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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dem Schrotthändler abgesehen, die ersten Personenbeschreibungen. Zwar ist nichts Markantes dabei, aber brauchbar sind die Angaben trotzdem. Vor allem wissen wir nun schon mal, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach keine Chilenen waren.«
    »Schön und gut«, meinte Olaf, »Personenbeschreibungen sind das, was wir brauchen. Fragt sich nur, ob sie stimmen!«
    »Das haben wir uns auch überlegt, denn es kann genausogut sein, daß Gutiérrez an dem Coup beteiligt ist. Wenn ja, sind diese beiden Steckbriefe mit Sicherheit wertlos.«
    »Morgen werden wir mit ihm reden«, sagte Ernesto. Die Weinflasche war leer, und Olaf bestellte eine neue, die sofort gebracht wurde. Als der Kellner eingeschenkt hatte und wieder gegangen war, sagte Olaf: »Der MERCURIO berichtet also am interessantesten. Stammen die Artikel von ein und demselben Verfasser?«
    »Ja«, sagte Federico. »Unter der Schlagzeile steht jedesmal › De nuestra reporter‹ Alejandra Alonsos und in der GACETA, das ist eine Illustrierte, schreibt immer ein Fernando Torres Molina. Ich finde, an beide sollten wir herantreten.«
    »Das finde ich auch«, meinte Olaf, »aber vorher haben wir uns eine verdammt gute Story auszudenken, damit keinerlei Verdacht aufkommt.«
    »Und Sie müssen draußen vor bleiben, denn wenn hier auch noch kein Foto von Ihnen veröffentlicht wurde, ist damit nicht gesagt, daß die Redaktionen keins haben.« Olaf nickte. »Stimmt. Und möglich ist natürlich auch, daß chilenische Journalisten in Deutschland recherchiert haben. Denen wäre mein Bild mehr als einmal unter die Augen gekommen. Doch zurück zum Schrotthändler! Klar müssen wir auch bei ihm sehr vorsichtig zu Werke gehen, aber ich würde trotzdem zu gern ein Experiment mit ihm machen.«
    »Welches?« fragte Ernesto.
»Mich ihm zeigen. Mit ihm reden. Immerhin existieren vier Fotos, auf denen er mit einem Mann zu sehen ist, der ich sein soll. Ich möchte wissen, wie er auf mein Erscheinen reagiert.«
    »Herr Offermann«, es war Ernesto, der darauf antwortete, »das ist einfach zu riskant. Wir müssen wirklich mit der Möglichkeit rechnen, daß Gutiérrez mitgemischt hat, und wenn es so ist, sind Sie der letzte, den er zu Gesicht kriegen darf. Sobald einer aufkreuzt, der wie Ihr Doppelgänger aussieht, den er ja kennt, läuten bei ihm die Alarmglocken.«
    »Okay, das sehe ich ein.« Olaf dachte eine Weile nach, und dann fuhr er fort: »Die eine der beiden von ihm beschriebenen Personen könnte ich sein. Sicher hat man es von Anfang an darauf angelegt, die Spur auf mich zu lenken, und später dann die Fotos nachgeliefert.« Er holte seine Brieftasche hervor, entnahm ihr die vier Fotos, überzeugte sich davon, daß niemand in der Nähe war, legte sie auf den Tisch. Alle drei besahen sich die Bilder noch einmal ganz genau. Danach zog Olaf ein fünftes Foto hervor und sagte: »Das ist John Theunissen. Hab’ es mir für alle Fälle eingesteckt. Seine Frau ist auch mit drauf, aber das stört ja nicht.«
    Sie betrachteten das Bild. Dann gab Federico es ihm zurück und fragte:
»Wann wurden die Chile-Aufnahmen gemacht?«
»Es heißt, vor dem Untergang der OLGA. Genauer gesagt, zu der Zeit, als ich hier in Chile war.«
»Ich vermute eher«, meinte Federico, »daß es sie noch gar nicht gab, als Gutiérrez verhört wurde.«
»Oder es gab sie doch schon«, sagte Olaf. »Zumindest die von der OLGA muß ja vorher entstanden sein, und warum sollte man dann die anderen erst später gemacht haben? Vielleicht haben die Täter die Bilder, sozusagen als Reserve-Munition, in der Hinterhand gehalten. Allerdings hätte in diesem Fall die Polizei, als sie plötzlich ins Spiel kamen, Gutiérrez bestimmt ein weiteres Mal verhört. Steht davon was in den Zeitungen?« Beide schüttelten den Kopf.
»Das ist mysteriös.« Olaf leerte sein Glas. »Naja, heute werden wir das Rätsel nicht lösen, und ich meine, wir sollten die Sitzung jetzt beenden. Nach dem langen Flug will ich noch ein bißchen durch die Straßen laufen. Wir sehen uns morgen. Für wie lange haben Sie den Wagen gemietet?«
»Erst mal für eine Woche«, sagte Federico. »Gut. Starten wir morgen früh um acht?« Die Spanier waren einverstanden.

19
    Draußen war es warm. Dezember bedeutete Sommer in Chile. So ging er noch einmal ins Hotel, brachte die beiden englischen Zeitungen zurück in sein Zimmer und wechselte die Kleidung, zog sich einen leichten hellen Leinenanzug an und verließ erneut das Haus.
    Langsam wanderte er durch die Nacht,

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