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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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doch nur um eine schlechte Nachricht handeln.«
    »Allerdings«, sagte Komatsu beeindruckt. »Genau so ist es. Du hast wirklich Intuition, Tengo.«
    Das ist keine Intuition, dachte Tengo, das ist schlicht und einfach Erfahrung. Er sagte jedoch nichts und wartete auf das, was Komatsu ihm eröffnen würde.
    »Leider gibt es eine weniger angenehme Neuigkeit«, sagte Komatsu. Er machte eine bedeutungsvolle Pause. Auch durchs Telefon konnte Tengo sich vorstellen, dass seine Augen in der Dunkelheit glitzerten wie die einer Manguste.
    »Wahrscheinlich geht es um die Autorin von Die Puppe aus Luft , oder?«, sagte Tengo.
    »Genau. Es betrifft Fukaeri. Da ist was Schlimmes passiert. Also, um die Wahrheit zu sagen: Sie ist seit einer Weile verschwunden.«
    Tengo drückte die Fingerkuppen weiter gegen seine Schläfe. »Was heißt ›seit einer Weile‹? Wie lange schon?«
    »Vor drei Tagen, also am Mittwochmorgen, hat sie das Haus in Okutama verlassen und ist nach Tokio gefahren. Ebisuno hat sie zum Bahnhof gebracht. Sie hat nicht gesagt, wohin sie wollte. Später hat sie angerufen und gesagt, sie würde an dem Tag nicht in die Villa auf dem Berg zurückkehren, sondern in Shinanomachi übernachten. An dem Tag hat auch Ebisunos Tochter dort übernachtet. Aber Fukaeri ist dort nie angekommen. Seither gibt es keine Nachricht von ihr.«
    Tengo versuchte sich an die letzten drei Tage zu erinnern. Aber es fiel ihm nichts ein.
    »Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wo sie sein könnte. Weißt du, ich dachte, sie hätte sich vielleicht bei dir gemeldet.«
    »Nein, hat sie nicht«, sagte Tengo. Seit Fukaeri bei ihm übernachtet hatte, waren bestimmt vier Wochen vergangen. Tengo zögerte, ob er Komatsu erzählen sollte, dass sie damals gesagt hatte, sie solle sich vielleicht lieber nicht in Shinanomachi zeigen. Vielleicht hatte sie schon damals ein ungutes Gefühl gehabt. Am Ende beschloss er zu schweigen. Er wollte Komatsu nicht sagen, dass Fukaeri bei ihm geschlafen hatte.
    »Sie ist ein seltsames Mädchen«, sagte Tengo. »Vielleicht ist sie plötzlich irgendwohin gefahren, ohne Bescheid zu sagen.«
    »Nein, bestimmt nicht. Fukaeri ist entgegen allem Anschein die Gewissenhaftigkeit in Person. Sie sagt immer, wohin sie geht. Ruft konstant an und sagt, wo sie sich im Augenblick aufhält und wann sie wohin geht. Das hat mir Professor Ebisuno gesagt. Deshalb ist es höchst ungewöhnlich, dass sie sich drei volle Tage nicht gemeldet hat. Womöglich ist ihr etwas Schlimmes zugestoßen.«
    Tengo stöhnte. »Etwas Schlimmes!«
    »Der Sensei und seine Tochter machen sich große Sorgen«, sagte Komatsu.
    »Fukaeris Verschwinden bringt doch auch Sie sicher in eine unangenehme Lage.«
    »Ja, wenn die Polizei eingeschaltet werden muss, dann wird die Sache richtig kompliziert. Eine schöne junge Schriftstellerin, deren Buch auf direktem Weg ein Bestseller wurde, ist spurlos verschwunden. Die Massenmedien werden sich überschlagen. Ich als zuständiger Redakteur werde in die Öffentlichkeit gezerrt und muss Kommentare abgeben. Das ist überhaupt nicht lustig. Denn letztendlich bin ich ein Schattenmann und nicht vertraut mit dem hellen Sonnenlicht. Außerdem kann man nie wissen, ob bei so etwas nicht auch Interna ausgegraben werden.«
    »Was sagt denn der Professor?«
    »Er will sie morgen als vermisst melden«, sagte Komatsu. »Ich konnte ihn überreden, noch ein paar Tage zu warten, aber lange will er es auch nicht mehr hinausschieben.«
    »Die Medien werden sich darauf stürzen, sobald sie davon erfahren.«
    »Die Polizei wird nicht wissen, wie sie damit umgehen soll. Fukaeri ist prominent. Sie ist nicht nur ein gewöhnlicher Teenager, der von zu Hause abgehauen ist. Es wird schwierig sein, ihr Verschwinden vor der Öffentlichkeit zu verbergen.«
    Oder es ist genau das, was der Professor will, dachte Tengo.
    Eri ist der Köder, und wenn die Öffentlichkeit erst einmal angebissen hat, kann er vielleicht die Beziehung zwischen den Vorreitern und Eris Eltern klären und deren Aufenthaltsort herausfinden. Wenn das der Plan des Professors war, zeigte er jetzt die erwartete Wirkung. Aber überblickte er die Größe der Gefahr, die damit verbunden war? Wahrscheinlich. Ebisuno war kein gedankenloser Mensch. In die Tiefe zu denken war sogar sein Beruf. Außerdem gab es noch einige wichtige Fakten, die er Tengo nicht über Fukaeri mitgeteilt hatte. Tengo erhielt sozusagen nach und nach die fehlenden Stücke und fügte sie in sein Puzzle ein. Ein intelligenter

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