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1991 - Mhogenas Entscheidung

Titel: 1991 - Mhogenas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entwickelten und die das Zekrath, die sanften Stimmen unserer Toten, wahrnehmen konnten. Während die Schatten die Vergeistigung vervollkommneten und lernten, das Bewußtsein vom Körper zu trennen und isoliert von diesem zu operieren, verteidigten die Fundamentalisten entschieden ihre Körperlichkeit. Als sie schließlich die Fähigkeit zur Fortpflanzung verloren, begannen sie zunehmend Ersatzteile und Prothesen in ihre Körper einzufügen.
    Grek-336 bestand aus einem vier Meter langen, torpedoförmigen Körper aus grauem Yrton-Metall, der einen Symbiosekomplex aus seinen Altkörpersubstanzen, Zellwucherungen und Biomolplastanteilen enthielt, über sechs tentakelartige Arme verfügte und im Weltraum, in beliebigen planetaren Atmosphären und unter Wasser agieren konnte.
    Er stellte die Höchststufe der Entwicklung dar - einer Entwicklung, die die Maahks unter allen Umständen zu verhindern versuchten, nachdem sie erst einmal von ihr erfahren hatten. Was dazu führte, daß die Schattenmaahks sich vom Hauptvolk der Maahks trennten und eigene Wege gingen. Die Methanatmer versuchten, all diese Ansätze im Keim zu ersticken.
    Ein Auswuchs dieser Einstellung stellte zum Beispiel der Maahk-Mediker Grek-33 dar, der vom galaktischen Botschaftsplaneten Maahkora herbeigeeilt war, um Mhogena zu versorgen, der schwer verletzt aus dem Pilzdom auf Trokan aufgetaucht war. Er hatte sich geweigert, Mhogena ein künstliches Knie zu verpassen, „weil wir keine Fundamentalisten schaffen und damit der Entwicklung der Schatten Vorschub leisten wollen", wie er damals wörtlich gesagt hatte. Deshalb hinkte der Fünfte Bote auch heute noch ein wenig.
    Doch offensichtlich war es den Maahks ins Buch der Evolution geschrieben, daß diese Entwicklung unausweichlich ihren Verlauf nahm. Und hier in Chearth hatte sie bei den Gharrern, diesen Maahkabkömmlingen, anscheinend sehr seltsame Blüten getrieben. In Andromeda führten die Maahks einen unerbittlichen Kampf, um weder Fundamentalisten noch Schatten entstehen zu lassen. In Chearth wurden die stärksten Psi-Reflektoren - Mutanten, wie sie entfernt mit den Schatten vergleichbar waren - durch Prothesen und Zusatzaggregate künstlich am Leben erhalten und schienen gerade dadurch die Fähigkeit zu entwickeln, sich zu vergeistigen, den Geist vom Körper zu trennen.
    Schicksalhaft, dachte ich.
    Vergiß Mhogenas Schattenbruder nicht, mahnte der Extrasinn. Auch er paßt in dieses Bild. Was, wenn gar nicht die Stimme des Totlings zu Mhogena sprach, sondern einer der hier künstlich am Leben erhaltenen und vergeistigten Meister des Grauen Sandes?
    Gestehst du ihnen etwa auch die Fähigkeit der Präkognition zu? Wie sonst hätten sie ihm dezidiert Entwicklungen schildern und Warnungen übermitteln können?
    Der Logiksektor kam nicht mehr zu einer Antwort. Deckeera war erwacht.
     
    *
     
    „Unendliche Schwärze", flüsterte er. Wäre seine Stimme nicht von den akustischen Sensoren des SERUNS verstärkt worden, hätte ich sie für ein leises Scharren des Weltraums an den Außenwänden der Station gehalten. „Kälte. Der Hauch des Todes und in alledem die lockende Emotion, die wir in sich selbst zurückwerfen. Die sanften Stimmen unserer Toten, und es werden immer mehr... unendlich viele...
    So viele kommen hinzu und werden noch hinzukommen... unsere Toten und andere... so viele andere...
    Hunderttausende, Millionen..."
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen.
    Mhogena trat vor und beugte sich über den alten Meister, der die Augen nun einen Spaltbreit geöffnet hatte. „Hallo, Bothago", hauchte er. „Soll ein neuer Grauer ernannt werden, Magredu?"
    Die Scheibe, die die Oberfläche der Kryokammer bildete, war zurückgefahren worden, während der Extrasinn mir die Zusammenhänge verdeutlicht hatte. Ich konnte den Cyborg-Körper des Gharrers nun ohne die Kristallschicht betrachten. Obwohl sie meinen Blick weder verzerrt noch sonstwie behindert hatte, kniff ich vor Grauen die Augen zusammen.
    Der Körper des Meisters Deckeera erinnerte kaum noch an den eines Lebewesens. Meterlange Narben durchtrennten die fast farblosen Schuppen. Es war nicht die geringste Vorsorge getroffen worden, sie zu verdecken. Die Sorge der Meister des Sandes galt einzig und allein der weiteren Existenz des Körpers. Er mußte erhalten bleiben; der Anblick, den er bot, spielte keine Rolle, da ihn sowieso nur wenige Auserwählte erblicken durften.
    Die Übergangsstellen zwischen lebendem Gewebe und technischen Ersatzteilen waren weder

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