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1984 - Yaronag

Titel: 1984 - Yaronag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beleuchtete. Er war der Gott des Todes und der Fährmann ins Himmelreich, der - nach manchen Schriften der Tazolen - unter anderem darüber entschied, welches Leben die Tazolen im Jenseits führen würden. Da gute Taten belohnt und schlechte bestraft wurden, ließen sich krasse soziale Unterschiede mit seiner Hilfe auf die angenehmste Weise erklären. Wer im vorhergehenden Leben nicht genügend gute Taten vollbracht hatte, wurde vom Fährmann dadurch bestraft, dass er im neuen Leben auf der untersten sozialen Stufe landete.
    Mit einer solchen Auslegung ließ sich soziale Verantwortung der einen für die anderen elegant eliminieren, und die Bessergestellten konnten ihr Leben in vollen Zügen genießen, war es doch nichts weiter als eine einzige Belohnung für gute Taten, die man in einem vorhergehenden Leben bereits vollbracht hatte.
    Erst hatte der Ertruser die kleine Pause, die er sich gönnte, nutzen wollen, um ein wenig zu schlafen. Doch dann hatte er sich für Entspannung bei der Lektüre entschlossen.
    Der Syntron blendete die Seiten alter tazolischer Schriften im Holo ein, daneben die jeweilige Übersetzung.
    Der Kommandant genoss es, sich darin zu vertiefen und für eine Weile vollkommen abzuschalten. Lange aber konnte er sich nicht auf diese Weise zurückziehen, denn Dr. Julio Mangana stürzte in den Raum. „Was ist los?" rief er. „Hast du den Alarm nicht gehört?"
    Kalle Esprot schreckte auf. Seine Blicke wanderten zu einem kleinen Monitor an der Wand, und dort sah er ein Licht flackern. Der von Mangana angesprochene Alarm war gerade mal fünf Sekunden alt. „Was ist passiert?" fragte er, während er zusammen mit dem Arzt die Bibliothek verließ. „Die Tazolen rebellieren. Sie haben sich eine Waffe besorgt. Beinahe wäre ihnen Tuyula Azyk in die Hände gefallen. Sie war bei Vincent Garron."
    Sie eilten durch die Gänge der Zentraleinheit der GILGAMESCH. Schon bald vernahmen sie die lärmenden Stimmen der Gefangenen, die sich nicht mehr in einem Raum aufhielten, sondern ihnen entgegenkamen.
    Der Kommandant schob seinen linken Arm zur Seite und hielt Dr. Mangana zurück, um danach allein weiterzugehen.
    Er hatte sich kaum zehn Schritte von dem Mediker entfernt, als er die Tazolen sah. Eng zusammengedrängt, als suchten sie Schutz beieinander, näherten sie sich ihm. Einer von ihnen ging etwa zwei Meter vor ihnen her. Er hatte einen schweren Energiestrahler, den er mit beiden Händen hielt. Furchtlos trat der Ertruser auf ihn zu.
    Die Gruppe der Gefangenen blieb stehen, und der Tazole an der Spitze hob die Waffe, um sie auf den Kommandanten zu richten. Kalle Esprot schob sie gelassen mit der Hand zur Seite, versuchte aber nicht, sie ihm zu entreißen. „Das reicht jetzt", sagte er ruhig. „Was soll das alles?"
    „Mit einem Ungläubigen wie dir rede ich nicht", krächzte der Tazole. Er ließ den Energiestrahler sinken, wohl weil er zu schwer für ihn war, so dass er ihn nicht ständig schussbereit hochhalten konnte. „Das verstehe ich", reagierte der Ertruser erstaunlich feinfühlig. „Andererseits ist mir nicht ganz klar, wie ich mich deinen Göttern nähern soll, wenn du dich weigerst, mir von ihnen zu erzählen."
    „Wir brauchen Elcoxol", eröffnete ihm der Tazole, anstatt zu antworten. „Dringend! Bevor wir kein Elcoxol haben, werden wir nicht reden."
    „Das kann euch nur einer geben - Vil an Desch", entgegnete der Kommandant.
    Die Tazolen begannen unwillig und wütend zu murren. Allein dass er den Namen des ehemaligen Anführers der Algiotischen Wanderer erwähnte, erzürnte sie bereits. Von ihm wollten sie nichts wissen.
    Kalle Esprot streckte die Hand aus und nahm dem Tazolen den Energiestrahler aus den Händen, ohne auf Widerstand zu stoßen. „Ich verspreche euch, dass ich euer Problem lösen werde", versetzte er. „Ich werdet Elcoxol erhalten. Geht jetzt zurück!"
    Er war sich nicht sicher, ob er die Erwartungen der Gefangenen erfüllen konnte, sah jedoch keinen anderen Weg als diese Hilfszusage. Eine Alternative wäre gewesen, die Tazolen mit Gewalt in ihre Räume zurückzutreiben. Daran aber lag ihm nicht. Er wollte die Stimmung zwischen ihm und ihnen nicht noch weiter verschlechtern.
    Die Tazolen diskutierten kurz miteinander, dann erwies sich die Taktik des Kommandanten als richtig. Sie gaben ihren Widerstand auf und kehrten in die ihnen zugewiesenen Räume zurück. Wenig später erfuhr Esprot, dass es ihnen gelungen war, einen Waffentechniker zu überwältigen und ihm den

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