Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
mir, bevor ich zu meiner Schicht ging, sogar noch die vorletzte Folge von meiner Nachbarin geliehen. Da stehen so viele spannende Sachen drin, daß er die doch bestimmt miterzählt hätte, wenn er nur angeben wollte.«
»Mag sein.«
Maibohm kam zurück, sagte nur »Ellerup« und setzte sich.
»Natürlich, Ellerup!« Melanie klatschte sogar in die Hände.
»War es schwierig?« fragte Thaden.
»Nein, aber teuer.«
Etwa zehn Minuten später brachen sie auf und suchten sich ein Hotel.
    Am nächsten Morgen passierten sie um kurz nach neun Uhr die Grenze und fuhren auf der A 10 weiter in Richtung Norden.
    »Und was«, fragte Wulf Maibohm, »wenn nun alles ganz schnell geht, wir also das Schiff finden und damit den Kapitän und du in, sagen wir mal, zwei Wochen dem Mann gegenüberstehst? Was hast du dann mit ihm vor?«
    »Ich werde ihn fragen: Warum?«
    »Und wenn er dir antwortet: Maschinenschaden!? Und dir erklärt, daß sein Schiff plötzlich manövrierunfähig war, also nicht von der Stelle kam und folglich niemanden retten konnte?«
    »Dann glaube ich ihm nicht, denn das hätte der dänische Seemann doch ganz bestimmt erzählt. Außerdem wäre dann der Kontakt nicht einfach abgerissen, sondern sie hätten gefunkt: Tut uns leid, wir können nichts machen, haben plötzlich selbst ’ne Havarie.«
    »Und wie würdest du dem Kapitän beweisen wollen, daß er lügt? Ich meine, sofern er lügt.«
    »Wenn wir das Schiff haben, haben wir zwanzig Leute, die wir nach Strich und Faden ausfragen können.«
Wulf Maibohm war hartnäckig: »Gut. Und was, wenn du rauskriegst, daß der Kapitän ein elender Schuft ist, der aus irgendwelchen Vorteilserwägungen heraus einundzwanzig Menschen ertrinken ließ? Was machst du dann mit ihm? Willst du ihn über den Haufen schießen?«
»Natürlich nicht. Er soll sich vor einem Gericht verantworten und seine Strafe kriegen.«
»In Ordnung. Er kriegt seine Strafe. Und dann? Wirst du dann zur Ruhe kommen?«
Jacob Thaden sah den Freund von der Seite an: »Was soll diese Fragerei? Bist du plötzlich dagegen, daß wir die Aktion durchziehen?«
»Keineswegs. Ich will nur dein Motiv etwas genauer ausloten.«
»Wulf, versteh doch! Daß ich hinter dem Schiff und seinem Kapitän herjage, ist keine sportliche Veranstaltung, die zu Ende ist, wenn ich gesiegt habe. Ach was! Ich werde niemals siegen in dieser Sache, werde immer der Verlierer bleiben; aber ich kann nicht zulassen, daß Sigrid und Arndt geopfert wurden und der Mann, der sie auf dem Gewissen hat, sein Leben weiterlebt, als wäre seine Welt noch in Ordnung. Sie ist es nicht, und wenn er das nicht weiß, wird es Zeit, daß er es erfährt.«
»Du denkst also noch genauso wie damals, als es passiert ist.«
»Ja, und das wird sich auch nicht ändern. Ich wache jede Nacht zigmal auf und stell’ mir den Mann vor, der das getan hat. Ich will die Wahrheit über ihn und sein Handeln und dann die Konsequenz daraus. So große Rechnungen dürfen nicht offenbleiben.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie Apenrade erreicht. »Guck mal, die Stadt«, sagte Wulf Maibohm, »adrett
und übersichtlich wie im Bilderbuch!«
»Hoffentlich sieht’s auch im Meldeamt übersichtlich aus.«
»Ja, hoffentlich.«
»Oder gehen wir besser zur Polizei?«
»Nur im Notfall. Polizisten sind immer neugierig. Ehe ich denen eine Frage gestellt hab’, stellen dir mir drei.« Sie hatten Erfolg. Im Register war ein Ehepaar Ellerup aufgeführt, zu dessen Haushalt zwar kein weiteres Familienmitglied gehörte, aber einer der Angestellten wußte, daß die Ellerups einen etwa vierzigjährigen Sohn hatten, der zur See fuhr. Sie bekamen die Adresse, mußten wieder heraus aus der Stadt und fanden, auf einer Anhöhe gelegen, das dunkelrot gestrichene Holzhaus, hielten davor. Vom Auto aus konnten sie über die Apenrader Bucht sehen. 
    »Schön hier!« sagte Wulf Maibohm. »Auch wenn der Knabe zu Hause ist, hat er das Meer vor der Nase.«
Sie gingen durch den kleinen Vorgarten, klingelten an der Tür. Aber niemand öffnete.
»Und was nun?« fragte Jacob Thaden.
»Warten. Bleibt uns nichts anderes übrig.«
»Und wenn sie gestern für drei Wochen weggefahren sind? Vielleicht sollten wir mal im Nachbarhaus fragen.« 
    Das taten sie und erfuhren, daß zumindest Frau Ellerup eigentlich dasein müßte, also vermutlich nur eine Besorgung machte. Sie setzten sich wieder ins Auto.
»Du, mir fällt da grad was ein!« sagte Jacob Thaden. 
    »Was?«
»Vielleicht gehört Jonas Ellerup

Weitere Kostenlose Bücher