um zehn Prozent, so dass das Mindestgebot auf sieben Millionen siebenhunderttausend D-Mark stehen wird. Wie gesagt ist es das Mindestgebot, mit dem wir einsteigen.«
    Georg hatte mit dieser Summe gerechnet, eigentlich hatte er sogar mit noch mehr gerechnet, aber es war ja auch nur der Einstieg und es konnte im Verlaufe einer Versteigerung auch ein zweistelliger Millionenbetrag werden. Der Gesichtsausdruck von Edmund Linz erhellte sich, obwohl er versuchte es zu unterdrücken.
    »Sieben Millionen siebenhunderttausend«, wiederholte er die Summe. »Was bleibt da für mich?«
    »Eine einfache Rechnung«, antwortete Simon. »Von den knapp acht Millionen bleiben Ihnen fünfundsiebzig Prozent. Unsere Kosten werden sich wohl ungefähr auf fünfhunderttausend belaufen. Da sind die Gebühren und Kosten der Auktion und die des Gutachtens enthalten, die Versicherung und andere Kleinigkeiten und natürlich auch das Honorar von Herrn Staffa. Sie sehen Herr Linz, ich bin ganz offen. Sie können sich also leicht ausrechnen, was Ihnen bleibt. Ein gutes, sehr gutes Geschäft für sie, dass sie nur mit unserer Hilfe und unserem Engagement durchführen konnten.«
    Simons Worte klangen etwas übertrieben, doch Edmund Linz hörte einige Sekunden lang nicht richtig zu. Er rechnete bereits, fünfundsiebzig Prozent, das waren nicht ganz sechs Millionen. Die Zahl hörte sich nicht sehr hoch an, aber sie zu haben, war besser, als von zweistelligen Millionenbeträgen nur zu träumen.
    »Wie geht es jetzt weiter«, fragte Edmund Linz schließlich.
    Simon hob die Hand und wies in Richtung seines Mitarbeiters. Heinz Kühler richtete sich in seinem Stuhl auf. Er war bisher nur Zuhörer gewesen. Er hatte einige Zettel vor sich liegen und begann nach etwas zu suchen. Er blickte schließlich auf.
    »Die Versteigerung wird in gut zehn Wochen stattfinden. Und zwar am 25. September, einem Freitag. Der Veranstaltungsort wird das Kongresszentrum der AMS, der Assekuranz-München-Salzburg sein. Die AMS übernimmt auch die Versicherung des Gemäldes. Die Versicherungssumme wird noch ausgehandelt und zwar auf Basis des Gutachtens von Herrn Brahm. Es ist aber üblich etwa dreißig bis vierzig Prozent über dem Mindesgebotspreis zu versichern. Genau am Samstag den 5. September, also gut drei Wochen vor der Versteigerung, wird das Gemälde im Kongresszentrum der AMS ausgestellt. In der Zeit während der Ausstellung, also bis zum Versteigerungstermin, werden wir eine PR-Kampagne durchführen.« Dann schwieg Heinz Kühler einige Sekunden, bevor er fortfuhr. »Es gibt da noch eine Sache, die wir so gut wie klar gemacht haben.« Er sah zu Simon hinüber.
    »Nein, ist schon in Ordnung, erzählen sie ruhig«, gab Simon sein Okay.
    »Gut, also, wie der Zufall es so will, findet seit Mitte Juni im Folkwang Museum Essen eine Gauguin-Ausstellung statt. Die Ausstellung hat auch noch den

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