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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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präpariert worden. Einen davon hatte Robert für die Jagd auf Golombek zur Verfügung gestellt.
Um neun Uhr verließen sie das Hotelzimmer, jeder mit seiner .45-er ACP im Achselhalfter und zwei Handgranaten in den Jackentaschen. Im Lift sagte Fred: »Die Knallbonbons beulen unsere Klamotten ganz schön aus.«
»Nachher verstauen wir sie woanders. Klar, daß sie ihr Gewicht haben, aber sie sollen ja auch was bewirken. Damals, zu meiner Zeit, hatte Robert den Mann aus Köln noch nicht an der Hand. Wir mußten die Dinger selbst basteln, machten das meistens auf der Basis von Natriumchlorat und Zucker, also einem Sauerstoffträger und der notwendigen brennbaren Substanz. Beides war leicht zu beschaffen. Wir haben die abenteuerlichsten Gegenstände hergestellt: Spielzeug, Marzipanbrote, Feuerlöscher, Spraydosen. Dies hier …«, er klopfte leicht auf seine rechte Jackentasche, »ist viel einfacher zu handhaben. Du ziehst ab wie bei ’ner normalen Handgranate, zählst, schmeißt und gehst in Deckung.«
An der Rezeption gaben sie den Schlüssel ab. Dann verließen sie das Hotel, stiegen ins Auto, tauchten ein in den geradezu chaotischen Abendverkehr auf Barcelonas Straßen.
Sie hatten das Gotische Viertel hinter sich gelassen, überquerten eine der breitesten Verkehrsadern der Stadt, den Gran via de les Corts Catalanes , und erreichten den Paseo de Gracias . Am Haus Nr. 111 entdeckten sie das Emblem der Bundesrepublik. Sie parkten, ein Stück versetzt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Granaten deponierten sie vor ihren Sitzen auf dem Boden des Autos. Fred zog aus der Innentasche seiner Jacke ein Fernglas hervor, setzte es an die Augen, ließ seinen Blick über die Front des Hauses Nr. 111 gleiten. »Wenn piso Stockwerk heißt, sitzt der Konsul im vierzehnten«, sagte er.
»So wird es sein«, antwortete Rüdiger, »denn für unsere Präsenz im Ausland brauchen wir ja wohl nicht gleich einen ganzen Wolkenkratzer.« Er sah sich die oberen Fenster an; sie waren dunkel.
»Wie hab’ ich mir die Aktion überhaupt vorzustellen?« fragte Fred. »Was tun wir zum Beispiel, wenn Golombek da drüben mit einem Taxi vorfährt und ins Gebäude will? Wir können ihm doch nicht ruckzuck von hier aus einen Schuß in den Rücken verpassen, müssen zumindest erstmal überprüfen, ob er es wirklich ist.«
»Ich würde ihm nachschleichen. Sobald ich die Gewißheit hab’, daß er es ist, komm’ ich zurück. Dann warten wir, bis er wieder auftaucht, und heften uns an seine Fersen. So erfahren wir, wo er wohnt, und irgendwann in der Nacht ergibt sich dann schon eine Gelegenheit, ihn in seinem Zimmer zu besuchen.«
»Das läuft nicht! Die lassen ihn bestimmt nicht wieder weg! Sie sollen ihn ja nach Deutschland bringen, und das heißt natürlich, er kriegt Polizeischutz. Also müßten wir in die Menge ballern, und so was ist mir zu gefährlich. Selbst wenn wir Glück haben und Golombek erledigen, sind die anderen sofort hinter uns her, und dann haben wir in dieser fremden Stadt nicht die geringste Chance, wegzukommen.«
Rüdiger bückte sich, nahm eine der Granaten auf, wiegte sie in der Hand. »In dem Fall behelfen wir uns hiermit.« Das Geschoß war – wie die Eierhandgranaten des Militärs – dunkelgrün und geriffelt, hatte nur eine andere Form, sah aus wie ein dickgepolsterter Knieschoner, und diese ungewöhnliche Machart hatte natürlich ihren Sinn: Die Granate ließ sich vortrefflich in eine Kofferecke einpassen.
»Du meinst, dann schleudern wir das Ding einfach in die Menge?«
Rüdiger nickte. »Nur so haben wir eine Chance, den Auftrag zu erledigen und auch wegzukommen. Aber glaub mir, die Aussicht, daß wir ihn heute oder in den nächsten Tagen zu Gesicht kriegen, besteht höchstens zu zehn Prozent! Vielleicht ist er ja tatsächlich in Spanien, nur in einer anderen Ecke als dieser, und wenn er sich dann melden will, geht er nach Madrid zur Deutschen Botschaft. Oder nach Malaga. Da gibt es, glaube ich, auch ein deutsches Konsulat. Aber ich finde, wir sollten jetzt nicht stundenlang hier im Auto herumsitzen. Das könnte auffallen. Wir steigen aus, gehen ein paarmal auf und ab, mal auf dieser, mal auf der anderen Straßenseite, trinken vielleicht sogar irgendwo einen Kaffee und behalten das Gebäude im Auge. Später setzen wir uns wieder ins Auto.«
»Na, und dann genügt es ja wohl, wenn nur einer Wache hält.«
»Hast recht! Der andere kann sich hinten hinlegen und pennen.«
    Wenige Minuten nach halb elf. Rüdiger hatte

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