1992 - Aufmarsch über Thorrim
draußen ein. Die beiden von den Robotern angezeigten Wesen lagen in ihren Sitzen und rührten sich nicht. Benjameen rüttelte vorsichtig an ihren „Schultern". Als sie kein Lebenszeichen von sich gaben, sagte er zu den Robotern, dass sie ihnen ein mineralienhaltiges Stimulans injizieren sollten, nachdem sie ihren Metabolismus gescannt hatten. Er selbst schnallte sich einen mitgef4hrten Wassercontainer vom Gürtel ab und ließ die kostbare Flüssigkeit Tropfen um Tropfen in den Trichtermund der beiden letzten Überlebenden der RAQZETT fließen. Die Stielaugen der beiden hingen schlaff vom Kopf herab - wenn man den oberen Buckel des Kugelkörpers einen Kopf nennen wollte. .„Wir schaffen es nicht, Ben", sagte Tess nach zehn Minuten. „Wir rufen sie nicht mehr ins Leben zurück"
„Ich fürchte, du hast recht, Tess", sagte Benjameen. Genau das war der Augenblick, in dem eines der Stielaugen des einen We sens sich öffnete und langsam aufzurichten begann. „Sieh dort, Ben!" flüsterte Tess. „Ich sehe es. Das Wesen beginnt wieder zu leben ..."„Vorsichtig. Gib ihm noch etwas Wasser!" Benjameen tat es. Ein zweites Stielauge öffnete sich, dann das dritte. Benjameen legte vorsichtig die rechte Hand an eine Seite des „Kopfes" und spürte einen schwachen Pulsschlag. Als sich das vierte Auge auftat, zog er die Hand zurück. Alle vier Stielaugen richteten sich auf ihn.
Der ballonförmige Körper des Wesens straffte und hob und senkte sich dann unter zuerst unregelmäßigen Atemzügen.
Quäkende Laute kamen aus einer Membran unter dem Mund. Der Translator, den Benjameen trug, übersetzte sie aus dem Glausching, der Verkehrssprache von DaGlausch, ins Interkosmo. „Sind wir ... auf dem zweiten Planeten des ersten Systems?" fragte das Wesen. „Sind wir in Sicherheit?"
„Ja", sagte Tess, die jetzt Gedankenbilder empfing. Vor der Telepathin breitete sich das Schicksal der Besatzung dieses Raumschiffs aus wie ein aufgeschlagenes Buch. Sie „sah" die Vergangenheit in den Gedanken des Wesens, das sich selbst Aya nannte. „Mach dir keine Sorgen mehr, Aya", sagte sie. „Auch Worrher lebt noch, obwohl er viel schwächer ist als du. Um ihn wiederzubeleben, braucht es mehr als Wasser. Unsere Roboter werden ihm jetzt eine zweite Injektion verabreichen."
„Aber das habe ... ich doch schon getan!" protestierte Aya. „Ihr bringt ihn damit um!"
„Die Roboter haben seinen Zustand analysiert und wissen, was sie ihm zumuten können", tröstete Tess sie. „Worrher hat uns mit dem Leitstrahl auf eure Welt gebracht", sagte Aya. „Er konnte das nur, nachdem er von mir ein Stimulans bekam."
„Aber er hat es überlebt. Sonst gibt es keine lebenden Wesen mehr bei euch an Bord?"
„Nein", sagte Aya. Dann korrigierte sie sich: „Doch! Es gibt zweihundert Schläfer, die die Katastrophe vielleicht überlebt haben. Das heißt, falls ihre Behälter noch genug Ressourcen hatten, um sie zu versorgen."
„Wir kümmern uns sofort darum", sagte Tess, als sie sah, wie der Kommandant das erste Auge aufschlug, dann das nächste. „Notfalls speisen wir genügend Wasser in die Lebenserhaltungssysteme ein und natürlich Sauerstoff von draußen. Alle Schotten sind geöffnet. Spürt ihr nicht die frische Luft?"
Von frischer Luft zu reden war angesichts des immer noch herrschenden ätzenden Gestanks eine maßlose Übertreibung. Aber die Atemluft drang, im Austausch mit der vergifteten Atmosphäre an Bord, schnell und heftig in das Schiff ein. Kommandant Worrher erwachte endgültig zum Leben. Er richtete seine Teleskopaugen auf, und seine Pseudopodien zuckten. Sein ganzer Körper erbebte, dann atmete er gleichmäßig und schob sich in seinem Sitz zurück. „Wer ... wer seid ihr?" fragte Worrher halblaut und heiser. „Bewohner des zweiten Planeten und eure Freunde", sagte Benjameen. „Ihr seid in Sicherheit. Um eure Schläfer kümmern wir uns gleich."
„Bewohner des ... zweiten Planeten", hauchte Worrher. Dann sah er Aya und fühlte ihre sanfte Berührung. „Hat der mächtige Galauh uns überleben lassen - als die Letzten unseres Volkes?" Benjameen warf einen Blick zurück auf die vielen toten, zusammengeschrumpften Kugelkörper. Dann nickte er. „Ihr habt überlebt, Worrher, wenigstens ihr beide. Wir werden sehen, wie viele eurer Schläfer wiedererweckt werden können. Kannst du uns zeigen, wo sich die Tiefschlaftanks befinden?" Worrher, von Sekunde zu Sekunde kräftiger, zeigte ihm anhand von Bildschirmen den entsprechenden Bereich.
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