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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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fuhr mit dem Taxi nach Hause, war so erregt, daß sie sich nicht einmal hinsetzte. Sie wählte, und während sie wartete, wuchsen ihrer Phantasie Flügel, und das führte zu immer neuen Zahlen: achthundert für eine Tiefkühltruhe, zweitausend für einen neuen Teppich, achttausend für den Gebrauchtwagen, der seit zwei Wochen vor dem Autohaus KRASEMANN steht und den ich schon viele Male umrundet hab’, sechstausend für die Ablösung des leidigen Kleinkredits, vier-, nein, fünftausend, um endlich mal mit Mama nach Gran Canaria oder Marbella zu fliegen, dreitausend …
»Maibohm.«
Das Wort riß sie aus ihren Träumen. Es klang so komisch, paßte eigentlich nicht.
»Spreche ich nicht mit der Zeitschrift KOMET?«
»Doch, doch! Worum geht es?«
»Ich hab’ Ihren Bericht gelesen, den über das untergegangene Schiff, und gestern bin ich mit einem Mann zusammengetroffen, der dabeigewesen ist. Er hat mir davon erzählt, von den einundzwanzig, die ertrunken sind, und von den vier Geretteten. Und da dachte ich …«
»Er war dabei, sagen Sie? Gehört er zu den Geretteten?«
»Nein. Er war auf einem anderen Schiff und hat gesehen, wie die Leute ertranken. Sein Schiff konnte nicht helfen, weil so ein starker Sturm war.«
»Wann passierte das?«
»Im letzten Winter.«
»Von wo aus rufen Sie an?«
»Aus Flensburg.«
»Und wie ist Ihr Name?«
»Agnes Huntinger.«
»Und Ihre Adresse?«
Sie nannte ihre Privatanschrift.
»Frau Huntinger, ist hundertprozentig wahr, was Sie mir da erzählt haben? Wir hatten schon fast dreißig Anrufe von Leuten, die sich trotz der ernsten Geschichte einen Jux erlauben wollten, oder von solchen, die meinten, sie könnten mit ihren Hirngespinsten das große Geld ziehen: Also, ich würde mich jetzt gleich auf den Weg machen, um mit Ihnen zu sprechen, aber das bedeutet eine Autofahrt von zwei Stunden, und da muß ich natürlich sicher sein, daß Ihre Aussage Hand und Fuß hat.« »Hat sie ja auch.«
»Wie heißt der Seemann, mit dem Sie gesprochen haben?«
»Jonas. Ein Däne.«
»Ist das der Nachname?«
Plötzlich hatte sie das Gefühl, ihre schönen Informationen gratis wegzugeben, und so sagte sie: »Ich will nicht alles am Telefon ausplaudern, denn ich bin an der Belohnung interessiert. Wenn Sie kommen, red’ ich weiter. Aber vorher müssen wir eine schriftliche Vereinbarung machen, damit ich hinterher auch was in der Hand hab’.«
»Das geht in Ordnung. Wo finde ich Sie? In Ihrer Wohnung?«
»Wann kommen Sie?«
»Gegen halb neun.«
»Dann an meinem Arbeitsplatz. Das ist eine Bar.« Sie diktierte ihm die Adresse und fügte hinzu: »Sie müssen nach Melanie fragen.«
»Und wer ist das?«
»Das bin ich. So heiß’ ich da.«
»Okay. Aber zwei Fragen können Sie mir vielleicht noch am Telefon beantworten. Wie heißt das Schiff, auf dem dieser dänische Seemann fährt?«
»Das weiß ich nicht.«
»Und wo ist der Mann jetzt?«
»Das sag’ ich Ihnen, wenn Sie hier sind. Sonst fahren Sie womöglich gleich zu ihm und kommen gar nicht zu mir.«
»Gut, in zwei Stunden sehen wir uns. Wahrscheinlich bringe ich noch jemanden mit.«
»Sie kommen bestimmt?«
»Worauf Sie sich verlassen können!«

15
    In Wulf Maibohms BMW hatten sie bis zur Ausfahrt Flensburg nur siebzig Minuten gebraucht, und so war es, als sie den Wagen auf dem Parkplatz abstellten, erst kurz nach acht. Das Lokal war schnell gefunden. Sie gingen hinein, setzten sich an die Theke, bestellten jeder ein Bier und fragten den Barmann nach Melanie.
    »Sie ist noch nicht da, aber ich könnt’ Ihnen auch was anderes bieten. Sehen Sie doch mal! Die dahinten links am Tisch, ich sag’ Ihnen, die ist vom Allerfeinsten.«
    »Nein, wir wollen Melanie und keine andere«, sagte Wulf Maibohm, der sich kurz umgewandt hatte, und Jacob Thaden fragte: »Sie kommt doch bestimmt?«
    Der Mann hob die Schultern. »Manchmal bleiben sie einfach weg, aber Melanie gehört zu denen, auf die man sich verlassen kann.«
    »Das klingt gut«, sagte Wulf Maibohm.
»Wollen wir nicht lieber woanders hingehen und später wiederkommen?« fragte Jacob Thaden den Freund, als der Barmann außer Hörweite war. 
    »Dann hat sie womöglich einen Gast, und wir müssen stundenlang warten.«
    »Sie kann doch zwischendurch auch mal mit uns reden.« Maibohm lachte. »Zwischendurch? Wohl kaum. Was meinst du denn, was sich hinter all diesen Vorhängen tut?« »Ach so.«
    »Klar ist das hier ein Puff. Darum müssen wir so tun, als ob es uns um einen flotten Dreier ginge.«
Der Wirt kam wieder

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