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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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überhaupt keine Rolle. Und ich hab’ es dir schon so oft gesagt: Was du gewollt hast, war nichts Böses! Du hast dir nur die falschen Partner ausgesucht. Das wird man bei der Verhandlung ganz sicher berücksichtigen.«
»Hoffentlich! Aber ein paar Jahre werden sie mir trotzdem geben.«
»Mit Bewährung.«
»Wer weiß!«
»Darauf vertraue ich. Den Fahndungserfolg verdanken sie schließlich dir.«
»Die Notwendigkeit, überhaupt fahnden zu müssen, auch.«
»Etwas anderes macht mir viel mehr Sorgen: Was hast du von der VITANOVA ZU erwarten?«
»Katharina, glaub mir, die lassen mich in Ruhe! Als noch keiner aus der Gruppe gefaßt war und sie das VX noch hatten, war ich eine Gefahr für sie, und sie hätten mich ohne Zögern erledigt, wenn ich ihnen in die Finger geraten wäre. Aber jetzt bin ich uninteressant für sie, weil sie genau wissen, daß ich meine Aussagen längst gemacht habe. Sie sind eiskalte Rechner, die sich irgendwelche diffusen Rachegefühle nicht leisten.«
»Und die Libyerin? Ich glaube, du vergißt, was Lemmert inzwischen aus den beiden Gefangenen herausgeholt hat. Dazu gehört auch, daß das Mädchen Colonel Braden erschossen hat. Nach Aussagen des Russen soll es ihre Rache für den amerikanischen Angriff auf Tripolis gewesen sein, bei dem sie ein paar Verwandte verloren hat.«
»Das stimmt. Aber ich habe keinen aus ihrer Familie getötet.«
»Das hat Braden ja wohl auch nicht getan.«
»Er ist Amerikaner, und das hat ihr genügt. Ich bin kein Amerikaner. Wirklich, Katharina, niemand wird mich verfolgen!«
Sie sahen das Postauto kommen, blieben aber sitzen, zogen es vor, daß die Briefe in den Kasten gesteckt wurden. Fast immer war es ja auch nur Marianne gewesen, die voller Ungeduld auf das gelbe Auto zugelaufen war. Es blieb nicht aus, daß beide jetzt daran dachten, wie der bärtige, allzeit fröhliche Briefträger ihr dann die Post unter die Engelsflügel geschoben hatte. Aber sie sprachen es nicht aus.
Als das Auto davongefahren war, nahm Katharina das Gespräch wieder auf: »Hoffen wir, daß du deine falschen Freunde diesmal richtig beurteilst! Ich finde, wir machen, sobald du hier wegdarfst, eine Reise durch Deutschland und suchen uns einen schönen Platz. Da bauen wir uns was Neues auf.«
»Aber nicht in der Gegend von Hanau, denn da soll so etwas Ähnliches liegen wie bei uns«, er nickte in Richtung Süden, wo unverändert die Türme standen und der Zaun.
»Und nicht bei Mannheim; da liegt auch was. Und wenn wir uns schon einen neuen Platz suchen, wünsche ich mir Strahlen eigentlich nur von der Sonne. Also kommt Mutlangen nicht in Frage. Und Stade auch nicht. Biblis ebensowenig. An Brunsbüttel und Krümmel will ich auch nicht so dicht heran. Der Neckar wäre schön, aber Neckarwestheim eben nicht. Grohnde meiden wir genauso wie Mühlheim, Pfaffenhofen und …«
»Sag mal«, unterbrach sie ihn, »was bleibt dann eigentlich noch übrig?«
Er zog die Schultern hoch. »Eigentlich nichts, denn wenn wir vielleicht auch eine noch halbwegs saubere Gegend finden, dann passiert es womöglich, daß sie uns einen Güterzug mit tückischer Molke vor die Tür schieben; man kann nie wissen. Und übrigens, Katharina, was immer ich auch getan habe, ich finde doch, daß einige von denen, die auf Regierungsbänken und Konzernsesseln kleben, in der Klapsmühle besser aufgehoben wären. Oder im Knast. Und wenn ich es mir recht überlege, sollten wir vielleicht sogar hierbleiben.«
»Und die vielen Zeichen, von denen wir umstellt sind? Das Schwimmbad, der Erdwall da drüben, die Reithalle?«
»Mein Vater hat mir mal gesagt: ›Wohin du auch gehst, deine Niederlage nimmst du mit. Die kannst du nicht einfach stehenlassen wie einen Koffer.‹ Er hat recht, und darum würde ich die Zeichen überall sehen, sogar mit geschlossenen Augen.«

17.
    Die Gegend kannte sie schon seit langem. Vor einem Vierteljahr hatte sie hier, zusammen mit Hilario, nach einem geeigneten Startplatz für den Schwarzstorch gesucht. Damals war sie von anderen Erwartungen erfüllt gewesen als jetzt. Das Unternehmen Wasloh hatte noch in den Anfängen gesteckt, und es war um Fragen gegangen wie: Wird der Vogel unbehelligt bleiben? Wird er uns brauchbare Bilder liefern? Und wird es dann auch eine Möglichkeit geben, ins Camp zu gelangen? Jetzt waren alle Fragen beantwortet. Die Aktion war abgeschlossen, das Ergebnis deprimierend: Es gab die VITANOVA nicht mehr.
    Sie trat zurück vom Wiesenhang, an dem sie damals den Vogel wie einen Basketball

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