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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sehen.«
    »Wir sind schon weg!« rief Norbert und verschwand in seinem Zimmer, und auch Regine machte sich sofort an die Arbeit.
    Hubert Dillinger nahm seine Frau an die Hand, zog sie hinter sich her, die Treppe hinunter und dann ins Arbeitszimmer. Er schloß die Tür, drehte sogar den Schlüssel um.
    »Was ist los? Wieso bringt der Eilbote am Sonntag eine Zeichnung? Und Vera! Sie weiß doch genau, daß die Ferien in einer Woche zu Ende sind! Wie sollen wir da die Reise verschieben? Und welchen Krimi dürfen die Kinder
mit uns sehen?«
    »Ich weiß nicht mal, ob da einer läuft. Aber wir beide, Angelika, haben auf jeden Fall unseren eigenen.« Er zog die Kassette aus der Tasche, legte sie ein. »Bitte, erschrick nicht! Es hört sich alles sehr schlimm an, aber wir haben es in der Hand, was daraus wird.«
    Die fremde Stimme ertönte. Angelika, die sich an den Schreibtisch gesetzt hatte, stützte den Kopf in die Hände und blickte, während der unheilvolle Text abspulte, immer wieder verängstigt auf zu ihrem Mann, der stehengeblieben war und sie dann jedesmal durch Handbewegungen zu beruhigen versuchte.
    Bei der Drohung, die Kinder könnten zu Schaden kommen, stöhnte sie leise auf, und abermals hob ihr Mann die Hände und winkte behutsam ab.
    Als die Stimme verstummt war, nahm er das Band heraus, steckte es wieder in die Tasche. »Das wird noch heute vernichtet«, sagte er.
    »Gehört so was nicht ins Polizei-Labor?«
    »Ja, aber nur, wenn man entschlossen ist, die Warnung in den Wind zu schlagen, und das werden wir nicht tun. Im Gegenteil, wir werden alles bis aufs I-Tüpfelchen befolgen. Uns bleibt gar nichts anderes übrig.« Er klopfte leicht gegen seine Jackentasche. »Glaub mir, das sind keine leeren Drohungen! Und jetzt steht natürlich auch fest, daß sie deinen Vater umgebracht haben.«
    »Und warum äußern sie sich am Anfang ganz anders über seinen Tod?«
    »Um uns zu sagen, wie wir den Fall von jetzt an darstellen müssen. Die Faselei von der Wende und von seinem Dienst am Vaterland ist ganz eindeutig ein Hinweis darauf, daß wir, jedenfalls nach außen hin, die Freitod-Version akzeptieren sollen und nicht mehr von Fremdeinwirkung reden dürfen.«
    »Ja, das glaub’ ich auch. Aber ist es nun nicht noch wichtiger geworden, daß wir die Kinder verstecken?« 
    »Nein, bestimmt nicht. Wenn ihr jetzt abreist, heißt das in deren Augen, daß wir uns gegen sie entschieden haben. Außerdem würden sie im Handumdrehen herausfinden, wo ihr dann wäret.«
    »Mein Gott, du hast recht! Also muß ich Vera anrufen und ihr sagen, daß wir nicht kommen.«
    »Wie willst du es begründen?«
    »Ich sag’ einfach, Regine hat Fieber gekriegt.« Sie wählte die Nummer, erreichte ihre Schwägerin, machte es kurz. Unterdessen stand ihr Mann an der Tür, die er wieder aufgeschlossen hatte, und lauschte nach oben. Erst als das Gespräch beendet war, verließ er seinen Posten. »Hat sie’s geschluckt?«
    »Ja, sie läßt herzlich grüßen und wünscht …«
    Das Telefon läutete. Er nahm ab, meldete sich und hörte gleich darauf die Tonbandstimme: »Sie haben vor einer halben Stunde unsere Eilsendung erhalten.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Eben war Ihre Leitung besetzt. Mit wem haben Sie telefoniert?«
    »Nicht mit der Polizei. Bitte, glauben Sie mir das! Wir sprachen mit meiner Schwester.«
    »Der in Wolfenbüttel oder der in Freiburg?«
    »Freiburg. Meine Frau wollte mit den Kindern zu ihr fahren. Das hatten wir so beschlossen, um sie, wie Sie sich ausdrücken, aus der Schußlinie zu nehmen. Wir haben eingesehen, daß es keinen Sinn hat. Die drei bleiben hier.«
    »Dann darf ich wohl davon ausgehen, daß Sie uns auch in allen anderen Punkten folgen.«
    »Hundertprozentig.«
    »Gut so. Haben Sie das Band schon vernichtet?« »Noch nicht. Aber jetzt gleich werde ich die Kassette zerbrechen und das Band verbrennen.«
    »Gut so«, sagte der Mann noch einmal. »Und lassen Sie sich durch niemanden umstimmen! Solange Sie uns gegenüber fair bleiben, sind wir auch Ihnen gegenüber fair. Darauf haben Sie unser Wort. Noch etwas. Wo steckt Paul Kämmerer?«
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht. Er war nur einmal bei uns. Ist er denn nicht zu Hause?«
    »Nein. Was meinen Sie, wird er sich erneut mit Ihnen in Verbindung setzen?«
    »Keine Ahnung. Möglich ist es.«
    »Vergessen Sie nicht, auch bei ihm treten Sie den totalen Rückzug an! So, und jetzt können Sie uns Ihre Bereitschaft zur

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