199 - Schlacht der Giganten
über. Er herrscht über Pflanzen! Aber diese Kraft ist auch ein Fluch, denn er altert schneller als ein gewöhnlicher Mensch. Schau ihn dir an! Er ist erst fünf Jahre alt, sieht aber aus, als wäre er schon zwanzig.«
»Was für ein Wahnsinn.« Matt Drax schloss die Augen und presste die Stirn gegen das Gitter. Auch an den »Pflanzengott« erinnerte er sich. Diese intelligente Pflanze – ein weiteres Experiment der Daa’muren – hatte damals Aruulas Körper okkupiert, um sich aus dem ewigen Eis in den nächsten Wald zu retten. [3]
»Aber jetzt ist er wieder da, wieder bei uns«, fuhr Aruula fort. Sie schmiegte sich eng an Matt. »Ich liebe ihn, und er liebt mich.« Sie seufzte tief. »Ich glaube, er liebt mich so sehr, dass er gar nicht mehr von meiner Seite weichen will.« Zärtlich blickte sie auf den jungen Burschen mit dem blauschwarzen Haar, das dem ihren so ähnlich war.
»Könnt ihr euch nicht später darüber unterhalten?« Nervös blickte Rulfan nach allen Seiten. »Wir sollten endlich verschwinden!«
Matt Drax schien seinen Freund gar nicht mehr wahrzunehmen. »Wie hast du ihn genannt?« Er zog Aruula an sich und schloss sie in die Arme. »Daa’tan.«
»Hast du ihm von mir erzählt?«
»Natürlich habe ich das, Maddrax.«
»Und? Wie hat er reagiert?«
»Nun, er braucht Zeit…«
»Genug jetzt!« Rulfan sperrte den Riegel vor Daa’tans Kerkertür auf. »Sie sind bestimmt schon hinter uns her, und ihr wälzt hier Familienprobleme!«
»Wie hat er reagiert?«, flüsterte Matt.
»Er… muss dich erst einmal kennen lernen, Maddrax.«
Etwas in Aruulas Stimme ließ Matt Drax aufhorchen Er öffnete die Augen, schob sie ein Stück von sich weg und musterte sie aufmerksam. Aruula lächelte. »Er muss sich erst an dich gewöhnen, Maddrax, ist das nicht normal…?«
»Hierher!« Rulfan kniete bereits neben dem Bewusstlosen.
»Wir nehmen ihn mit… Verdammt, ist der Kerl schwer! Komm schon, Matt!«
Der Mann aus der Vergangenheit ließ Aruula und trat in den offenen Kerker. Er war verwirrt, geschockt. Kaum blieb ihm Zeit, dem schwarzlockigen Jüngling, der angeblich sein Sohn war, ins Gesicht zu blicken. Rulfan packte den Bewusstlosen und lud ihn Matthew auf die Schulter. Matt Drax wusste kaum, wie ihm geschah.
Sie verließen die Kerkergrotte und liefen den Höhlengang hinunter Richtung Ausgang. Chira sprang voran, Aruula folgte ihr. Die beiden Männer fielen immer wieder zurück, weil sie Daa’tan abwechselnd über der Schulter trugen.
Endlich erreichten sie den Ausgang des Höhlensystems und liefen an dem Wächter vorbei, den die Lupa getötet hatte, um an den Gürtel mit den Schlüsseln zu kommen. Außer diesem Toten begegneten sie keinem einzigen Anangu.
»Der Kampf!«, erklärte Aruula. »Die Schlacht hat begonnen! Sie werfen sich alle den Daa’muren entgegen! Deswegen ist keiner mehr hier.«
Draußen war es Nacht, der Vollmond ging auf. Matt trug seinen Sohn. Problemlos drangen sie bis ins Lager vor. Es war menschenleer.
Dann entdeckten sie, wo die Telepathen abgeblieben waren: Sie kauerten in kleinen Gruppen zusammen, etwa dreihundert Schritte entfernt, ringförmig um den Uluru verteilt. Aber sie schienen in Trance zu sein; von ihnen ging momentan keine Gefahr aus.
»Wo sind die Anangu?«, fragte Rulfan und sah sich um.
Plötzlich zuckte Wetterleuchten über den Himmel, und in dem grellen Licht sahen sie für einige Sekunden in der Ferne die Konturen von Mammutwaranen. »Dort sind sie!«, rief Matthew. »Sie ziehen dem Wandler entgegen!«
»Wir müssen zu ihm!« Aruula deutete nach Norden. »Nur er kann uns beschützen!«
Im Mondlicht sahen sie am Himmel etwas schweben, ein grünlich leuchtendes Ding von ovalem Umriss. Es war, als zöge es das Himmelslicht auf sich.
Im nächsten Moment erlosch das Licht, Dunkelheit hüllte die Landschaft ein. Die Luft rauschte plötzlich. Chira kläffte heiser. Ein starker Wind wehte ihnen von Norden entgegen und trug Geschrei und Kampflärm an ihre Ohren.
»Ist das der Wandler?« Matt Drax fragte sich, ob er einer Halluzination aufgesessen war. »Er muss die Felsschicht abgeworfen haben«, keuchte er. Hoffnung blühte jäh in ihm auf und weckte seine Kraftreserven. Nach allem, was geschehen war, durften sie den Wandler als Verbündeten betrachten.
»Sollten wir es schaffen, an den Telepathen vorbeizukommen, werden uns die Anangu Schwierigkeiten machen«, sagte Rulfan düster. »Sie werden uns kaum freiwillig zur Daa’murenfront und dem Wandler
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