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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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einmal mit den Schultern. Offenbar war die Vermehrung des Mondes keine besondere Neuigkeit für sie.
    »Ich brauche es dir nicht zu sagen, aber das ist wie in Die Puppe aus Luft , oder? Darin hat die Welt doch auch zwei Monde.«
    Fukaeri schwieg. Sie antwortete nicht auf überflüssige Fragen.
    »Was ist der Grund dafür? Wie kann so etwas sein?«
    Natürlich keine Antwort.
    Tengo formulierte seine Frage so direkt, wie er konnte. »Heißt das, dass wir in die Welt geraten sind, die in Die Puppe aus Luft beschrieben wird?«
    Fukaeri inspizierte aufmerksam die Form ihrer zehn Fingernägel. »Das kommt, weil wir beide das Buch geschrieben haben«, sagte sie nach einer Weile.
    Tengo stellte sein Glas auf den Tisch. »Du und ich«, sagte er, »haben zusammen Die Puppe aus Luft geschrieben und veröffentlicht. Das Buch ist ein Bestseller geworden, und die Informationen über die Little People und diese Mother-und-Daughter-Geschichte sind an die Öffentlichkeit gedrungen. Deshalb sind wir beide zusammen in diese neue andere Welt gekommen. Stimmt das?«
    »Sie sind der Risiewa.«
    »Receiver«, wiederholte Tengo. »Ich habe in Die Puppe aus Luft ja wirklich etwas über den Receiver geschrieben. Aber was das ist, habe ich nicht richtig verstanden. Welche Rolle erfüllt dieser Receiver eigentlich konkret?«
    Fukaeri schüttelte leicht den Kopf. Das konnte sie nicht erklären.
    Was einer ohne Erklärung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erklärt, hatte sein Vater gesagt.
    »Wir bleiben besser zusammen«, sagte Fukaeri. »Bis Sie sie finden.«
    Tengo sah Fukaeri eine Weile schweigend ins Gesicht und versuchte darin zu lesen. Aber es war wie üblich völlig ausdruckslos. Spontan wandte er den Kopf ab und schaute aus dem Fenster. Aber die Monde waren nicht zu sehen. Nur Strommasten und hässliche Elektroleitungen.
    »Braucht man besondere Eigenschaften, um die Rolle des Receivers zu übernehmen?«, fragte Tengo.
    Fukaeri bewegte das Kinn ein wenig zur Seite. Das hieß Ja.
    »Aber Die Puppe aus Luft ist doch ursprünglich deine Geschichte. Du hast sie geschaffen. Sie stammt von dir. Von null an. Ich hatte nur zufällig den Auftrag, sie formal zu überarbeiten. Ich bin nicht mehr als ein einfacher Techniker.«
    »Weil wir beide das Buch geschrieben haben«, wiederholte Fukaeri.
    Unwillkürlich presste Tengo die Fingerkuppen an seine Schläfen. »Heißt das, dass ich damals, ohne es zu wissen, die Rolle des Receivers übernommen habe?«
    »Schon davor«, sagte Fukaeri. »Ich bin die ›Persiewa‹ und Sie der ›Risiewa‹.« Sie deutete mit ihrem rechten Zeigefinger auf sich und dann auf Tengo.
    »›Perceiver‹ und ›Receiver‹«, berichtigte Tengo. »Du nimmst also etwas wahr, und ich nehme es auf. So ist es, oder?«
    Fukaeri nickte kurz.
    Tengo verzog ein wenig das Gesicht. »Das heißt also, du wusstest, dass ich ein Receiver bin beziehungsweise diese Eigenschaft besitze, und hast mich deshalb dein Manuskript überarbeiten lassen. Du hast die Dinge, die du wahrgenommen hast, durch mich in die Form eines Buches gebracht. War es so?«
    Fukaeri antwortete nicht.
    Tengos Züge glätteten sich. »Ich kann den konkreten Zeitpunkt nicht bestimmen«, sagte er mit einem Blick in Fukaeris Augen, »aber irgendwann früher oder später muss ich die Welt mit den beiden Monden betreten haben. Weil ich mir aber nachts nie den Himmel ansehe, ist mir entgangen, dass da noch ein Mond ist. Stimmt’s?«
    Fukaeri schwieg weiter. Lautlos wie feiner Staub schwebte ihr Schweigen im Raum. Wie Flügelstaub, den ein Mottenschwarm aus einer besonderen Sphäre gerade verstreut hatte. Eine Weile betrachtete Tengo die Formen, die dieser Staub in der Luft beschrieb. Er fühlte sich wie die Abendzeitung von gestern. Seine Informationen waren überholt. Täglich kamen neue hinzu, nur ihm hatte man nichts davon mitgeteilt.
    »Als wären Ursache und Wirkung durcheinandergeraten«, sagte Tengo. Er riss sich zusammen. »Ich weiß nicht mehr, was vorher und was nachher war. Nur dass wir in dieser neuen Welt sind.«
    Fukaeri hob das Gesicht und sah ihm in die Augen. Vielleicht bildete er es sich ein, aber in ihre Augen schien ein warmes Leuchten eingekehrt zu sein.
    »Auf alle Fälle sind wir nicht mehr in unserer ursprünglichen Welt«, sagte Tengo.
    Fukaeri zuckte leicht mit den Schultern. »Wir leben jetzt hier.«
    »In der Welt mit den beiden Monden?«
    Fukaeri antwortete nicht. Stattdessen presste das schöne siebzehnjährige Mädchen

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