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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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begonnen hatte. Seine Anzugjacke und seine gestreifte Krawatte hatte er achtlos auf das gemachte Bett geworfen. Beides sah ziemlich teuer aus.
    Ihre Tasche über der Schulter, steuerte Aomame geradewegs auf den Schrank zu, in dem sich, wie sie zuvor in Erfahrung gebracht hatte, die Schalter für die Klimaanlage befanden. Es hingen ein Trenchcoat aus weichem Material und ein flauschiger grauer Kaschmirschal darin. Mehr Gepäck als eine lederne Aktentasche hatte der Mann nicht. Keine Kleider zum Wechseln, kein Kulturbeutel. Wahrscheinlich hatte er nicht die Absicht, hier zu übernachten. Auf dem Tisch stand ein Kännchen Kaffee vom Zimmerservice. Nachdem sie dreißig Sekunden so getan hatte, als überprüfe sie die Schalter, wandte Aomame sich an Miyama.
    »Vielen Dank für Ihr Verständnis, Herr Miyama. Mit der Anlage in Ihrem Zimmer ist alles in Ordnung.«
    »Habe ich Ihnen doch gleich gesagt«, sagte Miyama in arrogantem Ton, ohne sich zu ihr umzuwenden.
    »Herr Miyama, bitte entschuldigen Sie«, sagte Aomame schüchtern. »Aber Sie haben da etwas an Ihrem Nacken.«
    Miyama fuhr sich mit der Hand in den Nacken, rieb und betrachtete dann argwöhnisch seine Handfläche. »Was soll da sein? Da ist nichts.«
    »Verzeihen Sie vielmals«, sagte Aomame und näherte sich dem Tisch. »Wenn ich einmal aus der Nähe schauen dürfte?«
    »Ja, machen Sie schon«, sagte Miyama mit ratloser Miene. »Was ist denn da?«
    »Sieht aus wie hellgrüne Farbe.«
    »Farbe?«
    »Ich weiß nicht. Sieht so aus. Verzeihung, dürfte ich mal anfassen? Dann kann ich es vielleicht entfernen.«
    »Na los.« Miyama beugte sich nach vorn und drehte Aomame seinen Nacken zu, den keine Haare verdeckten. Er schien gerade beim Friseur gewesen zu sein. Aomame atmete ein, hielt die Luft an, konzentrierte sich und suchte hastig die Stelle . Sacht drückte sie mit der Fingerspitze dagegen und überzeugte sich mit geschlossenen Augen, dass sie sie zweifelsfrei spürte. Genau hier. Natürlich hätte sie sich gern mehr Zeit genommen, aber das konnte sie sich nicht erlauben. Unter den gegebenen Umständen tat sie ihr Bestes.
    »Entschuldigen Sie, aber könnten Sie bitte einen Moment in dieser Haltung bleiben? Ich habe ein Penlight in meiner Tasche. Bei der Beleuchtung hier im Zimmer kann ich es nicht richtig sehen.«
    »Wie kommt denn Farbe an so eine Stelle?«, sagte Miyama.
    »Ich weiß es nicht. Ich kümmere mich sofort darum.«
    Ihren Finger an einem Punkt seines Nackens, zog Aomame ein Plastikkästchen aus ihrer Tasche, öffnete den Deckel und nahm einen in dünnes Tuch geschlagenen Gegenstand heraus. Als sie das Tuch mit einer Hand zurückschlug, kam eine Nadel zum Vorschein, die Ähnlichkeit mit einem winzigen Eispick hatte, wie sie in Bars verwendet werden. Sie war etwa zehn Zentimeter lang. Der Griff war aus stabilem Holz. Aber es war kein Werkzeug, um Eis zu zerstoßen. Aomame hatte die kleine Waffe selbst entworfen und angefertigt. Sie war spitz wie eine Nähnadel und scharf. Damit die Spitze nicht abbrach, steckte sie in einem kleinen Stück Korken. Sie hatte ihn auf eine besondere Weise behandelt, und er war weich wie Baumwolle. Behutsam zog sie ihn mit den Fingernägeln ab und ließ ihn in ihre Tasche gleiten. Dann zielte sie mit der entblößten Nadel auf die Stelle an Miyamas Nacken. Ruhig Blut, es geht ums Ganze, sagte Aomame zu sich selbst. Sie konnte es sich nicht erlauben, sich auch nur um einen Millimeter zu vertun. Die geringste Abweichung, und alles wäre umsonst gewesen. Höchste Konzentration war gefordert.
    »Wie lange brauchen Sie denn noch? Wollen Sie ewig da rumfummeln?«, fragte der Mann ungeduldig.
    »Entschuldigung. Ich bin gleich fertig«, antwortete Aomame.
    Keine Sorge, in einer Sekunde ist alles vorbei, sagte sie im Geiste zu dem Mann. Gedulden Sie sich nur noch einen kleinen Augenblick. Danach brauchen Sie an gar nichts mehr zu denken: weder an den Trend der Ölpreise noch an den Vierteljahresbericht für die Investmentgruppe, noch daran, den Flug nach Bahrein zu buchen, nicht an irgendwelche Bestechungsgelder und auch nicht an ein Geschenk für Ihre Geliebte. Es ist doch sicher beschwerlich, ständig all diese Dinge im Kopf haben zu müssen. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie noch einen Moment warten lasse. Aber stören Sie mich nicht, denn ich muss mich konzentrieren und mich ganz meiner Arbeit widmen. Bitte.
    Als sie die Stelle verifiziert hatte und bereit war, hob sie die rechte Handfläche in die Luft, hielt den Atem an und

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