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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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stattfinden.
So bekam die Polizei noch einmal alle Hände voll zu tun. Glücklicherweise hatte sich die Evakuierung der Flüchtlinge so weit eingespielt, daß einige Polizei-Einheiten von den Hauptverkehrswegen abgezogen und zur Räumung der Sperrzonen eingeteilt werden konnten.
Der Bürgermeister stöhnte: »Muß das nun auch noch sein? So kurz vor Schluß!«
»Muß es wohl«, antwortete Reyes, »jedenfalls in ihren Augen. Die haben auch ihre Psychotricks. Kurz vor der Geldübergabe wollen sie uns noch einmal zeigen, wie gefährlich sie sind.«
»Wann teilen wir ihnen denn nun die Höhe der Summe mit?« fragte Garcia. »Vor den Sprengungen? Danach? Oder dazwischen?«
»Machen Sie’s jetzt«, sagte der Bürgermeister, »damit wir endlich Klarheit haben.«
Garcia setzte sich vor das Gerät, legte seinen Schreibblock bereit. Darauf standen die Notizen, die er während der vorangegangenen Beratung gemacht hatte. Bevor er die Taste drückte, sagte er: »Komisch, daß die Burschen jetzt immer nur englisch reden.«
»Ich nehme an«, meinte Reyes, »der Spanier ist überfordert. Seine abgehackte Durchsage hat’s bewiesen.«
»Ja«, sagte Garcia, »das könnte sein. Also, ich fang’ mal an.« Er drückte die Taste.
»Achtung! Bitte kommen!«
Erst als er den Ruf wiederholt hatte, kam die Antwort: »Wir hören.«
Diesmal waren die Lautsprecher nicht mit eingeschaltet, und Garcia war froh darüber. Er fühlte sich sicherer, wenn die Antworten nicht auch noch von draußen hereindröhnten.
»Vor kurzem ist die letzte Dollarsendung eingetroffen«, sagte er. »Wir erwarten jetzt Ihre Anweisungen, wie das Geld übergeben werden soll. Ende.«
»Wieviel ist es? Ende.«
»Einundzwanzig Millionen und zweihunderttausend Dollar in Scheinen à fünfzig, hundert, fünfhundert und tausend. Ende.«
»Was soll das? Sie kennen unseren Preis! Ende.«
»Mehr ist nicht da. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die großen Hotels haben ihr Geld im Ausland, und von da kann es so schnell nicht herangeholt werden. Eventuell könnten wir noch ein paar zusätzliche Millionen beschaffen, aber dazu brauchten wir eine Frist von etwa sechs Tagen. Eine Abordnung von uns müßte nach San Francisco fliegen, eine andere nach New York, eine dritte nach Montreal. Dort sitzen die Dachverbände. Natürlich würden auch da erst die entsprechenden Gremien zusammentreten, aber es besteht eine gewisse Chance, daß noch zwei bis drei Millionen dazukämen. Sollen wir es versuchen? Ende.«
»Warum haben Sie das nicht längst telefonisch gemacht? Ende.«
»Haben wir ja! Aber so aus dem Stand rücken die keinen Cent raus. Begreifen Sie doch: Diese Leute sitzen weit vom Schuß und auch weit weg von Ihrem verfluchten Gift!«
»Wir kommen Ihnen entgegen. Fünfzig Millionen.«
»Dann müssen wir Acapulco aufgeben! Aber seien Sie nicht unmenschlich! Lassen Sie uns, bevor Sie die Fässer sprengen, vierundzwanzig Stunden Zeit, damit wir den Rest unserer Leute evakuieren können. Es sind noch etwa zweihunderttausend Menschen in der Stadt, und es wird ein hartes Stück Arbeit sein, auch die letzten Querköpfe aus ihren Hütten zu holen. Was hätten Sie denn davon, wenn Sie die vor Ihrem Verschwinden noch schnell mit Dioxin überschütten? Ende.«
»Vierzig Millionen. Ende.«
»Verstehen Sie noch immer nicht? Die Dollar liegen hier vor mir auf dem Tisch. Es sind über hunderttausend Banknoten, fast ein halber Kubikmeter Geld! Das ist alles, was wir haben. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, verlieren wir unsere Stadt, und Sie gehen leer aus. Aber eines sollten Sie noch wissen! In der Base Naval stehen sechs Kampfhubschrauber bereit. Die Besatzungen warten nur auf den Einsatzbefehl. Sollten Sie Ihre Drohung wahrmachen, sind die Maschinen eine Minute später in der Luft und haben Sie erreicht, noch bevor Sie mit Ihrem Boot um Kap Punta Bruja herum sind. Also, wenn Sie unsere 21,2 Millionen Dollar nicht akzeptieren und als Antwort das Gift freisetzen, betreiben Sie das reinste Selbstmordprogramm. Wollen Sie das wirklich?«
Paul Wieland hatte plötzlich eine Idee. Er ging zu Garcia, erbat mit einer raschen Geste das Sprechgerät, drückte die Taste und sagte – zum Erstaunen aller – auf deutsch: »Seien Sie doch zufrieden mit einem solchen Haufen Geld! 21,2 Millionen Dollar, das sind über vierzig Millionen Mark! Überlegen Sie mal, was Sie mit einem so großen Vermögen in der Bundesrepublik anfangen könnten! Sie hätten bis an Ihr Lebensende ausgesorgt. Ende.«
Zunächst

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