1981 - Richard
treffenden Titel: Paul Gauguin - Das verlorene Paradies . Vielleicht haben sie davon gehört?« Heinz Kühler sah kurz in die Runde, bekam aber keine Bestätigung. »Die Ausstellung läuft noch bis Mitte Oktober und zieht dann weiter nach Berlin , in die Neue Nationalgalerie , um dort bis Ende Januar nächsten Jahres gezeigt zu werden. Herr Halter und ich haben uns mit den Verantwortlichen der Neuen Nationalgalerie in Verbindung gesetzt. Wir waren natürlich sehr diskret, aber man hat uns versichert, Interesse an unserem Gauguin zu haben. Sie wollen das Bild in ihre Ausstellung integrieren. Der neue Eigentümer wird sich bei der Versteigerung dazu verpflichten müssen, den Gauguin für ein paar Monate der Neuen Nationalgalerie Berlin zu überlassen. Ich denke, das ist doch eine tolle Sache.«
Heinz Kühler hatte auf dem leeren Stuhl neben sich ein Buch liegen, das er jetzt auf den Besprechungstisch hob. Es war ein großer schwerer Band in weißgrau. Auf der Coverseite war das Gauguin -Gemälde » Contes Barbares« abgebildet. Er stellte den Katalog auf und hielt ihn in die Runde.
»Den Ausstellungskatalog gibt es natürlich schon«, kommentierte er, »weil die Ausstellung ja bereits in Essen läuft. Unser Gauguin kann daher also nicht mehr in den Katalog aufgenommen werden, was etwas schade ist, wenn ich an unsere Probleme zu Beginn dieses Falles denke.«
Alle nickten, außer Edmund Linz, der sofort etwas entgegnete. »Das verstehe ich nicht, warum ist das noch wichtig, wir haben doch jetzt einen schönen Herkunftsnachweis?«
»Das stimmt ja auch«, antwortete Simon, »und wir werden unsere Ergebnisse ja auch publizieren, so dass in alle Ewigkeit bekannt sein wird, das unser Gauguin ein echter Gauguin ist.« Er atmete tief ein, bevor er weiter sprach. »Ich hätte es nur gerne gesehen, dass dieses Bild in einem Ausstellungskatalog verzeichnet ist. Wenn eines Tages jemand nach London reist, so wie es mein Mitarbeiter Herr Kühler getan hat, um aus welchen Grund auch immer bei Tate oder in den National Gallerys etwas über das Gauguin -Werk Julie des Bois zu recherchieren, dann findet er wenigsten auch etwas.«
Claudius Brahm tippte auf den Katalog, den Heinz Kühler inzwischen in die Mitte des Besprechungstisches geschoben hatte. »Ich denke die Kollegen von der Neuen Nationalgalerie werden einen Flyer drucken lassen und ihn zusammen mit dem Katalog verkaufen oder weitergeben. Das ist zwar nur ein kleiner Trost, aber besser als gar nichts.«
»Auf jeden Fall ist unser Gauguin jetzt in einer namhaften Ausstellung positioniert« fügte Heinz Kühler noch hinzu. »Dennoch ist es natürlich wichtig, dass bis zur ersten Pressekonferenz Anfang September weiterhin eine Art Nachrichtensperre gilt.«
Simon nickte. »Dieser Punkt ist wirklich sehr wichtig. Die Nachricht von einem unbekannten Gauguin soll einschlagen wie eine Bombe. Die Herren in Berlin wissen lediglich, dass wir einen Gauguin zu ihrer Ausstellung beitragen wollen. Wir werden erst auf der Pressekonferenz die Karten auf den Tisch legen. Die Einladung an die Journalisten und natürlich auch an die Vertreter der Neuen Nationalgalerie und des Folkwang Museums wird erst kurz vorher herausgegeben.«
»Eine PR-Kampagne?«, fragte Edmund Linz. »Ich möchte aber nicht, dass jemand meinen Namen erfährt, ich möchte nicht als Eigentümer des Millionen-Gemäldes bekannt werden.«
»Keine Sorge«, beschwichtigte Simon. »Es geht nur um den Gauguin selbst, die PR gilt nur dem Bild. Wir werden nach der Pressekonferenz Museen und bekannte Privatsammler anschreiben, selbstverständlich alles sehr gemäßigt und seriös. Sie müssen sich dabei um nichts kümmern, sie müssen nicht einmal zur Pressekonferenz oder gar zur Versteigerung erscheinen, sie können in Ruhe ihr Geld verdienen.« Simon sah in die Runde.
»Ich habe auch eine Frage«, meldete sich Georg. Er wartete noch, bis alle ihn ansahen. »Herr Brahm, in ihrem Gutachten sind ja nur die wesentlichen Beweise angeführt, die zu einem Herkunftsnachweis des Gauguin-Gemäldes führen. Was ist mit all den anderen Informationen, die wir gesammelt haben. Gehört es nicht auch zu der Geschichte des Gemäldes, was aus dem kleinen Mädchen geworden ist, wer sie war, ihre Lebensgeschichte, die Geschichte ihres Umfeldes? Und, ohne unbescheiden zu sein, ist es doch auch sehr interessant, auf welche Weise wir schließlich den Herkunftsnachweis entdeckt haben.«
Claudius Brahm lächelte. »Natürlich ist das von
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