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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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weitere Beziehungen zwischen uns zu schließen.«
    Aomame nickte.
    Die alte Dame fuhr fort. »Immer wenn der Leader sein Hauptquartier verlässt, begleiten ihn seine beiden Leibwächter. Beide sind Mitglieder der Sekte und Träger des schwarzen Gürtels in Karate. Ob sie bewaffnet sind, wissen wir noch nicht. Sie scheinen ziemlich gut ausgebildet zu sein und trainieren täglich. Tamaru meint allerdings, sie seien letzten Endes doch nur Amateure.«
    »Im Gegensatz zu Tamaru.«
    »Genau. Tamaru war Mitglied einer Einheit der Selbstverteidigungsstreitkräfte. Um sein Ziel zu erreichen, muss man augenblicklich, ohne zu zögern, zuschlagen können. Ganz gleich, wer der Gegner ist. Amateure zögern. Vor allem, wenn sie es mit einer jungen Frau zu tun haben.«
    Mit einem tiefen Seufzer ließ die alte Dame ihren Kopf an die Rückenlehne sinken. Doch gleich richtete sie sich wieder auf und sah Aomame direkt in die Augen.
    »Die beiden Leibwächter werden, solange Sie sich um den Leader kümmern, in einem anderen Zimmer der Hotelsuite warten. Sie werden etwa eine Stunde mit ihm allein sein. So viel steht bereits fest, auch wenn niemand wissen kann, was an Ort und Stelle dann wirklich geschieht. Die Lage ist sehr unbestimmt. Der Leader gibt seine Absichten immer erst im letzten Augenblick bekannt.«
    »Wie alt ist er ungefähr?«
    »Wahrscheinlich Mitte fünfzig, und er soll außergewöhnlich groß sein. Mehr weiß ich leider auch noch nicht.«
    Tamaru wartete im Flur. Aomame händigte ihm den Zweitschlüssel für ihre Wohnung, Führerschein, Pass und Versicherungskarte aus. Er zog sich in einen Raum zurück, um die Dokumente zu kopieren. Nachdem er sich von der Vollständigkeit der Kopien überzeugt hatte, gab er Aomame die Originale zurück und führte sie in sein persönliches kleines Büro, das neben dem Eingangsbereich lag. Das winzige Fenster in dem schlichten quadratischen Raum zeigte zum Garten und stand offen. Die Klimaanlage brummte leise. Er bot Aomame einen kleinen hölzernen Stuhl an und setzte sich selbst an den Schreibtisch. An der Wand davor waren nebeneinander vier Bildschirme angebracht. Die Perspektive der damit verbundenen Kameras ließ sich nach Bedarf ändern. Jede verfügte auch über einen Videorekorder, der die Bilder aufzeichnete. Die Monitore zeigten die Umgebung außerhalb des Zauns und auch den Wachhund, der gerade zusammengerollt auf der Erde lag und schlief. Er war etwas kleiner als seine Vorgängerin.
    »Der Tod der Schäferhündin wurde nicht aufgezeichnet«, kam Tamaru Aomames Frage zuvor. »Bun war nicht mehr angebunden. Vielleicht hat sie selbst die Leine gelöst oder eben jemand anders.«
    »Jemand, den sie nicht verbellt hat, obwohl er nahe an sie herankam.«
    »So muss es wohl gewesen sein.«
    »Sonderbar.«
    Tamaru nickte, äußerte sich jedoch nicht. Vermutlich hatte er schon zur Genüge darüber nachgegrübelt, was passiert sein konnte.
    Er zog die Schublade eines Schränkchens auf und entnahm ihr einen schwarzen Kunststoffbeutel. Aus dem verwaschenen blauen Handtuch darin kam ein schwarz glänzender metallischer Gegenstand zum Vorschein: eine kleine Pistole. Wortlos streckte er sie Aomame entgegen, die die Waffe ebenso schweigend in Empfang nahm und in der Hand wog. Entgegen dem äußeren Anschein war sie ziemlich leicht. Erstaunlich, dass man mit einem so leichten Gegenstand einen Menschen töten konnte.
    »Du hast gerade zwei schwerwiegende Fehler begangen. Weißt du, welche?«, sagte Tamaru.
    Aomame rief sich die Bewegung ins Gedächtnis, mit der sie die Waffe entgegengenommen hatte, konnte aber nicht erkennen, wo die Fehler lagen. Sie hatte sie doch einfach nur genommen. »Nein«, sagte sie.
    »Erstens hast du nicht überprüft, ob die Pistole geladen ist. Und falls sie geladen gewesen wäre, hättest du nachschauen müssen, ob sie gesichert ist. Zweitens hast du, als du sie schon in der Hand hattest, die Mündung, wenn auch nur für eine Sekunde, auf mich gerichtet. Das sind Dinge, die man niemals tun darf. Außerdem sollte man, solange man nicht beabsichtigt zu schießen, den Finger nie an den Abzug legen.«
    »Ich werde in Zukunft darauf achten.«
    »Außer in Notfällen sollte eine Waffe grundsätzlich nicht geladen sein, wenn man damit hantiert, sie jemandem übergibt oder sie mit sich herumträgt. Sobald du mit einer Waffe in Berührung kommst, musst du dich grundsätzlich so verhalten, als wäre sie geladen. Bis du weißt, dass sie es nicht ist. Waffen sind dazu da, Menschen

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