1996 - Wenn Tazolen meutern
verspürte sie das unendliche Entsetzen der mächtigen Wesenheit, die diesen Aufschrei nicht unterdrücken konnte. Dann verschwamm alles vor ihren Augen, und sie fand sich plötzlich auf der SHE'HUAN wieder, um das Schrecklichste zu verhindern. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die Katastrophe nicht zuzulassen. Und ich werde euch jetzt sagen, weshalb das so wichtig ist. Und noch schlimmer, weshalb wir in schrecklicher Zeitnot sind.
Denn ich, Sirku, sage euch folgendes: Gan Grango Ranka muss nach eurer Zeitrechnung genau am 29. April um 24 Uhr vollzogen werden. Keine Sekunde vorher, keine Sekunde nachher. Eine Verzögerung darf unter keinen Umständen stattfinden. .Andernfalls, und denkt gut über die Folgen nach, kann Thoregon nicht entstehen.
Mit einem Ruck kam Dao-Lin-H'ay im Konferenzraum der MERLIN wieder zu sich. Auch ihre Gefährten waren anwesend, und die bei den Holos mit Icho Tolot und dem Labor der PYXIS flimmerten unverändert über dem Konferenztisch. Das ist es also, dachte die Kartanin. Wieder einmal ein Ultimatum. Und so kurz! „Was hat Thoregon damit zu tun?" forderte Atlan genauere Auskünfte. „Du gibst immer nur sehr vage Hinweise, Sirku!"
Ich gebe so viele Hinweise, wie notwendig sind. Es ist nicht notwendig, zu diesem Zeitpunkt mehr Antworten zu geben, antwortete das Bewusstseinsfragment wie bisher auch auf mentalem Wege. Nur mit dem Unterschied, dass es jetzt wie eine normale Unterhaltung wirkte, ohne schmückendes Beiwerk. Es war allerdings irritierend, immer nur eine Seite laut zu hören und gleich darauf die Antwort ohne Umweg über das Gehör unmittelbar im Verstand zu erhalten. „Könntest du das bitte uns überlassen?" schnaubte der unsterbliche Arkonide ungehalten. „Wir wissen doch überhaupt nicht, worauf wir uns einlassen!"
„Das sehe ich auch so", erklang Icho Tolots dröhnende Stimme. „Wie sollen die verheerenden Kräfte der Sonnenwürmer positiv genutzt werden? Und wo sollen sie ihr Werk tun?"
Das alles werdet ihr bald erfahren. Es ist überflüssig, im Vorfeld darüber zu diskutieren. Wir wissen auch nicht, was unsere Gegner wissen können - oder was sie noch erfahren können, wenn sie eure Handlungen zu früh analysieren. „Das ist doch ein Vabanquespiel!" rief Atlan. „Darauf werden wir uns nie und nimmer einlassen!" Plötzlich mischte sich Vincent Garron ein: „Entschuldigt bitte, wenn ich etwas dazu sage. Aber ich glaube, wir sollten Sirku vertrauen."
„Hast du einen Beweis für seine Aussagen?" wandte die Kartanin sich an ihn. „Nein, leider nicht", bedauerte Garron. „Von meinem Empfinden her kann ich es allerdings bejahen, mit Sirku zusammenzuarbeiten. Sirku ist sehr mächtig, und etwas in seinem Farbenspiel zeigt mir, dass er tatsächlich ein Teil von Nisaaru ist. Vergesst nicht, dass ich damals in ihrem Haus dabei war. Ich habe die Superintelligenz gesehen und empfunden, wenn auch nur kurz, bevor ich ... ähem ... hinauskatapultiert wurde."
„Vincent, du bist schön öfter getäuscht worden", hielt Dao-Lin ihm entgegen. Der Supermutant hatte inzwischen die Liege verlassen. Der Avatara-Körper hatte sich sehr schnell wieder erholt. Er setzte ein fast schüchternes Lächeln auf. „Ich weiß, ihr hattet in der Vergangenheit keinen Grund, mir zu vertrauen. Und ihr kennt mich noch nicht lange genug in meiner neuen Form, um zu wissen, dass ich ein anderer bin. Leider aber ist es so, dass es Sirku nicht interessiert, ob wir ihm vertrauen oder nicht."
„Wird er seine Forderung dann auf andere Weise durchsetzen wollen?" fragte Atlan sofort. Garron hob die Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Aber er wird nur dann Antworten geben, wenn es ihm passt. Momentan ist ihm nur seine Mission wichtig, alles andere empfindet er als unnötigen Aufschub, der uns alle in Gefahr bringt." Dao-Lin strich sich über das silberfarbene Nackenfell. Die senkrecht gespaltenen Pupillen ihrer großen, -vorgewölbten Augen weiteten sich und zogen sich zusammen. „Was hast du für ein Gefühl bezüglich seiner Warnung?"
„Es ist ihm bitterernst."
„Spricht Sirku jetzt durch dich, oder ist es dein eigener Wille?"
„Ich spreche selbst, obwohl ich nach wie vor eine starke Bindung zu ihm habe. Nach allem, was ich bisher erlebte, kann ich nur sagen: Gan Grango Ranka, dieser ominöse Große Sprung durch das Nichts, muss am 29. April um 24 Uhr stattfinden, oder es wird kein Thoregon geben. Wenn das schief geht ... dann ist alles aus. Ich kann es leider nicht weiter erklären.
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