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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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meinem Schiff.«

6
    Sie waren an ihrem Platz, hatten, damit das Boot sich nicht drehen konnte, zwei Anker geworfen, einen vorn, einen hinten. Es war heiß, denn die Sonne stand im Zenit. Vier Fische hatten sie gefangen, einen kleinen Schwertfisch und drei dorados, die nun in einer Plastikwanne lagen. Ganz sicher würden auch sie später begutachtet und als Nachweis einer normalen Boots-Charter in den Polizeibericht aufgenommen werden.
    Viel lieber hätte Leuffen jetzt den Fang an Land gebracht, ihn in der Hotelküche abgeliefert und am Abend ein Stück davon, köstlich zubereitet, verspeist. Doch es ging ja gerade darum, sich derlei Vergnügungen auf alle Zeiten zu sichern, ob er sie dann in Acapulco genießen würde oder auf den Bermudas, in Miami oder sogar mal wieder an der Côte d’Azur, denn wer kannte dort schon einen James Hamilton!
    Auf dem Tisch in der Kajüte lagen die Gegenstände bereit, die zu Asservaten werden sollten: der Paß auf den Namen Eberhard Leuffen, seine Brieftasche mit etwa vierhundert Dollar, seine Armbanduhr, sein Feuerzeug, eine angebrochene Packung amerikanischer Zigaretten, ein Kugelschreiber, ein Notizbuch mit Eintragungen in der Handschrift Ernst Pohlmanns und schließlich sein Talisman, der geflügelte Penis in Silber, den Howard Foreman lange und andächtig betrachtet und von dem er gesagt hatte, er würde ihn gern als Erbstück übernehmen, woraufhin Leuffen erklärt hatte, das Ding müsse leider unbedingt mit nach Deutschland.
    Sie aßen an Deck, tranken eisgekühltes Agua Tehuacán, ein heimisches Mineralwasser, und rauchten. Es ging noch einmal um die Einzelheiten des Vorhabens.
    »Howard, es ist verdammt wichtig, daß Sie die Kamera nicht zu lange im Anschlag haben! Sonst geht die ganze Geschichte in die Hose, weil sie zu makaber und damit unglaubwürdig wäre.
    Zwei, drei Sekunden, so lange kann es dauern, bis Sie begriffen haben, was da vor Ihren Augen passiert, aber dann muß die Kamera unbedingt weg, weil Sie beide Hände brauchen, um zu helfen. Außerdem kann niemand so kaltblütig sein, daß er das qualvolle Sterben seines Kumpels oder auch nur seines Kunden bis zum Ende filmt. Ist das klar?«
    »Natürlich.«
    »Und Ihren Report für hinterher, haben Sie den im Kopf?«
    »Der steht. Mit allen Einzelheiten.«
    »Auch mit der Wiedergabe unseres kleinen Vorgesprächs?«
    »Ja.«
    »Okay, spielen wir das noch mal durch! Aber aufgenommen wird’s nicht, weil das schon wieder zu perfekt wäre. Also, fangen wir an! Mister Foreman, ehe die Sonne mir das Fell verbrennt, nehm’ ich jetzt lieber ein kühles Bad.«
    »Ich glaube, das sollten Sie sich überlegen. Könnte sein, daß Sie beim Schwimmen nicht allein sind.«
»Meinen Sie etwa Haie?«
»Es gibt sie hier, keine Frage. Natürlich kommt es dann immer noch darauf an, ob sie gerade in der Nähe sind und Hunger haben. Meistens passiert ja auch nichts, aber Sie sind der Fremde, und ich bin der Einheimische, und ich will Sie wenigstens gewarnt haben.«
»Mit jedem Wasser ist doch irgendwas! Bei mir zu Hause sind die Flüsse zu dreckig, und meine Nordsee ist zehn Monate des Jahres zu kalt. Hier hab’ ich nun endlich mal die Reinheit und die Wärme, und dann kommen Sie mir mit Ihren Haifischen!«
»Sie können vom Strand aus ohne jedes Risiko schwimmen, aber hier draußen …«
»Verdammt, ich brauch’ das jetzt einfach …« Leuffen legte seine Handgelenke aneinander und klatschte, so, als schlüge er eine Synchronklappe zu. »Okay, der Dialog steht. Daß Sie sagen ›meine Nordsee …‹ ist sehr wichtig; vergessen Sie das nicht!«
»Meine Nordsee, meine Nordsee«, wiederholte Foreman und pochte sich an die Stirn.
»Auf geht’s!« sagte Leuffen. »Wo ist unser wichtigstes Requisit?«
Foreman kletterte nach unten und holte aus der Pantry einen prall gefüllten Vinylbeutel, gab ihn Leuffen und sagte: »Es sind drei Liter.«
Leuffen wog den flexiblen, an seiner Oberkante zugeschweißten Behälter in der Hand. »Großartig!« sagte er. »Und das Messer?«
Foreman griff in seine Hosentasche und zog ein Federmesser hervor. Es war so klein, daß es in der Linken seines Auftraggebers verschwinden konnte.
Doch die beiden Utensilien landeten zunächst auf der Ducht.
»Wir machen«, sagte Leuffen, »vorweg ein paar Aufnahmen, ohne daß die Sachen mich behindern. Sie können also erst mal munter drauflosfilmen. Aber anschließend, wenn ich zum zweiten Mal im Wasser bin, dürfen Sie die Kamera nur laufen lassen, wenn garantiert weder

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