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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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hatte es für ihn sogar etwas Sinnliches. Haben Sie denn schon feststellen können, ob er in Mexiko gelebt hat?«
»Wir glauben«, antwortete Becher, »daß er in die Staaten gegangen ist und dort unter dem Namen Leuffen gelebt hat. Und dann ist er wahrscheinlich für ein paar Strandtage nach Cancún geflogen. In Houston hat er eine Maschine der CONTINENTAL AIR genommen. Das Ticket, Hin- und Rückflug, war bei seinen Sachen.«
»Frau Pohlmann«, Replin nahm das Notizbuch an sich, »Sie sind vermutlich der Ansicht, die Gefühlslage von Hinterbliebenen gehe die Polizei nichts an. Trotzdem frage ich Sie, wie es kommt, daß Sie die Nachricht vom Tod Ihres Mannes mit so erstaunlicher Fassung aufgenommen haben.«
»Und warum wollen Sie das wissen?«
»Wenn jemand uns allzu gefaßt erscheint, besteht die Möglichkeit, daß die Nachricht für ihn gar nichts Neues ist.«
»Ja, das leuchtet ein. Wissen Sie, für mich ist mit Ernst Pohlmann ein alter Bekannter gestorben oder, wenn Sie wollen, ein Partner aus längst vergangener Zeit. Es rührt mich durchaus an, und die Art, wie er gestorben ist, finde ich grauenhaft, aber verloren habe ich diesen Mann schon vor langer Zeit, und man verliert ja niemanden zweimal. Die Trauer, sofern es Ihnen auf dieses Wort ankommt, fand damals statt. Genügt Ihnen das?«
»Ja«, antworteten beide. Sie standen auf, aber nun war es Luise Pohlmann, die noch etwas wissen wollte, und so setzten sie sich wieder.
»Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen in der Brandsache?«
»Leider treten wir auf der Stelle«, antwortete Replin. »Dieser sogenannte VEREIN DER POHLMANN-GESCHÄDIGTEN kann aus zwei Leuten bestehen, aber genausogut aus zwanzig oder zweihundert, wobei wir allerdings von einer kleinen Gruppierung ausgehen. Nur, wie sollen wir sie ausfindig machen? Wissen Sie, wie viele Kleinanleger es bei der EUROVIT gibt?«
»Sehr viele. Mein Mann sprach mal von über sechzigtausend.«
»Es sind zweiundsiebzigtausend«, erklärte Replin, »und die können wir nicht alle auf Herz und Nieren überprüfen. Wir müssen uns mit Stichproben begnügen. Aber, wie gesagt, bis jetzt sind wir noch keinen Schritt weitergekommen.«
»Noch eine Frage: Ist jetzt, da mein Mann tot ist, die Gefahr für mich geringer geworden?«
»Ganz sicher«, meinte Becher. »Aber auch der Anschlag auf Ihr Haus galt ja vermutlich gar nicht Ihnen, sondern Ihrem Mann.
Wirklich, Sie sind aus der Schußlinie, wenn ich das mal so sagen darf. Nach dem Tod Ihres Mannes werden die Rächer Ruhe geben.«
»Gott sei Dank!«
Replin und Becher dankten für die so bereitwillig erteilten Auskünfte und verabschiedeten sich.
Von ihrem Fenster aus blickte Luise Pohlmann dem davonfahrenden Wagen nach. Als er verschwunden war, sah sie weder den Parkplatz noch die kleine Straße, auch nicht die Sonne, die schon ein gutes Stück nach rechts herumgeschwenkt war, und ebensowenig das rote und gelbe Herbstlaub der im Hintergrund stehenden Bäume. Sie sah das Wasser und das Boot und den Hai und ihren Mann und dachte nach über einen merkwürdigen Widerspruch. So großzügig, wie die zwei Männer gemeint hatten, war sie mit ihren Informationen nun auch wieder nicht gewesen. Immerhin hätte sie ihnen sagen können, was ihr von Anfang an Kopfzerbrechen bereitet hatte: Der neurotische Aberglaube war eine der beiden Besonderheiten im Wesen Ernst Pohlmanns; die andere war seine nicht minder neurotische Angst vor jeder Art physischer Gefährdung. Nie und nimmer, dachte sie, ist dieser Mann in ein Wasser gesprungen, von dem er wußte, daß es darin Haie gibt!

11
    Am vierten Abend der Reise – sie hatten Key West passiert – begann Jacob Thaden, ungeduldig zu werden. Er lag auf seiner Koje und las im Lexikon der Seefahrt. Das Buch informierte ihn zwar umfassend vom Buchstaben A, dem Koeffizienten der Deviationsformel, bis hin zu Zyklon und Zylinder, doch es brachte ihn in seiner Sache keinen Schritt weiter. Er brauchte eine andere Quelle: den Kapitän. Der war jedoch zur Zeit nicht ansprechbar. Der Abend zu dritt, wie Nielson noch beim Mittagessen das vereinbarte Treffen genannt und womit er seinen Passagier, sich selbst und die Flasche mit dem großen Armagnac gemeint hatte, sollte eigentlich jetzt in vollem Gange sein, aber um sieben Uhr war Conally erschienen und hatte gesagt, der Kapitän lasse ausrichten, das Treffen finde nicht statt. Nichts weiter; keine Angabe des Grundes; kein Ausdruck des Bedauerns; nur die karg formulierte Absage.
    Er legte das Buch

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