1988 VX (SM)
beugte sich hinunter zu dem Gesicht des Mannes, küßte ihn, genoß die feuchte Wärme zwischen seinem und ihrem Leib. Dann richtete sie sich wieder auf, und das Wiegen ging weiter, endlos, wie ihr schien. Auch das hatte sie vom Frühjahr her in Erinnerung, daß Lars Nydager ausdauernd war.
Irgendwann kam der Augenblick, in dem sie sich wiederum vorbeugte, ihre Lippen an sein Ohr hielt und hauchte:
»Ich kann nicht mehr.« Erst da bäumte er sich auf, riß sie noch einmal hinein in einen wilden Taumel, wurde dann ruhig.
Sie legte sich neben ihn. Er spielte mit ihrem Haar, streichelte ihr Gesicht, hielt dabei die Augen geschlossen, und mit geschlossenen Augen sagte er: »Ich habe dir erst die eine Hälfte erzählt. Die andere folgt jetzt. Die vier Männer, mit denen du gekommen bist, leben nicht mehr.«
Sie glaubte sich verhört zu haben, schob seine Hand weg, richtete sich auf. »Was redest du da!« Und lachte sogar.
»So lautete diesmal unser Auftrag«, fuhr er mit noch immer geschlossenen Augen fort. »Du bist mir zugeteilt worden. Das heißt, ich habe darum gebeten, und man hat meinen Wunsch respektiert. Um sieben Uhr sind deine Kollegen abgeholt worden, aber es hat dann für sie kein Geld gegeben, sondern ein Grab im Fjord.«
Sie sah ihn an. Jetzt hatte er die Augen geöffnet. Sein Blick war eiskalt, und plötzlich glaubte sie ihm, begann zu zittern, versuchte, sich zu beherrschen. Es gelang ihr.
»Warum?« fragte sie.
»Zwei von euch sind gefaßt worden, und es ist nur eine Frage der Zeit, daß sie reden. Uns, also meine Partner und mich, können sie nicht beschreiben, weil sie damals nicht dabei waren, wohl aber dich und deine Leute; dann braucht man nur einen von euch zu finden, und schon hat man die Spur zu uns!«
»Dann wirst du mich also …«
»Nein, ich werde erklären, du bist mir durch die Lappen gegangen.«
Sie wußte, daß er log. Er würde erledigt sein, wenn ihm so etwas passierte.
»Ich danke dir«, sagte sie, »aber wie komme ich raus aus deinem Land?«
»Ich werde dich eine Zeitlang verstecken, und irgendwann fliegst du unter falschem Namen nach Haus, nach Tripolis.«
Auch das konnte nicht wahr sein.
»Danke«, sagte sie noch einmal und fuhr fort: »Ich muß jetzt erstmal ins Bad.« Sie stand auf, ging hinaus, ganz langsam, ließ sogar die Tür offen. Aber im Flur stürzte sie sich auf ihre Handtasche, öffnete sie. Wenn sie noch immer einen leisen Zweifel gehabt hätte, in diesem Augenblick wäre auch der zerstoben: Die WALTHER war weg! Er mußte sie, als er die Getränke holte, an sich genommen haben. Sie legte die Tasche wieder hin, ging duschen, überlegte fieberhaft. Es war klar, er hatte noch einmal den Sex mit ihr gewollt, den Ritt neben dem Feuer, wie er’s damals genannt hatte. Vielleicht würde er ihn in dieser Nacht ein zweites Mal wollen, aber danach war es soweit!
Sie trocknete sich ab, kehrte ins Zimmer zurück. Er lag auf dem Rücken. Sie setzte sich zwischen ihn und das Feuer, spielte, um ihn abzulenken, mit seinem Glied.
»Und wo wirst du mich verstecken?«
»Hier.«
»Aber man kennt doch dein Haus! Vielleicht entdeckt mich jemand.«
»Das wird nicht passieren.«
Sie sah, daß er ein paar Scheite nachgelegt hatte. Er war also während ihrer Abwesenheit aufgestanden, hatte ihr wahrscheinlich nachgespürt. Das Feuer war gut in Gang. Das Holz knackte, und die Flammen loderten so wild, daß es im Abzug dröhnte.
»Wie lange bleibst du bei mir?« fragte sie.
»Bis morgen früh.«
»Wieso hat man dir gestattet, mich separat zu erledigen?«
»Man hatte Verständnis.«
»Und wo … hätte ich verschwinden sollen?«
Er nickte nur leicht in Richtung auf die Fenster. Sie kannte sich soweit aus, um zu wissen, daß er das Wasser meinte.
»Bist ganz schön vital! Er macht sich schon wieder selbständig.«
»Das liegt an deinen virtuosen Fingern. Er ist sensibel; kennt die Unterschiede.«
»Und wenn ich mir jetzt diese monströsen Handschuhe überstreife und das Spiel fortsetze?« Sie nahm sie vom Sims, zog sie an.
»Bitte nicht! Sonst kriegt er einen Schock fürs Leben. Nimm lieber wieder deinen alten Platz ein und reite mich in den Himmel!«
Sie gehorchte, behielt die Handschuhe aber an.
Er lachte über das frivole Bild.
Sie täuschte ihn, indem sie den sanften Rhythmus wiederaufnahm, und das für eine ganze Weile, denn ihre Waffe war noch nicht fertig geschmiedet. Doch dann, blitzschnell und geschmeidig, sprang sie ab, griff mit beiden Händen ins Feuer, packte das obenauf liegende Scheit
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