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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Gegeneinander, unter dem diejenigen, die an dem Wettkampf nicht beteiligt waren, besonders zu leiden hatten, fehlte ihnen doch die Chance, sich über einen Sieg zu freuen. Es wurde immer lauter, nicht zuletzt durch das Schreien der wach gewordenen Kleinkinder und das Lamentieren ihrer Mütter. Doch die eigentliche Konfrontation sollte noch erst kommen. Nach einer halben Stunde etwa wurde der Lärm auch dem Fahrer zuviel. Er scherte nach rechts aus, hielt auf der Kriechspur an und stellte sich vorn in den Gang, das Gesicht seinen Passagieren zugewandt. Für einen Moment wurde es ruhig. Die Stimmen verebbten, und die Lautstärke der Musik wurde heruntergedreht. Dann kam die Strafpredigt. Was sie sich denn wohl dachten? Schließlich brauche er seine ganze Konzentration für das Fahren! Er sei auch nur ein Mensch, habe Nerven, und die lägen nach fünfzehn Jahren Musik-Terror bloß. Er bitte also um Ruhe, und wenn sie nicht zu wahren sei, rufe er die Highway-Patrol. Die werde die Krachmacher auf freier Strecke rauswerfen.
» Shut up! « war noch ein relativ zahmer Zuruf, doch dabei blieb es nicht. Ein baumlanger, bunt wie ein Clown angezogener Bursche erhob sich. Er mußte, als er stand, seinen Kopf einziehen. Sie alle seien freie Bürger der Vereinigten Staaten, rief er aus, und hätten das Recht zu musizieren. Es erfolgte lebhafte Zustimmung, und im weiteren Verlauf mußte der Fahrer, ein etwa vierzigjähriger, mittelgroßer Mann, in dessen Gesicht Thaden merkwürdige Zuckungen wahrnahm, gröbste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Aufgeboten war die ganze ehrabschneidende Skala von » crazy « und » asshole « über » son of a bitch « bis hin zu » fuck your mother! « .
Thaden war erschrocken, hütete sich jedoch vor einer Einmischung. Es gab auch ein paar Besonnene unter den Fahrgästen.
Sie mahnten zur Mäßigung, aber das hatte zur Folge, daß der Zorn der anderen sich nun gegen sie richtete. Wenige Augenblicke später schien es hinten zu einer Prügelei zu kommen, und in der Tat: Ein Junge, vielleicht siebzehn Jahre alt, flog durch den Gang und schlug hin. Unwillkürlich zog Thaden den Kopf ein, denn nun hielt er auch eine Schießerei nicht mehr für ausgeschlossen. Der Fahrer griff sich das Sprechfunkgerät, rief die Zentrale an und bat um polizeiliche Hilfe. Dann sprach er noch einmal zu seinen Passagieren, diesmal durchs Mikrofon:
»Okay, hier ist die Reise erst mal zu Ende. Ich warte jetzt auf die Polizei. Wenn daraufhin jemand in Richmond seinen Anschluß verpaßt, ist es nicht meine Schuld.«
Auch das noch! dachte Thaden. Wär’ ich doch in Philadelphia in ein Hotel gegangen!
Erst jetzt stand der Junge wieder auf. Er sah voller Wut nach hinten, hielt es dann aber wohl für zu gefährlich, einfach loszumarschieren auf den streitbaren Haufen, wandte sich um und ging ganz nach vorn. Dort war der Fahrer inzwischen ausgestiegen. Thaden sah ihn neben der Tür stehen und eine Zigarette rauchen. Auch der Junge stieg nun aus.
Die Menge im Bus hatte sich beruhigt. Nur noch vereinzelt gab es Ausrufe, die aber niemandem im besonderen zu gelten schienen. Hier und da flatterte ein kurzes, nervöses Gelächter auf.
Wieder fühlte Thaden sich an eine Schulklasse erinnert, diesmal an eine, deren Lehrer hinausgegangen war, um den Direktor zu holen. Er konnte die soeben erlebte Aggressivität nicht begreifen. Sie mußte ganz obenauf gelegen haben, abrufbereit, denn der Streit war ja im Nu entbrannt. Im stillen gab er dem Fahrer recht; er selbst hätte lieber einen Laster mit Nitroglycerin durch die Nacht gesteuert als diesen Bus. Mit Behinderungen muß gerechnet werden, dachte er; wo gilt das eigentlich nicht?
Nach etwa zehn Minuten war das Polizeiauto da. Zwei uniformierte Männer stiegen aus, sprachen mit dem Fahrer. Dann kamen sie in den Bus, bauten sich vor der nun schweigenden Menge auf. Es waren Weiße, ein älterer und ein noch junger Mann. Sie trugen schwarze Hosen und hellblaue Hemden, und mit ihren Polizeimützen auf den Köpfen und ihren Colts an den Hüften beherrschten sie zwar die Szene, aber Thaden hatte den Eindruck, daß die Ruhe nur ein ganz flüchtiger Effekt war, wie etwas, das nun mal zu diesem Spiel gehörte. Er glaubte es den angespannten schwarzen Gesichtern mit den dunkelglänzenden Augen anzusehen, daß der Tumult von neuem beginnen würde, sobald die Beamten das Feld geräumt hätten.
»Okay«, sagte der ältere Polizist, »wir bleiben in der Nähe, und wenn ihr noch einmal verrückt

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