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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Kopffüßer, von denen allerdings nicht jede jeden Trick beherrscht. Einige können durch Kontraktion Wasser mit solcher Gewalt aus sich herausschießen, daß sie abschwirren wie eine Rakete. Andere verfügen über Leuchtorgane, die es ihnen ermöglichen, sich verschiedene Farben zuzulegen. Nicht zu vergessen die Besonderheit, die überhaupt erst zu dem Namen Tintenfisch geführt hat, die Anhangdrüse, aus der dem Gegner eine dunkle Wolke entgegengeschleudert wird. Aber ich will Ihnen keinen zoologischen Vortrag halten. Sie dürfen mir glauben, daß es die großen Arten dieser Tiere gibt, daß sie aber selten gesichtet werden. Darum wissen nur wenige Leute darüber Bescheid. Ich bin sicher, die Männer auf der FLECHA gehören nicht dazu. Sie werden also, wenn sie tatsächlich eine Kamera laufen haben, beim Anblick eines Octopus zwar einen gewaltigen Schreck kriegen, aber unter seinem wabbelnden Mantel keinen Kampfschwimmer vermuten. Also, sie sehen das Tier, kriegen den Schreck, und gleich darauf ist ihr Monitor schwarz wie Tinte.«
»Donnerwetter!« sagte Paul Wieland. »Ist schon ’ne tolle Idee, sich hinter so einem Ungeheuer zu verstecken.« »Nicht hinter dem Ungeheuer«, korrigierte der Captain, »sondern darin. Der Taucher schlüpft in die Octopushaut und zieht den Reißverschluß von innen zu. Sogar das Sauerstoffgerät ist dann darin verschwunden.«
»Aber wenn die Burschen das Tier unter ihrem Kiel gesehen haben«, warf der Polizeichef ein, »ist ja wohl kaum damit zu rechnen, daß sie fünf Minuten später beruhigt in die Koje gehen und alles Weitere dem Wachposten überlassen. Im Gegenteil, die Folge wird erhöhte Aufmerksamkeit sein, also keine besonders günstige Voraussetzung für das Entern der Yacht. Und überhaupt: Wenn bald darauf die Geldübergabe stattfinden soll, wird vermutlich die ganze Crew an Deck sein.« 
    »Das ist auch so ein Punkt«, erwiderte der Captain . »Die ganze Crew, was ist das? Vier, sechs, acht Mann?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete Garcia. »Die Beobachtungen von der Base Naval und von den beiden Kaps aus haben noch nichts Eindeutiges ergeben.«
»Ein Grund mehr«, sagte Wickers, »sich die Sache mal aus der Nähe anzusehen.«
»Aber das Video!« wandte Garcia ein. »Irgendwann wird die Sicht doch wieder klar! Der Tintenausstoß verdünnt sich, treibt weg. Dann können sie genau verfolgen, was unter ihrem Schiff passiert.«
»Bis dahin haben wir die Kamera außer Betrieb gesetzt. Im übrigen wissen wir ja noch nicht einmal, ob überhaupt eine da ist. Wieder ein Beweis, daß man unseren Einsatz nicht von diesem Zimmer aus definieren kann. Wie wär’s, meine Herren, wenn Sie sich zu folgendem entschlössen? Sie geben uns den Auftrag, hinüberzuschwimmen und den Schauplatz in Augenschein zu nehmen. Alles Weitere überlassen Sie uns.« 
    »Und wann soll das Ganze stattfinden?« fragte Reyes. 
    »Sobald es dunkel ist, also gegen halb acht. Wir können noch bei Tageslicht das Ufer verlassen, sagen wir, um halb sieben.«
»Wollen Sie etwa«, fragte der Polizeichef, »die Strecke in einer Stunde zurücklegen? Noch dazu in diesen verrückten Anzügen?«
Wickers winkte ab. »Kein Problem! Wir haben einen Spezial-Scooter, der uns durchs Wasser zieht. Etwa zwanzig Meter vor der FLECHA legen wir ihn auf dem Grund ab, und nach beendeter Aktion bringt er uns wieder zurück. Also: Sollen wir oder sollen wir nicht?«
Niemand antwortete, und so fuhr der Captain fort: »Sie dürfen sicher sein, ich setze das Leben meiner Männer nicht leichtfertig aufs Spiel, und mein eigenes auch nicht!« 
    »Und bitte auch nicht das der acapulqueños !« fügte der Bürgermeister hinzu.
Diese Worte wertete der Captain als Zustimmung. Er nickte und stand auf.

14.
    Es war Mittag, die Zeit des höchsten Sonnenstandes, aber die Strände waren leer. Sogar das Biwak unterhalb des Hotels REINA DEL PACIFICO existierte nicht mehr. Die am Morgen erfolgte Bekanntgabe des Polizeichefs, das Ergebnis der chemischen Analyse habe die Angaben der Erpresser bestätigt und damit sei für den noch nicht evakuierten Teil der Bevölkerung die Gefahr einer Dioxin-Verseuchung größer geworden, hatte einen neuerlichen Schub ausgelöst. Noch einmal hatten sich die Straßen mit Flüchtlingen gefüllt, und um elf Uhr vormittags war die Meldung gekommen, nunmehr hätten sechs- bis siebenhunderttausend Menschen die Stadt verlassen.
    Waren Acapulcos Stunden gezählt? Der Krisenstab

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