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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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startete.
    In Nordenham mußte er fast den ganzen langen Flußkai abfahren, bis er das Schiff fand, und als er es endlich vor Augen hatte, schnitt ihm der Anblick ins Herz. Die BREKLUM war, wie die MELLUM, ein Massengutfrachter. Sie war genauso groß und ebenso gebaut, hatte also fünf Laderäume und achtern die fünf aufeinandergeschichteten Decks. Daß ihn vom Schornstein her dann auch noch das Reedereizeichen grüßte, das rote M für MAHRENHOLT auf einem runden weißen Feld, tat besonders weh. Wie oft hatte Arndt es während der Reise gemalt! Da das Schiff fast gelöscht war, lag es sehr hoch, und die Gangway verlief steil. Er beeilte sich hinaufzukommen, und wieder war es, genau wie in Tubarao, ein Filipino, den er als erstes Besatzungsmitglied antraf. Der junge Asiate brachte ihn bis vor Wolbrügges Tür.
    Er klopfte, und auf das »Herein!« betrat er das Logis. Wolbrügge war noch dabei, sich einzurichten. Er stieg über Koffer und Kartons hinweg und begrüßte seinen Gast mit den Worten:
    »Ach, Herr Thaden, daß wir uns auf diese Weise wiedersehen müssen!« Er schob einen Koffer zur Seite, zeigte auf einen Stuhl, von dem er dann noch rasch einen Stapel Hemden entfernte.
    »Bitte!« Er selbst setzte sich auf die Koje.
    »Sie haben, wie ich sehe, viel zu tun«, sagte Thaden und setzte sich. »Hoffentlich störe ich Sie nicht allzusehr.«
»Das tun Sie nicht. Nur ist es eben noch ein bißchen ungemütlich.
Wir könnten auch in die Messe gehen, aber da herrscht zur Zeit Hochbetrieb. Wir laufen morgen früh aus, und darum sind ein paar Frauen und Kinder an Bord, um Abschied zu nehmen.«
»Dann ist es besser hier.«
»Möchten Sie ein Bier oder eine Cola?«
»Ja, ein Bier ganz gern, wenn es nicht zuviel Aufwand macht.«
»Überhaupt nicht. Hab’ selbst einen Riesendurst. Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment!«
Wolbrügge verschwand, kam wenig später mit Flaschen und Gläsern zurück und schenkte ein. Sie tranken, und dann fragte der Bootsmann:
»Wie lief es denn bei Ihrer Rettung?«
Thaden erzählte straff, ließ aber nichts Wesentliches aus.
Zuletzt gab er das Gespräch wieder, das er mit dem Reedereiangestellten geführt hatte.
»Ja, der gute Breckwoldt«, antwortete Wolbrügge. »Bei uns war er auch. Dann ist Ihre Rettung also ganz ähnlich wie meine verlaufen, nur mit dem Unterschied, daß ich praktisch zweimal aus dem Atlantik gefischt wurde. Ich hatte nämlich nur meine Schwimmweste und sprang über Bord, kurz bevor das Achterschiff unterging. Nach mir sind noch der Funker und der Kapitän gesprungen.« »Waren denn keine Rettungsinseln mehr da?«
»Eine noch, ja, und auf die hatten wir uns verlassen, aber als wir sie wassern wollten, stellten wir fest, daß sie beschädigt war.
Durch die Explosion. Wir warfen sie trotzdem ins Wasser, aber sie blies sich nicht auf. Also sprangen wir und verloren einander natürlich sofort aus den Augen. War ja stockfinster. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, hatte innerlich schon aufgegeben, denn das Wasser war so mörderisch kalt, daß ich das Gefühl hatte, mir würden Arme und Beine abgeschnitten. Und dann geschah das große Wunder. Nach ungefähr zehn Minuten hörte ich Geräusche und Stimmen. Ich schrie, und gleich darauf erwischte mich ein Taschenlampenstrahl. Wenige Zeit später hatten die beiden Filipinos mich in ihre Rettungsinsel gezogen.
Ja, und im Laufe des Nachmittags wurden wir dann von einem amerikanischen Zerstörer aufgenommen.«
Nun hatten sie berichtet, und beiden war bewußt, daß sie um die entscheidende Frage herumgeredet hatten. Schließlich stellte Jacob Thaden sie doch: »Und meine Frau und mein Junge … hatten sie auch ein Schlauchboot oder eine Rettungsinsel?«
Wolbrügge nahm zunächst Zuflucht zu seinem Bier, trank einen großen Schluck, und dann antwortete er:
»Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, daß sie zusammen mit anderen auf einer Rettungsinsel Platz gefunden haben.«
»Und warum glauben Sie das?«
»Weil keine andere mehr da war, als der Kapitän, der Funker und ich unsere Insel flottmachen wollten.«
»Hatten die beiden, also meine Frau und Arndt, die Schwimmwesten umgelegt?«
»Ja, das hatten sie.«
»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Kurz bevor ich zur Funkstation ging. Alle hatten sich auf dem Bootsdeck versammelt, wo Baumann seine Anweisungen gab.
Dann übernahm der Erste Offizier das Weitere, und Baumann ging, wie ich, zum Funker.«
»Was … was hatten die beiden an?«
Wolbrügge versuchte

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