1992 - Aufmarsch über Thorrim
wagen", kündigte Worrher an. „Ich programmiere den Kurs auf das erste System. Und dann sehen wir, was wir von den widersprüchlichen Aussagen der Unbekannten zu halten haben. Alles andere als der Tod wäre ein Sieg."
Der Kommandant berührte den 'noch am Boden liegenden Funker mit seinem Pseudoglied. „Hast du gehört, Ronosch? Es wird ..."
„Siehst du nicht, dass er tot ist?" unterbrach ihn Aya. „Die Überanstrengung des Laufens war zuviel für seinen geschwächten Körper."
„Was machen wir mit ihm?" fragte Worrher ratlos. „Keiner von uns ist mehr kräftig genug, ihn bis zur nächsten Schleuse zu tragen und dem Weltraum zu übergeben..."
„Wir lassen ihn liegen, bis .wir Gewissheit haben, was uns im ersten System erwartet", sagte Aya. „Sollte der Funkspruch eine Falle sein und man uns dort angreifen, brauchen wir uns darum keine Sorgen mehr zu machen. Wir werden alle gemeinsam untergehen."
Worrher spürte ein Kratzen in seinem Trichtermund. Sieben neue Todesfälle durch Selbstmord wurden gemeldet, darunter ein Por, der dem Kommandanten so nahegestanden hatte wie sein eigener Sohn. Worrher dachte an die Antigravtransportscheiben, mit denen man den toten Funker hätte zur Schleuse bringen können,' aber selbst das wollte er seinen Leuten jetzt nicht mehr zumuten. „Was ist aus uns geworden, Aya?" fragte der Kommandant der RAQZETT „Sind die Toten nicht glücklicher als wir?"
„Vielleicht", gab die junge Por zu. Sie begann zu schwitzen, aber der Effekt auf Worrher war ein anderer als vor nur wenigen Wochen.
Der Kommandant erwachte noch einmal zum Leben und gab seine Befehle. Er bestimmte den Kurs, und das im Todesschlaf liegende Schiff nahm Kurs auf das erste Sonnensystem und seinen zweiten Planeten. Dann ließ er sich wieder flach in den Sitz zurückfallen. Er rang nach Luft. Seine Stielaugen legten sich schlaff auf sein Gesicht. Aus dem Trichtermund kamen röchelnde Laute. Aya sah mit Entsetzen, dass Worrher dem Tod näher war als dem Leben. Sie schickte ihre Pseudopodien nach ihm aus, aber sie trafen auf kalte Haut und fühlten keinen nennenswerten Doppelpuls mehr.
Zum letzten Mal ging die RAQZETT in den Linearraum.
Das Schiff der wahrscheinlich letzten Por materialisierte jenseits der Bahn des Zweiten Planeten. Sofort erfüllte ein Normalfunkspruch von dort die Zentrale, in der Worrher wie tot da lag. Der Funkspruch bestätigte, dass allen Verzweifelten in diesem System Asyl geboten werden sollte. Aya hatte die besseren Reserven als Worrher und die anderen, die in der Zentrale am Boden lagen, als sei es bereits mit ihnen vorüber. Sie konzentrierte sich darauf, den Bewohnern des zweiten Planeten eine Botschaft zu schicken. Auf den Ortungsschirmen sah sie, dass bereits drei Flotten von unbekannten Völkern vor ihnen eingetroffen waren. Die Botschaft lautete: „Raumschiff RAQZETT bittet um Landeerlaubnis auf dem zweiten Planeten. Wir haben keine Atemluft und keine Nahrung mehr, geschweige denn Wasser. Wir sind die Letzten der Por. Bitte erteilt uns die Erlaubnis, oder wir sterben innerhalb der nächsten halben Stunde."
Aya warf sich nach der Anstrengung zurück in den Sessel und hielt sich mit dem Gedanken aufrecht, dass eine positive Antwort von dem zweiten Planeten kommen möge. Dann konnte sie hoffentlich noch den Autopiloten programmieren, um die RAQZETT auch ohne ihr oder Worrhers Zutun landen zu lassen. Sie hatte so etwas noch nie getan, aber Worrher oft dabei zugesehen. Die RAQZETT driftete auf den zweiten Planeten zu und wartete verzweifelt auf Antwort. Als nach zehn Minuten noch keine gekommen war, schob sich Aya zu Worrher hinüber und weinte. Dabei verlor sie weitere Körperflüssigkeit, aber das war ihr in diesem Augenblick egal. Sie Spülte, dass Worrher noch lebte, wenn auch nur auf Sparflamme.
Und dann, endlich, kam die Antwort der Unbekannten vom zweiten Planeten: „Nation Alashan an Raumschiff RAQZETT" ,hörte Aya. „Die Landeerlaubnis wird erteilt. Folgt unserem Leitstrahl und unternehmt nichts anderes! Jegliche feindselige Aktion wird sofort geahndet. Alashan Ende." Aya konnte im ersten Moment ihr Glück nicht fassen, aber dann fragte sie sich, was sie mit einem Haufen Halbtoter anfangen sollte. Sie war keine ausgebildete Pilotin. Sie konnte den Autopiloten programmieren, aber in die Situation, einem Leitstrahl zu folgen, war sie noch nie gekommen.
Sie rüttelte an Worrher, ohne Erfolg. Es gab nur noch einen Weg. Sie musste ihm eine Stimulanz spritze injizieren.
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