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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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hatte.
»Mrs. Steinburg?«
»Ja, und Sie sind also Mister Foreman.«
Sie gaben sich die Hand. Da sie ein gutes, fast perfektes Englisch sprach, war die Verständigung vom ersten Augenblick an ausgezeichnet.
    Sie saß neben ihm in seinem offenen Jeep. Ihre Tasche aus Segeltuch hatte er auf den Rücksitz gestellt.
»Und Sie wollen sich also ganz allein zum Fischen aufs Meer begeben?«
»Nicht allein, sondern mit Ihnen.«
»Klar, aber meistens sind es mehrere Personen, mit denen ich unterwegs bin.«
»So gesehen, bin ich allein, ja. Aber die Fische sind bestimmt nicht gefährlich, und der Käpt’n ist es ebensowenig, nehme ich an.«
Er lachte. »Da haben Sie recht.«
Sie bemerkte, daß er sie mit einem raschen Seitenblick musterte.
Das ist einer, dachte sie, den ich, wenn ich’s drauf anlegte, rumkriegen würde, jedenfalls solange er meine Brandflecken nicht gesehen hat. Er könnte mir – groß, stark und männlich, wie er ist – sogar gefallen. Aber auch ich hätte da ja meine Vorbehalte, und also gab’s ein doppeltes Handicap. Ihn würde mein Aussehen hindern und mich all das, was er wahrscheinlich getan hat.
Nach etwa zehn Minuten erreichten sie die Mole, und weitere zehn Minuten später waren sie schon ein gutes Stück vom Ufer entfernt.
Er war mit full speed gefahren. Nun drosselte er den Motor und stellte die Ruder-Automatik ein. Die CARABELA machte langsame Fahrt hinaus aufs Meer.
Sie saßen einander im offenen Steuerhaus auf den mit wasserfesten Polstern bezogenen Bänken gegenüber, und wieder registrierte sie, daß sein Blick über ihre Gestalt streifte.
»Mrs. Steinburg«, sagte er, »eigentlich sind Sie für diese sportliche Unternehmung nicht richtig angezogen. Hier an Bord trägt man Shorts und ein T-Shirt und sonst nichts. Wie wollen Sie in diesem kompakten Anzug einen großen Fisch halten?«
»Will ich das denn?«
»Oder schwimmen? Oder sich sonnen?«
»Muß ich das?«
»Nein, natürlich nicht. Sie sind der Boß, und der hat zu bestimmen. Denken Sie an ein besonderes Ziel? Isla de Mujeres zum Beispiel? Oder Cozumel? Oder nur das Meer?«
»Ja, ich habe ein Ziel.«
»Okay, wohin also?«
»Dorthin, wo angeblich mein Mann, Ihnen bekannt als Mister Leuffen, unter grauenvollen Umständen gestorben ist. Erst hieß es, es wären die Haie gewesen, und dann wurde behauptet, es hätte sich um eine persönliche Abrechnung gehandelt. Ich bin hier, um zu beweisen, daß beide Versionen nicht stimmen.
Aber vorweg muß ich Ihnen etwas Wichtiges mitteilen. Eine für mich tätig gewordene Detektei weiß, daß ich heute auf Ihrem Schiff bin, und sie wird sich mit Ihnen befassen, falls mir an Bord etwas passiert. Sollten Sie, Mister Foreman, also glauben, mich in irgendeiner Weise außer Gefecht setzen zu müssen, wird gerade das Ihnen zum Verhängnis werden. Auf der anderen Seite besteht für Sie eine gute Chance, unbehelligt davonzukommen. Ich bin nämlich nicht interessiert daran, Sie vor den Richter zu bringen. Ich will nichts weiter als Klarheit über das Schicksal meines Mannes.«
Sie schwieg, wollte ihrem Gegenüber Zeit geben, das Gehörte zu überdenken. Foreman hatte sich, wie sie fand, erstaunlich gut in der Gewalt. Er lächelte sie an, wie ein Mann eine Frau anlächelt, die er für sich gewinnen, vielleicht sogar verführen will, charmant und mit einem schalkhaften Glanz in den Augen. Das machte sie stutzig, aber sie sagte sich: Wer fähig ist, Polizei und Staatsanwaltschaft mit einer so gerissenen Show zu täuschen, der hat wohl starke Nerven und kann auch dann lächeln, wenn ihm zum Fluchen zumute ist.
» Señora « , sagte er, »ich bin ratlos. Es täte mir leid, wenn Sie den weiten Weg von Deutschland hierher nur unternommen haben, um mir Ihre Zweifel an meiner Glaubwürdigkeit mitzuteilen, die ich längst unter Beweis gestellt habe. Mehrfach. Vor den hiesigen Behörden. Vor deutschen Beamten. Vor Ihrem Konsul. Ich habe ausgesagt, was sich vor meinen Augen in diesem Gewässer abgespielt hat. Von dieser Darstellung weiche ich nicht einen Fingerbreit ab, egal, ob man sich nun auf den Hai oder auf Mord einigt. Ich kann nur wiederholen, was ich gesehen habe, daß nämlich mein Kunde, Mister Leuffen, übrigens trotz meiner Warnung, ins Wasser gestiegen ist, dort zerrissen wurde und in einem furchtbaren Blutschwall in die Tiefe ging.
Und nicht nur hab’ ich das mit eigenen Augen angesehen, sondern sogar gefilmt. Das heißt, die Kamera war auf Mister Leuffen gerichtet, als das Unglück geschah, und gleich

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