1981 - Richard
wenn es erst einmal angefangen hatte, wenn sich die Flammen erst einmal entzündet hatten. Selbst Sauerstoffmangel nützte nichts, die Reaktion, die verwendeten Stoffe, besaßen ihren eigenen Sauerstoff. Es war perfekt, aus Sicht eines Pyrotechnikers war es perfekt. Bevor er den Türgriff berührte, versetzte er seinem Gesicht den Ausdruck des Überraschten. Er drückte die Klinke, aber die Haustür war noch verschlossen. Er drehte sich zum Schlüsselbord um und weil dort nichts hing, ging er über den Flur zwei Meter zurück zur Kommode. Es klingelte ein drittes oder viertes Mal. Er griff nach dem braunen Lederetui, fummelte den Schlüssel heraus und ging damit wieder zur Tür. Es klingelte noch einmal, die Abstände wurden immer kürzer, so schien es, immer ungeduldiger. Er drehte den Schlüssel im Schloss, drückte den Türgriff und zog die Tür auf.
»Guten Morgen«, sagte er so überrascht wie er konnte.
Im ersten Augenblick war seine Überraschung gespielt, dann aber sofort echt. Ihm schossen plötzlich tausend Gedanken durch den Kopf, vor ihm stand nicht Simon Halter oder die Polizei oder jemand von der Versicherung, vor ihm stand Konrad Schumann, er war allein.
»Was wollen sie denn hier?« Er hatte seine Fassung blitzschnell wieder gefunden.
»Entschuldigen sie, dass ich auf einem Sonntagmorgen..., aber ich wollte sie schon gestern Abend aufgesucht haben, aber ich habe sie nicht gefunden, dass heißt...«, Konrad Schumann stutzte. »Sie sind umgezogen, ich habe ihre Adresse aus dem Telefonbuch«, fuhr er dann fort.
»Das haben sie richtig erkannt«, antwortete Edmund Linz. Es klang fast wie eine Rechtfertigung.
»Darf ich hereinkommen?«, fragte Konrad Schumann. »Ich habe ihnen auch die Zeitung von unten mitgebracht.«
Konrad Schumann hielt ihm die gefaltete Sonntagszeitung entgegen. Edmund Linz starrte auf die ausgestreckte Hand, aber nicht, weil er keine Zeitung abonnierte, sondern, weil genau dort, wo die Zeitung gefaltet war, ein Foto von dem Gauguin -Gemälde zu sehen war. Sollte das Absicht sein. Edmund Linz dachte nicht lange nach. Er nahm Konrad Schumann die Zeitung aus der Hand.
»Danke!« Er zögerte kurz, besann sich dann aber wieder. »Meinetwegen, kommen sie rein.«
Konrad Schumann trat durch die Wohnungstür und sah sich um. Edmund Linz ging voran und öffnete die Wohnzimmertür. Konrad Schumann folgte ihm und setzte sich ohne Aufforderung in einen Sessel. Er sah sich auch in diesem Raum um.
»Ihr Stil hat sich etwas geändert«, sagte er provokativ.
»Das geht sie gar nichts an«, entgegnete Edmund Linz und setzte sich auf die Lehne seiner Couch. Die Zeitung hielt er noch immer in der Hand.
Sie schwiegen einige Sekunden, bis Edmund Linz in die Offensive ging, etwas, das er schon längst hätte tun sollen, wie ihm erst jetzt bewusst wurde.
»Was wollen sie von mir, ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt.«
Konrad Schumann lächelte. »Das haben sie auch, aber ich war der Meinung, sie brauchten nur etwas Zeit, bis wir wieder vernünftig miteinander reden können. Es muss ja schließlich ein Schock für sie gewesen sein, das ist mir erst viel später bewusst geworden.«
»Das verstehe ich nicht, was ist ihnen bewusst geworden?«, fragte Edmund Linz ärgerlich.
»Schade, ich dachte es wäre jetzt die Zeit, noch einmal vernünftig miteinander zu sprechen. Wir wollen das Ölgemälde nach wie vor zurück. Es nützt ihnen doch gar nichts, außerdem haben sie doch ihr Geld bekommen, sogar mit ordentlichen Zinsen.«
»Was!« schrie Edmund Linz, »sie sprechen von den paar Tausendern, wissen sie was das Bild wert ist, es ist Millionen wert, zehn Millionen mindestens.«
Konrad Schumann sah ihn mit offenem Mund an. Edmund Linz erhob sich und faltete die Zeitung auseinander.
»Hier, sie sind doch deswegen gekommen. Treiben sie kein Spiel mit mir. Sagen sie mir was sie wollen.« Edmund Linz zögerte, »oder sagen sie am besten gar nichts mehr, verschwinden sie.«
Konrad Schumann starrte auf die Zeitung. Er nahm sie Edmund Linz aus der Hand. Der Artikel wurde nur angekündigt, mit einem Verweis auf die Seite einundzwanzig. Auf der Titelseite war aber das Foto von dem Ölgemälde abgebildet. Konrad Schumann las erst die Bildunterschrift und blätterte dann zu dem Artikel. Das Gemälde wurde näher beschrieben und dass es sich bisher in Privatbesitz befand und erst jetzt der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Dann kamen einige Ausführungen über den französischen Maler Paul
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