Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
Nordstrand Leuffen später abgesetzt werden sollte.
»Jetzt kommt die Generalprobe für den nächsten Akt«, sagte er.
Foreman schaltete die automatische Steuerung ein. »Von mir aus kann’s losgehen.«
»Ich bin«, begann Leuffen, » comisario Pérez oder wie der Knabe heißt. Sie haben mir Bericht erstattet, mir die Sachen des Toten ausgehändigt, und dann haben wir uns, vielleicht sogar im Beisein des deutschen Konsuls, den Film angesehen. Also, señor Foreman, was glauben Sie, was da passiert ist?«
»Glauben? Ich weiß es! Hab’ ja seinen Tod mit eigenen Augen angesehen. Ein tiburón. Oder auch mehrere. Zu erkennen waren sie nicht, haben ihn also wahrscheinlich von unten angegriffen.
Señor comisario, es war grauenhaft! Ich bin sicher, schon beim ersten Zuschnappen wurde ihm das Bein abgesäbelt. Das Blut schoß nur so nach oben. Und er schrie ja auch: Mein Bein! Ja, und da hab’ ich natürlich die Kamera hingeschmissen und den Bootshaken geholt. Aber der reichte nicht. Dann hab’ ich den Motor angeworfen, um näher an señor Leuffen ranzukommen, aber auch, um mit dem Geräusch die Bestien zu vertreiben.
Aber sie ließen sich nicht beeindrucken.«
»Ist das nicht ungewöhnlich? Haie sind doch allergisch gegen Lärm.«
»Das sagt man, ja, aber die hier bei uns haben bestimmt schon tausendmal ein Boot gehört; die kratzt das nicht mehr.«
»Na gut. Sie legten also die Kamera ab. Wie ging es dann weiter?«
»Als ich nahe genug war, versuchte ich es noch einmal mit dem Bootshaken, aber señor Leuffen war überhaupt nicht mehr in der Lage, nach dem Stab zu greifen. Ja, er war schon gar nicht mehr da, war schon in die Tiefe gezogen worden. Und da unten … ja, da haben sie … da haben sie ihn wohl verzehrt.
Vor lauter Blut, das nach oben kam, konnte ich nicht mehr viel erkennen. Glauben Sie mir, señor comisario, es war mörderisch! Es war mir fast nicht möglich hinzugucken. Sagen Sie mir, sagen Sie mir bitte ganz ehrlich: Wären Sie hinterhergesprungen?«
»Natürlich nicht. Sie haben es schon richtig gemacht. Wie lange sind Sie dann noch an der Stelle geblieben?«
»Eine Viertelstunde ungefähr. Ich war völlig fertig. Ach, und gefunkt hab’ ich natürlich, aber da weiß man ja vorher, daß das in einer solchen Lage nichts bringt. Irgendwann kam ein anderes Boot vorbei. Ich winkte, wollte nicht allein sein mit diesem Scheiß-Erlebnis, aber entweder haben die mich gar nicht gesehen, oder sie wollten weiter.«
»Wie weit war das Boot entfernt?«
»Nicht sehr weit. Vielleicht drei-, vierhundert Meter.«
»Okay. Aber wirklich gesehen haben Sie die Haie nicht?«
»Nein. Doch da gibt es nicht den leisesten Zweifel, sie haben ihn mit sich in die Tiefe gerissen. Eigentlich ist unser Wasser ja sehr klar, und man kann normalerweise weit nach unten gucken, aber nicht, wenn oben eine dicke Wolke aus Blut schwimmt. Ja, und dann bin ich zurückgefahren.«
»Hatte er Ihnen die Bootsstunden schon bezahlt?«
»Nein, ich sollte hinterher mein Geld kriegen, aber daraus wird nun wohl nichts.«
Leuffen lachte schallend, griff in seine Hosentasche, holte ein Bündel Dollarscheine hervor und gab Foreman zwei Fünfziger.
»Hier! Nach diesem furchtbaren Erlebnis sollen Sie nicht auch noch um Ihren Lohn gebracht werden. Aber natürlich hab’ ich Ihnen das Geld vorher gegeben. Klar?«
Nun lachte auch Foreman. »Klar.«
Leuffen ging hinunter in die Kajüte, um einen dort abgestellten Campingbeutel zu holen. Es war das unverfängliche Gepäck, mit dem der patron der Madrugada von seiner kleinen Reise zur Hacienda zurückkehren würde.
Als er wieder oben war, öffnete er ihn und nahm einen weißen Briefumschlag im DIN-A6-Format heraus. Er reichte ihn Foreman und sagte: »Nun passen Sie gut auf! Ich habe Ihnen gestern abend zehntausend Dollar extra gegeben. Die sind für einen allerletzten Auftrag bestimmt, der in einigen Tagen fällig sein wird. Ich werde Sie anrufen und nur sagen: Es ist soweit! Dann holen Sie aus diesem Umschlag einen kleineren gelben heraus. Er ist adressiert und frankiert. Mit diesem Brief fliegen Sie nach Deutschland. Sie nehmen die Maschine, die in Frankfurt landet, wie beim letzten Mal. Sie fahren nach Wiesbaden, das ist nicht weit, und stecken da diesen Brief ein, ganz normal, weder als Expreß noch als Einschreiben. Einfach in den Kasten werfen. Damit wäre auch dieser Auftrag erledigt. Noch zwei wichtige Punkte, Howard! Erstens: Wenn Sie mich nach Cozumel gebracht haben und dann zurückfahren, dürfen Sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher