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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Kapitän?«
»Nein, er hatte ja mit dem Schmuggel nichts zu tun. Das waren zwei Männer aus der Maschine, und die sitzen nun erst mal. Nein, nein, Nielson ist okay.«
»Ja, er macht einen freundlichen Eindruck; ist übrigens ein Landsmann von mir, aber ich hab’ ihn bisher noch kaum gesehen. Ist er krank?«
Conally wiegte den Kopf. »Krank nicht gerade.«
An dieser Antwort fehlte etwas, doch der Steward redete nicht weiter, und so faßte Thaden nach: »Er machte auf mich einen bekümmerten Eindruck. Hängt das etwa mit mir zusammen? Vielleicht paßt es ihm nicht, daß die Reederei ihm einen Passagier aufs Schiff gesetzt hat.«
»Das glaub’ ich nicht. Mir scheint eher, er hat ’ne schlechte Nachricht von zu Haus gekriegt. Jedenfalls ist die gedrückte Stimmung da, seit in Philadelphia die Post an Bord kam. Aber so genau weiß ich das natürlich nicht, und bestimmt legt sich das wieder.« Conally sammelte sein Werkzeug ein. »Dann werd’ ich jetzt gehen. Gute Nacht, Sir!«
    »Gute Nacht! Und vielen Dank!«
    Als Thaden wieder allein war, steckte er erst mal seinen Kopf durch das offene Bullauge, sog die frische Seeluft ein. Dann prüfte er den Verschluß, brauchte fürs Drehen noch immer eine Menge Kraft, aber das Gewinde war wenigstens gangbar. Er ließ das Fenster geöffnet.
    Das Schiff befand sich ungefähr auf der Höhe von Cape Hatteras, also in einer noch kühlen Zone, aber da sie mit Südkurs fuhren, mußte es nun von Tag zu Tag wärmer werden. An der Flanke von Florida und im Golf, so stellte er sich vor, würde es dann in der Kabine ohne Zufuhr frischer Luft gar nicht mehr auszuhalten sein, und eine Klimaanlage hatte sie nicht.
    Gegen elf Uhr ging er nach oben. Es war fast windstill. Die CAPRICHO lag ruhig im Wasser. Zu seiner Überraschung sah er Nielson auf der Steuerbordnock stehen. Er erkannte ihn nicht sofort, aber als seine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, wußte er, daß es der Kapitän war, der da mit den Armen auf der Brüstung lehnte und nach vorn sah.
    »Guten Abend, Herr Nielson!«
    Der Kapitän drehte sich um. »Hallo, Herr Thaden! Na, was spricht man denn so in Passagierkreisen? Oder vielmehr: Was denkt man? Für Selbstgespräche sind Sie ja noch zu jung.«
    »Ich bin zufrieden.« 
    »Tatsächlich? Sie haben doch sicher schon ganz andere Schiffe gesehen! Was, um alles in der Welt, hat Sie bloß auf meinen verrotteten Dampfer getrieben?«
    »Ich mag solche Schiffe. Wenn mir auf einer Seereise bei den Mahlzeiten drei Stewards im Nacken sitzen und die Bordabende bis zum letzten Tanz und bis zur letzten Quizfrage durchorganisiert sind, fühl’ ich mich nicht wohl.«
Nielson lachte. »Gefällt mir, was sie da sagen. Wir müssen uns irgendwann bei einem guten Tropfen zusammensetzen.«
»Das würde mich freuen.«
»Aber jetzt ruft mich die Koje. Wenn Sie die CAPRICHO mal steuern wollen«, im Halbdunkel sah Thaden Nielsons ausgestreckten Arm, der auf die Tür zum Brückenhaus zeigte, »dann nur immer hinein da! Und fragen Sie Jesko, wenn Sie was wissen wollen! Der versteht ’ne Menge von der Seefahrt.
    Aber auch die anderen, Koch, Steward und so weiter, erfüllen Ihre Wünsche gern. Ist überhaupt ’ne gute Mannschaft. Vielleicht ein bißchen polterig und verlottert, aber im Kern passabel, genau wir ihr Käpt’n. Also bis bald mal! Ich werd’ uns eine Flasche JANNEAU spendieren.«
    »Was ist denn das?«
    »Ein Armagnac, ein wirklich großer.« Nielson wählte, um nach unten zu gelangen, den Innenweg, und Thaden nutzte die Gelegenheit, mit ihm zusammen das Brückenhaus zu betreten.
    »Sie müssen«, sagte Nielson zu Jesko, »ihn nicht unbedingt heute nacht zum Kapitän ausbilden, aber wenn er vernünftige Fragen stellt, geben Sie ihm Auskunft!«
    »Das geht klar.«
    Nielson verschwand. Thaden stellte sich, in einigem Abstand zum Ausguckmann, wieder mal einem Filipino,
    ans Ruderrad und sah nach vorn auf die Back. Jetzt war alles fast so wie in den vielen Nachtstunden, die er auf der Brücke des anderen Schiffes zugebracht hatte. Er dachte an die Männer, die, bevor sie sterben mußten, von ihrem erhöhten Standort aus die gewaltige Explosion erlebten und kurz darauf ihr Schiff auseinanderbrechen sahen.
    Er wischte die dunkle Erinnerung weg, ging zu Jesko, der an der Backbord-Schiebetür lehnte. Wie er jetzt vorzugehen hatte, wußte er ganz genau.
    »Wann ungefähr werden wir an Cape Canaveral vorbeifahren?« fragte er.
    »Das können wir leicht ausrechnen. Kommen Sie mal

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