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1997 - Das Ende des Sonnentresors

Titel: 1997 - Das Ende des Sonnentresors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Bitte folge uns!" Veldenhovv sog die Luft des Hangars ein. Er entdeckte keinerlei Anzeichen von Erregungsgerüchen. Die Luft war, wie die Diebe der Gilde so schön sagten, rein. Entschlossen setzte er sich in Bewegung und schritt auf das zu, was er bisher für Altmetall gehalten hatte. Es handelte sich um zwei baufällige Maschinen mit beschädigten Linsensystemen und deutlichem Rostfraß. Die beiden Roboter gingen ihm voraus. Der eine schwankte gefährlich, der andere musste sich an der Wand abstützen.
    Durch ein Gewirr von Korridoren führten sie ihn bis in den Bereich der Längsachse des Pfeilschiffes. „Am Ziel", kommentierte der linke Schrotthaufen und erstarrte. Der andere schleppte sich an der Wand entlang zwei Schritte weiter. Es knirschte und krachte in seinen Gelenken, als er zur Ruhe kam. Lautlos glitt die Tür zur Seite. Der Anachronismus hätte nicht größer sein können. „Tritt ein, Bote deines Volkes!" sirrte und .schnarrte eine typische Tazolenstimme. „Du kommst als Freund, deshalb bist du willkommen."
    Veldenhovv trat ein und musterte die Statue vor der gegenüberliegenden Wand. Sie war zwei Köpfe kleiner als der Meisterdieb und erreichte nicht einmal die durchschnittliche Größe von Tazolen. Der Hinterkopf war stark ausladend. Das Gesicht sah aus wie mit Pergament bespannt. Die Statue trug einen violetten Hosenanzug. Zweifellos handelte es sich um den Scoctoren persönlich. „Ich bringe dir ein Geschenk meines Volkes, Vil an Desch."
    „Ein Geschenk? Sagtest du wirklich ein Geschenk?" Die Stimme verlor ihren freundlichen Beiklang und erinnerte jetzt stark an das Rasseln und Kreischen defekter Maschinen. Vil an Desch hob den weit ausladenden Hinterkopf. Von unten herauf sah er Veldenhovv an. Der Blick des Scoctoren ging durch ihn hindurch.
    Der Vlatschi fasste die Kristallblume fester. Seine Gedanken kreisten um die Art und Weise, wie Vredentaich ihn gezwungen hatte, den Gegenstand anzunehmen. Vielleicht machte es Sinn, gegenüber dem Scoctoren ebenso zu verfahren. Sirku spricht zu dir, vernahm er die mentalen Impulse aus dem Gebilde. Bringe Algion Frieden. Veldenhovv zuckte deutlich sichtbar zusammen. Der Text der Botschaft hatte sich geändert. Die mentale Komponente der Kristallblume wusste, dass sie bei Vil an Desch oder zumindest in seiner Nähe war. „Nimm es endlich!" zischte der Meisterdieb. „Chearth und die Superintelligenz Nisaaru erweisen dir die höchste Ehre, die es gibt."
    Der Tazole rührte sich nicht. Nur die Augen bewegten sich hin und wieder. Über eine Viertelstunde ließ er sich Zeit, in der Veldenhovv wie auf Nadeln stand. „Dro ga Dremm wird dich vernichten, wenn du dich nicht beeilst", sagte der Bote schließlich. „Willst du das Risiko eingehen?" Der Tazole stieß sich von der Wand ab und ging in seine Richtung. Dicht vor den ausgestreckten Armen mit der Kristallblume bremste. Vil an Desch ruckartig und legte den Kopf schief. Misstrauisch beäugte er das weinrote Tuch und schnupperte daran. „Du kannst das Tuch wegnehmen", versuchte Veldenhovv ihm Mut zu machen. „Bei Hernstal, würdest du dich bitte beeilen?"
    Der Tazole legte das Gesicht in Falten und verschränkte die Hände ineinander. Er kniete sich auf den Boden und betrachtete das Gebilde von unten.
    Schließlich streckte er vorsichtig zwei Finger seiner linken Hand aus und fasste einen Zipfel des Tuchs. „Bist du absolut überzeugt, dass es für mein Volk und Algion gut ist?" fragte er. „Das Ding erinnert sehr an einen Racheakt böswilliger Wlatschiden. Glaub mir, wenn nicht Ganzetta sich für dich verbürgt hätte, wärest du erst gar nicht in dieses Schiff gelangt."
    „Ich kann mich nur wiederholen." Veldenhovv starrte auf den Schatten, den der Scoctore auf den Boden warf. „Wenn du weiter zögerst, gehe ich wieder."
    Er hatte noch nicht richtig zu Ende gesprochen, da riss Vil an Desch das Tuch weg und starrte auf die Kristallblume in ihrem dunkelblauem Schimmer. „Oh" seufzte er. „Ah. Warum hast du das nicht früher ge..." Blitzschnell entriss er ihm die Kristallblume und presste sie an sich. Seine Augen weiteten sich unter der mentalen Erkenntnis. „Frieden für Algion!" flüsterte die Reibeisenstimme. „Du hast Recht, Bote des Himmels. Jetzt glaube ich daran, dass es möglich sein wird. Wie kann ich dir nur danken?"
    „Mach dich schnellstens auf den Weg in die Heimat, Vil an Desch! Das wird das Beste für dich und für mich sein." Der Tazole erkannte die Doppeldeutigkeit der Worte

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