1Q84: Buch 1&2
Ähnlichkeit mit Faye Dunaway in dem Film Thomas Crown ist nicht zu fassen hatte, wo diese eine messerscharfe, kaltblütige Versicherungsdetektivin spielte, die coole, sexy Businesskostüme trug, in denen sie einfach klasse aussah. Natürlich hatte Aomame keine direkte Ähnlichkeit mit Faye Dunaway, aber sie hatte eine ähnliche Ausstrahlung. Zumindest hatte sie etwas von ihr . Von der besonderen Ausstrahlung, die nur den erstklassigen Profi umgibt. Außerdem befand sich in ihrer Umhängetasche eine echte Pistole aus hartem kaltem Stahl.
Sie setzte ihre kleine Ray-Ban-Sonnenbrille auf und verließ die Wohnung. Noch einmal ging sie auf den kleinen Spielplatz gegenüber ihrem Apartment, blieb an der Rutschbahn stehen, auf der Tengo gesessen hatte, und ließ die Szene vom Abend Revue passieren. Vor kaum zwölf Stunden war Tengo wirklich hier gewesen – nur durch eine Straße von ihr getrennt. Hatte ganz still dort gesessen und lange zu den Monden hinaufgeschaut. Zu den beiden Monden, die auch Aomame sah.
Es erschien Aomame wie ein Wunder, dass sie Tengo zufällig begegnet war, ja wie eine Art Offenbarung. Irgendetwas hatte Tengo in ihre Nähe gebracht. Und dieses Ereignis schien eine starke Veränderung in ihrer Konstitution bewirkt zu haben. Seit sie am Morgen erwacht war, hatte Aomame unablässig ein Knirschen im ganzen Körper gespürt. Er ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und wieder verschwunden, dachte sie, ohne dass ich mit ihm sprechen oder ihn berühren konnte. Doch in dieser kurzen Zeit hat er mich seelisch und körperlich aufgerührt. Wie man mit einem Löffel eine Tasse Kakao umrührt. Bis in meine inneren Organe und meine Gebärmutter.
Aomame hielt sich etwa fünf Minuten an der Rutschbahn auf, legte eine Hand auf die Stufen und klopfte, das Gesicht leicht verzogen, mit dem schmalen Absatz eines Schuhs auf den Boden. Genussvoll ließ sie ihren aufgewühlten Zustand auf sich wirken. Dann verließ sie entschlossen den Park und winkte sich an der Hauptstraße ein Taxi heran.
»Zuerst bitte nach Yoga, dann bis zur Ausfahrt Ikejiri an der Stadtautobahn 3 auf dieser Seite«, wies Aomame den Fahrer an.
Natürlich verstand er sie nicht sofort.
»Und was ist Ihr endgültiges Ziel, meine Dame?«, fragte er in gleichgültig gemächlichem Ton.
»Die Ausfahrt Ikejiri. Vorläufig.«
»Es wäre viel näher, wenn wir von hier aus direkt nach Ikejiri fahren. Wenn ich zuerst nach Yoga fahre, mache ich einen großen Umweg, und vormittags um diese Zeit ist die 3 stadteinwärts so total verstopft, dass man kaum vom Fleck kommt. Heute am Mittwoch ist das nicht anders als sonst.«
»Das ist egal. Ob Donnerstag, Freitag oder Tennos Geburtstag ist, interessiert mich nicht. Fahren Sie bitte von Yoga auf die Stadtautobahn. Die Zeit spielt keine Rolle.«
Der Fahrer war Anfang dreißig. Er hatte ein schmales, längliches Gesicht. Er erinnerte an ein wachsames Reh. Sein Kinn war so ausgeprägt wie das einer der Steinfiguren auf der Osterinsel. Er musterte Aomame durch den Rückspiegel. Offenbar versuchte er einzuschätzen, ob sein Fahrgast nicht ganz richtig im Kopf war oder ein normaler Mensch, der mit schwierigen Umständen zu kämpfen hatte. Aber so etwas ist nicht leicht zu erkennen. Insbesondere über einen kleinen Spiegel.
Aomame nahm ihr Portemonnaie aus der Umhängetasche und hielt dem Fahrer einen Zehntausend-Yen-Schein unter die Nase, der aussah wie frisch gedruckt.
»Ich will weder Wechselgeld noch eine Quittung«, sagte Aomame kurz angebunden. »Also sparen Sie sich Ihre Kommentare und machen Sie einfach, was ich Ihnen sage. Zuerst nach Yoga und von dort auf die Stadtautobahn bis Ikejiri. Zehntausend sollten reichen, auch wenn wir in einen Stau kommen.«
»Natürlich reicht das«, sagte der Fahrer, aber sein Ton war noch immer skeptisch. »Haben Sie etwas Bestimmtes auf der Stadtautobahn zu erledigen?«
Aomame schwenkte den Zehntausend-Yen-Schein hin und her wie ein Fähnchen. »Wenn Sie jetzt nicht fahren, steige ich aus und nehme ein anderes Taxi. Also entscheiden Sie sich, und zwar schnell.«
Der Taxifahrer schaute etwa zehn Sekunden mit zusammengezogenen Brauen auf den Schein. Dann nahm er ihn Aomame entschlossen aus der Hand. Nachdem er ihn gegen das Licht gehalten und sich vergewissert hatte, dass er echt war, steckte er ihn in seine Dienstbörse.
»Einverstanden. Fahren wir. Stadtautobahn 3. Aber der Verkehr dort ist wirklich fürchterlich. Und zwischen Yoga und Ikejiri gibt es keine Ausfahrt. Auch
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