1996 - Wenn Tazolen meutern
fliehen. Wir werden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Du bist mit deiner Truppe näher an ihnen dran. Ich gebe euch den Befehl zu feuern, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste." Die purpurnen Schuppen des Voranesen wurden blassblau. „Aber das sind unsere eigenen Truppen!"
„Das waren sie", konterte Corr. „Sie haben uns verraten. So verhält sich nur ein Feind."
„Ehrwürden, ich kann doch nicht ..."
„Feuer!" schrie Corr außer sich. Der Admiral reagierte sofort und straffte seine Haltung soldatisch. „Zu Befehl, Scoctore!"
Wieder einmal kam es zum Kampf. Aber diesmal war es Algiote gegen Algiote. Einige zytekische Schiffe, die am Ende des Pulks lagen, kehrten um und stellten sich dem Kampf, als das Feuer auf sie eröffnet wurde. Die vordersten Schiffe jedoch flüchteten weiter und verschwanden kurz darauf im Tryx a Tror. Damit war 15 Schiffen die Flucht gelungen. Die anderen wurden von allen Seiten beschossen. „Sie ergeben sich", meldete Kommandant Dorombar nach einer Weile. Acht Schiffe waren bereits abgeschossen worden, und die anderen sahen ein, dass sie keine Chance mehr hatten. Auch Admiral Guranek rief das Flaggschiff. „Wir haben sie! Sollen die anderen 15 verfolgt werden?"
„Nein", lehnte Corr ab. „Sie sind ohnehin zum Tode verurteilt. Wenn die Chearther sie nicht abschießen, werden sie die lange Rückreise niemals überstehen.
Ohne die Armada werden sie keine Aufnahme in unseren Weltraumstationen finden. Lasst sie fliegen, es sind nur 15 Schiffe."
„Und was soll mit denen hier geschehen?"Corr re Venths Hand schloss sich um die Phiole unter seinem Gewand. Die Götter mögen mir verzeihen für das, was ich jetzt tun muss. Er fühlte sich in diesem Moment sehr allein in der großen Zentrale seines Scoctorenschiffes. „Zerstört sie!" befahl er.
Alle Tazolen in der Zentrale Dorombar eingeschlossen, drehten sich zu ihm um. Guraneks Schuppen wechselten hektisch die Farbe zwischen Orange und Blau. „Aber ... sie haben sich ergeben!" rief der voranesische Admiral. „Das weiß ich!" schrie Corr re Venth mit sich überschlagender Stimme. „Trotzdem werdet ihr sie allesamt zerstören, und ich will keinen einzigen Überlebenden, habt ihr verstanden? Sie sind Deserteure, und damit sind sie zum Tode verurteilt! Vergesst ihr die wichtigste militärische Regel?"
„Nein, Ehrwürden", sagte Guranek demütig. „Aber ich hoffte auf einen Prozess in Algion."
„Wir befinden uns mitten im Krieg, Admiral! Sollen die Deserteure deswegen ungeschoren davonkommen und eine weitere Flucht planen? Ich will keine Fragen mehr hören, sondern erwarte bedingungslosen Gehorsam! Lasst euch den Fall der Zyteker eine Lehre sein, dass Meuterei und Desertion die schlimmsten aller Verbrechen sind!
Feiger und gemeiner Verrat ist es an den eigenen Brüdern, noch dazu im Feindesland! Ich spucke auf die Zyteker! Für solch einen Frevel gibt es nur eine Strafe und keinen Aufschub! Ich brauche aufrechte, loyale Soldaten um mich, die ebenso wie ich an die Sache glauben! Daher schicke ich die Zyteker ohne Umweg zum göttlichen Gericht, auf dass die Götter ihr Urteil über sie verhängen mögen - und Xions Zorn möge sie treffen!"
Er drehte sich um und verließ die Zentrale. Ihm war übel vor Zorn und Mutlosigkeit. Ich habe doch keine andere Wahl, OXion. Du bist ein gerechter Gott, du weißt, dass ich nicht anders konnte. Er ließ sich vor dem Altar nieder und versank im Gebet. Einige Zeit später kam Randorus in sein Gemach. „Der Befehl wurde ausgeführt, Ehrwürden. Sie haben sich gewehrt; sind aber letztlich unterlegen. Unsere Verluste sind nicht groß, die Schäden bald repariert."
„Dann ist es gut. Wie ist die Stimmung in der Flotte?"
„Geteilt. Die Voranesen sind zutiefst geschockt. Die Saggarer fanden dein Urteil noch zu gnädig. Der Rest ist unschlüssig. Einerseits halten sie die Desertion für Unrecht, andererseits können sie die Zyteker verstehen. Im Moment hast du sie wieder alle in einer Reihe, Herr, weil sie eingeschüchtert sind. Aber ich weiß nicht, wie lange das noch vorhält."
„Wahrscheinlich habe ich jetzt denselben Stellenwert wie Dro", scherzte Corr müde. Randorus rieb über eine juckende, weil trockene Stelle an seinem linken Arm. Es war eine Stoffwechselstörung, unter der er regelmäßig bei großer Anspannung zu leiden hatte. „Sagen wir so: Sie hätten es dir niemals zugetraut."
„Dann eigne ich mich vielleicht doch als oberster Scoctore, wie?" Der Taktor schwieg. Der Scoctore
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