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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sein. Die beiden anderen Offiziere wie auch die Ingenieure waren entsprechend eingeteilt, so daß für jeden pro Tag zwei Vier-Stunden-Wachen anfielen. Aber Sonn- und Feiertage gab es auf See nicht, dafür im Jahr drei Monate durchgehend Urlaub. Für den Kapitän entfielen die Arbeitsstunden nach dem Wachplan. Er erschien in unregelmäßigen Abständen auf der Brücke, war aber bei Nebel und starkem Sturm und natürlich beim Ein- und Auslaufen immer oben. Jetzt schläft er wohl, dachte Thaden, denn Stärke acht ist noch nichts, was ihn auf die Brücke treibt.
Auch die Männer der Mannschaft, vom Koch und vom Funker abgesehen, arbeiteten nach einem Plan, der jeweils eine Tag- und eine Nachtwache von vier Stunden vorsah. Den Filipinos, auch das hatte er von Baumann erfahren, wurde nur ein kleiner Teil ihrer Heuer ausbezahlt; der größere ging direkt in ihre Heimat, damit die Versorgung der Familien gewährleistet war und Devisen ins Land kamen. Dieser Regelung lag eine gesetzliche Vorschrift der philippinischen Regierung zugrunde.
Er stand auf, ging auf die Treppe zu, erreichte sie auch. Doch dann geschah etwas, was nicht nur seinen kleinen Kosmos hier draußen auf dem Meer jäh zerriß, sondern darüber hinaus die Welt, die sein Leben war. Zunächst schien es sich um drei gleichzeitig erfolgende Attacken zu handeln, aber es waren nur die unterschiedlichen Auswirkungen ein und desselben Vorgangs.
Die Augen schmerzten von dem plötzlich an Steuerbord aufschießenden gelbroten Blitz. Die Trommelfelle drohten zu zerplatzen von der gewaltigen Detonation. Und: Das Schiff bekam einen Stoß, so daß er, gerade als er das Geländer ergriffen hatte und den Fuß auf die erste Stufe setzen wollte, wie von einem Wirbelwind gepackt und mehrere Meter weit auf die Back zurückgeschleudert wurde. Der Aufprall auf die metallene Brüstung des Schanzkleides war so heftig, daß er glaubte, das Eisen habe ihm die Schulterblätter gebrochen.
Nach dem Sturz blieb er eine Weile benommen liegen, bis es ihm unter Mühen gelang, wieder aufzustehen. Er hob und senkte die Schultern, bewegte die Arme, stellte fest, daß seine Knochen heil geblieben waren, und ging erneut vor bis an die Treppe.
Auf dem Achterschiff ertönte die Alarmglocke. Ein Scheinwerfer blitzte auf. Das Licht glitt dorthin, wo die Detonation erfolgt war, und voller Entsetzen nahm er wahr, was da geschah: Die MELLUM zerbrach! Ihre Eisenplatten barsten, als wären sie aus Sperrholz! Soweit er es erkennen konnte, war der Riß zwischen dem Aufbau und dem fünften Laderaum entstanden. Der zerfetzte Lukendeckel hatte sich ein Stück geöffnet. Da der Scheinwerfer jeweils nur einen begrenzten Bezirk ausleuchtete, konnte er sich keinen genauen Überblick verschaffen, doch soviel war gewiß: Das Schiff war quer gespalten, und die Wellen rissen ihm das dunkle Bauxit aus dem Bauch. Jetzt spürte er auch, daß der Teil, auf dem er sich befand, Schlagseite bekam.
Er stürzte die Treppe hinunter, wollte aufs Achterschiff, wollte zu Sigrid und Arndt, schrie ihre Namen in die Nacht, rannte übers Deck, vorbei an den vier noch geschlossenen Luken, hörte auch Rufe und Schreie von der anderen Seite. Aber es waren Männerstimmen.
Wenn die See vorher schon das intakte Schiff hin und her geworfen hatte, so tat sie es nun mit den beiden fast voneinander getrennten Teilen erst recht. Das Brechen von Eisen war zu vernehmen, und die Schieflage wurde immer bedrohlicher.
Von Krämer wußte er, daß Bauxit beim Zusammentreffen mit Wasser wie ein Schwamm reagiert. Es saugt die Flüssigkeit auf und quillt. Das also passiert jetzt, dachte er.
Als die beiden Teile des Schiffes sich endgültig voneinander trennten, ging noch einmal ein gewaltiger Ruck durch die stählerne Insel, auf der er sich befand. Er packte die Reling fester.
Und dann begriff er, daß es keinen Weg mehr gab hinüber zu Frau und Kind. Ein letztes Mal rief er nach ihnen, und seine Stimme überschlug sich vor Angst um sie; aber er blieb ohne Antwort, hörte nur immer wieder die schrille Alarmglocke und zwischendurch Kommandos, deren Wortlaut er nicht verstand.
Bald darauf wurden die Geräusche von drüben schwächer, und daran konnte er ermessen, mit welcher Geschwindigkeit die beiden Wrackteile sich voneinander entfernten.
Er war verzweifelt, weil er in dieser großen Gefahr nicht bei Sigrid und Arndt war, fragte sich auch, ob sie womöglich verletzt waren, wollte unbedingt zu ihnen, tat noch ein paar Schritte, mußte sich an der Reling

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