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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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war sie, als es in Cancún Abend wurde, todmüde, machte sich nachtfertig und ging ins Bett. Doch schlafen konnte sie noch nicht; zu sehr beschäftigte sie, was ihr am nächsten Tag bevorstand. Im Touristik-Office der Lounge hatte sie sich, zunächst ganz allgemein, nach Möglichkeiten erkundigt, ein Boot zu mieten. Der Angestellte hatte ihr AQUA TOURS und OCEAN SPORTS und noch zwei andere Firmen genannt, doch dann hatte sie beiläufig erklärt, von Freunden sei ihr ein Skipper namens Howard Foreman empfohlen worden; dessen Boot hätte sie gern und den Mann dazu. Ja, auch der sei im Hotel gut bekannt, hatte die Antwort gelautet, und dann war die Charter mit einem Telefongespräch perfekt gemacht worden. Foreman selbst würde sie am nächsten Morgen um neun Uhr abholen. Ihren Namen hatte sie mit Clarissa Steinburg angegeben, ihrem zweiten Vor- und ihrem Mädchennamen. An der Rezeption hatte man bei der Anmeldung ihren alten, auf Luise Clarissa Steinburg lautenden Führerschein akzeptiert.
    Sie war auf das Treffen mit dem Amerikaner vorbereitet, hatte in der Schweiz einen breitrandigen Sonnenhut gekauft und ihn an den Seiten mit langen Seidenschals versehen lassen, die Schläfen und Wangen bedeckten und dann in lockerer Form um den Hals geschlungen wurden, so daß sie auch noch ihr Kinn verbargen. Dazu hatte sie sich eine Sonnenbrille mit extrem breiten Bügeln besorgt. Sie hielt es für äußerst wichtig, daß ihre Wunden vorerst unsichtbar blieben. Sollten der grauenhafte Tod in der Karibik und das Bekennerschreiben wirklich fingiert sein, dann lag es nahe, in Howard Foreman einen Komplizen ihres Mannes zu vermuten, der nicht nur als Augenzeuge aufgetreten war, sondern obendrein den Brief nach Deutschland befördert hatte, denn bei einem so gewagten Unternehmen wie der Vortäuschung des eigenen Todes mußte es ja vor allem darauf angekommen sein, den Kreis der Mitwisser begrenzt zu halten.
    Mit der Begründung, sie fürchte nun doch weitere Anschläge der POHLMANN-GESCHÄDIGTEN auch auf sie selbst, hatte sie sich von Kommissar Replin die näheren Umstände der Briefzustellung erläutern lassen und auf diese Weise das Datum des Wiesbadener Poststempels erfahren. Ja, und dann hatte sie eine Detektei beauftragt, ihren besten Mann in Marsch zu setzen, damit er herausfinde, ob zu diesem Zeitpunkt ein Passagier namens Howard Foreman von Mexiko nach Deutschland und wieder zurück geflogen war. Im letzten Moment hatte sie den Auftrag noch erweitert und um Aufklärung darüber gebeten, ob dieser Mann vorher schon einmal mit dem gleichen Flugziel unterwegs gewesen war, und sie hatte das Datum der Brandnacht genannt.
    Die Verwendung von Hut, Schal und Brille sollte also verhindern, daß der Skipper Foreman, sofern er denn ein Mitwisser war, die Wunden in ihrem Gesicht mit dem Brandanschlag in Verbindung brachte. Immerhin hatte sie in dem Telegramm an die MUNDIAL von ihren Verletzungen berichtet, und so stand zu vermuten, daß auch er von den Folgen des Attentats erfahren hatte. Irgendwo auf See wollte sie dann die Maske fallenlassen. Das konnte ein heikler Augenblick werden, aber die Erkenntnisse der Detektei würden ihn hoffentlich einschüchtern.
    Am nächsten Morgen ließ sie sich um acht Uhr das Frühstück aufs Zimmer bringen. Die Eier mit Schinken rührte sie nicht an, nahm nur Toast und Marmelade und reichlich Kaffee.
    Danach machte sie sich fertig für die Bootsfahrt, zog einen schwarzen Bikini und darüber einen Jeansanzug an, der die Feuermale ihres Körpers verdeckte, setzte dann den Hut auf und drapierte die Stoffülle der Schals so, daß auch in ihrem Gesicht die Spuren der Brandnacht nicht zu sehen waren. Schließlich kam die Sonnenbrille an ihren Platz; ihre Bügel hielten die Seide an den Schläfen fest.
    Sie fuhr hinunter in die Lounge, ging dort zum Touristik-Büro, gab wieder ihren Namen mit Clarissa Steinburg an und bat, Mister Foreman, wenn er sich melde, zu ihr zu schicken. Dann setzte sie sich in Sichtweite an einen der über die weitläufige Halle verstreut stehenden Tische und wartete.
    Der Amerikaner war pünktlich. Zwar hatte sie ihn vorher nur ganz kurz in dem Videofilm gesehen, und die Erinnerung daran reichte nicht aus, aber da es neun Uhr war und er sich sofort an den für ihn zuständigen Tresen begab, war sie sicher, daß es der richtige Mann war, zumal er sportliche Kleidung und eine weiße Schiffermütze trug. Er kam zu ihr, nachdem der Office-Angestellte auf ihren Tisch gezeigt

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