1988 VX (SM)
eine bestimmte Richtung vertreten, sind aber im Lauf der Zeit dahintergekommen, daß der Terror ein Geschäft ist wie jedes andere auch und daß es eigentlich egal ist, für welche Firma man arbeitet. Hauptsache, die Kasse stimmt. Bei uns stimmt sie. Und so ist VITANOVA ein Motto, das nicht für die Welt gilt, sondern für uns. Wir wollen ein neues Leben. Eins mit Geld. Dafür, nur dafür übernehmen wir Aufgaben. Die Sache mit Braden jedoch war eine Mischung aus Auftragsarbeit und privater Initiative, aber darüber wird Zayma berichten.« Er nickte ihr zu.
Die Libyerin sah kurz in die Runde und sagte dann: »Unser Auftrag lautet, das Sondermunitions-Depot GY 350 der USA in Wasloh anzugreifen. Natürlich sollen wir die chemischen Granaten nicht an Ort und Stelle hochgehen lassen, sondern versuchen, eine dieser Granaten aus dem Camp zu holen, sie zu zünden und dadurch für weltweite Aufregung zu sorgen. Darüber hinaus sollen wir, wenn möglich, oberirdische Einrichtungen des Lagers zerstören, vor allem Geschütze und Fahrzeuge. Daß dabei Angehörige der US-Army zu Schaden kommen können, ist einkalkuliert. Ihr wißt, unsere russischen Auftraggeber legen Wert darauf, daß das ›Unternehmen Wasloh‹ auch tatsächlich dem Osten zugeschoben und Gorbatschow daraufhin mit seinen Abrüstungsplänen zurückgeworfen wird. Der gezielte Anschlag auf Oberst Braden hatte, wie Robert schon sagte, bei mir allerdings auch eine persönliche Seite, wobei das Persönliche sich nicht speziell auf Braden bezieht, sondern generell auf amerikanische Führungskräfte im militärischen Bereich. Ihr habt von dem tückischen Angriff auf Tripolis gehört, den die US -Air-force geflogen hat. Auch Zivilisten wurden getötet. Unter diesen Toten waren meine Eltern und einer meiner Brüder. Die drei saßen friedlich in ihrem Haus, als die Bombe kam und es wegfegte. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die es einfach hinnehmen, wenn jemand daherkommt und die nächsten Angehörigen umbringt. Für mich gilt: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Also werde ich noch mindestens zwei Amerikaner töten. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
»Danke!« Wieder nickte Robert ihr zu und fuhr dann fort:
»Es geht jetzt um die Frage, wie wir’s im einzelnen machen. Wir haben die Fotos vom Depot, wissen damit aber noch nicht, was sich in den verschiedenen Bunkern befindet, wo also zum Beispiel das VX liegt. Wir haben zwei Ansatzpunkte, und ich halte es für möglich, daß sie sich als sehr nützlich erweisen. Der erste: Sophie, die von Zeit zu Zeit für uns arbeitet, hat herausgefunden, daß ein Mann des Wachpersonals drogenabhängig ist, und …«
Wladimir Ostomski hob die Hand, und alle guckten zu ihm hin. Er sah gar nicht aus wie ein Russe, eher wie ein Orientale, war schmächtig, dunkelhaarig, war mehr seiner griechischen Mutter nachgeraten als seinem Vater, dem Leningrader Herzspezialisten Dr. Aleksej Ostomski. »Wie sicher«, fragte er, »ist diese Information? Nach meinen Erkenntnissen sind die US-Soldaten, die SondermunitionsLager bewachen, ausgesuchte, zuverlässige Leute.«
»Im Prinzip stimmt das«, antwortete Robert, »aber jede Truppe hat ihre schwarzen Schafe, auch die EliteEinheiten, hüben wie drüben. Der Mann, von dem ich spreche, ist ein Sergeant namens Haggerty. Sophie hat mit ihm geschlafen und seine Einstiche gesehen.«
»Trotzdem hab’ ich Bedenken«, sagte Ostomski und fuhr nach einer kleinen Pause fort: »Okay, wer auf dem Trip ist, krempelt sein Bewußtsein um, aber danach kommt er wieder zu sich, und dann wird er sich hüten, Dinge auszuplaudern, die jahrelang als top-secrets in seinem Schädel gesessen haben. Wo ist der Angelpunkt? Ich meine, wie willst du rankommen an den Mann, und wie willst du ihn zum Reden bringen?«
Es war Ostomskis Landsmann Lepski, der die Antwort gab. Der große Blonde aus der Beresina, dessen enges TShirt wahre Muskelpakete erkennen ließ, beugte sich vor und sah Ostomski an: »Auf die feine Tour schaffen wir das nicht! Wir müssen ihn uns …«, er hob die Rechte, spreizte die Finger und ließ gleich darauf die Hand zuschnappen, »krallen und dann für eine längere Zeit in Gewahrsam nehmen. Und je nach seinem Drogenspiegel müssen wir Stoff in ihn hineinpumpen, jeden Tag ein bißchen mehr, und dann plötzlich aufhören damit. Dann flattert er und ist bereit, auszupacken.«
»Und dieser Sergeant wird von seinen Leuten natürlich überhaupt nicht vermißt«, warf Helga Jonas ein, »und wenn er nach einer Woche
Weitere Kostenlose Bücher