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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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stieg ein. Kurz darauf fuhr der Wagen davon. Er richtete sich auf, rannte zur Auffahrt, warf sich in den BMW und startete. Drehen wir also heute nacht den Spieß mal um, dachte er, und verfolgen die Verfolger!
Er machte es geschickt, fuhr nicht zu dicht auf, sorgte dafür, daß sich von Zeit zu Zeit ein anderes Fahrzeug dazwischenschieben konnte. Es ging durch die ganze Stadt, aber zum Glück war es Nacht, und der Verkehr blieb überschaubar. Schon wieder eine Kreuzung! Helga hatte es gerade noch bei Gelb geschafft, und nun war da das Rot, das ihn abzuschneiden drohte. Also aufs Gas! Es war kein Drücken, es war ein Fußtritt, und der Kick beschleunigte derart, daß der BMW wie in einem riesigen Sprung über die Querstraße setzte. Gott sei Dank, sagte er halblaut, und nun beten, daß die Bullen weit weg sind! Er hatte Glück. Kein Martinshorn, kein Blaulicht hinter ihm. Es ging weiter.
Nach dem Abbiegen in die Eibchaussee dachte er. Also fährt sie nach Haus. Der große, schneidige Mann ist vielleicht ein Bote, der sie …, nein, der hätte doch seinen Wagen nicht stehenlassen! Da erfolgte auch schon das nächste Abbiegen, ein mehrfaches sogar und ein unsinniges, denn wenige Minuten später befanden sie sich wiederum in der Eibchaussee, nur ein paar hundert Meter weiter westwärts. Warum, zum Teufel, dieses Hickhack? Kennt die Erzhamburgerin Helga Theunissen sich hier denn nicht mehr aus? So jedenfalls scheint …, ach, natürlich, das ist es! Der kleine Hakenschlag war nötig, weil es sonst am eigenen Haus vorbeigegangen wäre, und da hätte ja zufällig John am Fenster oder im Vorgarten stehen und mitkriegen können, wie sein schönes rotes Auto an ihm vorüberbrauste! Daher also weht der Wind! Ihm fiel ein, was Jeff Henderson, der Detektiv in Nassau, herausgefunden hatte. daß Mrs. Theunissen nachts von einem Schwarzen abgeholt worden war … Ihm kamen die Hündinnen in den Sinn, die, wenn sie heiß waren, außer Rand und Band gerieten. Vielleicht, überlegte er, aber da war schon eine gehörige Portion Bosheit mit im Spiel, ist meine Tante läufig, rastet einfach aus, und darum ist ihr ein Kerl viel wichtiger als die Fahndung nach ihrem Schwager Olaf. Der nächste Wachwechsel findet ja auch erst in dreieinhalb Stunden statt.
Es ging immer weiter in Richtung Westen, bis sie in Blankenese waren, wo Helga ganz plötzlich nach links abbog. Er mußte die Kurve so scharf nehmen, daß der BMW fast ins Schleudern gekommen wäre.
Nach einer kurzen Steigung war die Fahrt vor einer dreistöckigen Villa in der Nähe des Süllbergs zu Ende. Ein hohes schmiedeeisernes Tor öffnete sich, und der PORSCHE fuhr auf das Grundstück. Das Tor schloß sich wieder.
Er parkte am Straßenrand, blieb zunächst sitzen, sah Helga und den Langhaarigen aussteigen und in die prächtige Villa eintreten, dachte. Es wird also stimmen! Onkel John sitzt zu Haus, und sie grast durch die Hecke. Vor kurzem auf den Bahamas und nun hier. Was Carsten und Hanna wohl dazu sagen würden, wenn sie es wüßten?
Er wartete fünf Minuten, legte dann das Office-Messer ins Handschuhfach, stieg aus und ging zum Tor. Am rechten der beiden steinernen Pfosten fand er ein Namensschild, konnte es in der Dunkelheit aber nicht entziffern. Ein, zwei Sekunden lang ließ er sein Feuerzeug aufflammen und las den Namen R. Kastner. Um auf das Grundstück zu gelangen, mußte er den aus etwa anderthalb Meter hohen eisernen Stäben errichteten Zaun überwinden. An der Frontseite war das zu gefährlich, und so ging er die Straße entlang, bis er sich von der Seite her Zugang verschaffen konnte. Er kletterte hinüber, wartete wieder eine Weile, um sicherzugehen, daß kein Hund das Anwesen bewachte. Erst dann bewegte er sich vorsichtig auf das Haus zu, an dessen Rückseite im mittleren Stockwerk zwei Fenster erleuchtet waren. Leider gab es nirgendwo einen geeigneten Mauervorsprung, mit dessen Hilfe er die Wand hatte erklimmen können. Ob er auf einen der Bäume klettern sollte? Suchend blickte er umher und entdeckte plötzlich im Licht der kleinen, am Boden verankerten Gartenlampen neben einem verwitterten Pavillon eine Leiter. Er trug sie zum Haus, stellte sie unterhalb der erleuchteten Fenster an die Mauer, verscheuchte seine Skrupel. Ich bin kein Spanner, sagte er sich, will nur ein genaueres Bild haben von einem Menschen, der, obwohl zur Familie gehörig, uns feindlich gesonnen ist.
Er stellte sich auf die erste Sprosse, wippte ein paarmal, um ihre Festigkeit zu prüfen, stieg

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