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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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hingewiesen, über die man im Notfall die Stadtautobahn verlassen konnte, sie hatte ihre Stöckelschuhe ausgezogen und war barfuß im starken Wind diese halsbrecherische Treppe hinuntergestiegen. Währenddessen war die ganze Zeit die Fanfare der Sinfonietta in ihren Ohren erklungen. Möglicherweise war das bereits der Auftakt gewesen.
    Auch dieser Taxifahrer hatte einen irgendwie sonderbaren Eindruck gemacht. Aomame konnte sich noch an seine Abschiedsworte erinnern. Sie wiederholte sie möglichst genau aus dem Gedächtnis.
    WENN SIE DIES TUN, ERSCHEINT IHNEN DER ALLTAG VIELLEICHT EIN WENIG ANDERS ALS ZUVOR. LASSEN SIE SICH JEDOCH NICHT VOM ÄUSSEREN SCHEIN TÄUSCHEN. ES GIBT IMMER NUR EINE REALITÄT .
    Ein Taxifahrer, der ungereimtes Zeug redet, hatte Aomame damals gedacht. Sie hatte gar nicht recht verstanden, was er da sagte, und es hatte sie auch kaum interessiert. Sie hatte es eilig gehabt und keine Zeit, sich über kryptische Äußerungen Gedanken zu machen. Doch wenn sie jetzt darüber nachdachte, erschien ihr diese Aussage ziemlich unvermittelt und seltsam. Man konnte sie fast als Warnung oder versteckte Botschaft deuten. Was hatte der Fahrer ihr damit wohl sagen wollen?
    Und dann die Musik von Janáček. Weshalb hatte sie auf Anhieb erkannt, dass es sich um die Sinfonietta handelte? Wieso kannte sie ein Stück, das im Jahr 1926 komponiert worden war? Janáčeks Sinfonietta war kein populäres Werk, das jeder, der es hörte, sofort erkannte. Außerdem hatte sie kein großes Interesse an klassischer Musik. Außer ein paar Stücken von Haydn und Beethoven kannte sie so gut wie nichts. Warum hatte sie dennoch bei den Klängen aus dem Radio im Taxi sofort gewusst, dass es sich um die Sinfonietta von Janáček handelte? Und weshalb hatte diese Musik sie so stark und persönlich berührt?
    Genau, sie war auf eine sehr persönliche Art berührt gewesen. Als sei eine latente Erinnerung, die seit langem in ihr geschlummert hatte, unerwartet geweckt worden. Ein bisschen hatte es sich auch angefühlt, wie bei den Schultern gepackt und geschüttelt zu werden. Also konnte es sein, dass es irgendwann in ihrem bisherigen Leben eine tiefere Verbindung zwischen ihr und zu dieser Musik gegeben hatte. Vielleicht wurde, sobald sie ertönte, automatisch ein Schalter umgelegt, und eine bestimmte Erinnerung wurde abgerufen. Die Sinfonietta von Janáček. Allerdings kam Aomame nicht annähernd darauf, was sie damit assoziierte, selbst wenn sie in den tiefsten Tiefen ihres Gedächtnisses forschte.
    Aomame blickte sich um, betrachtete ihre Handflächen, prüfte die Form ihrer Nägel und zur Sicherheit auch die ihrer Brüste, indem sie sie über der Bluse mit beiden Händen umschloss. Keine Veränderung. Die gleiche Form und Größe. Alles wie immer. Aber irgendetwas war anders. Aomame konnte es spüren. Es war wie bei diesen Bildern, bei denen man die winzigen Unterschiede herausfinden muss. Zwei Bilder, die, auch wenn man sie nebeneinander an die Wand hängte, völlig gleich aussahen. Erst bei aufmerksamer Untersuchung der Details erkannte der Betrachter, dass sie in ein paar Kleinigkeiten voneinander abwichen.
    Aomame schaltete um und wandte sich wieder der verkleinerten Zeitungsseite zu, um die genauen Einzelheiten zu notieren. Man vermutete, dass die fünf chinesischen AK-47 über die koreanische Halbinsel ins Land geschmuggelt worden waren. Ihre Qualität war nicht schlecht, eventuell stammten sie aus alten Armeebeständen. Auch Munition gab es jede Menge. Die Küste des Japanischen Meeres war lang. Im Schutz der Nacht konnte man Waffen und Munition leicht auf als Fischerboote getarnten Frachtern transportieren. Auf diesem Weg gelangten Drogen und Waffen im Austausch gegen große Mengen von Yen nach Japan.
    Die Präfekturpolizei von Yamanashi hatte nicht gewusst, dass diese extremistische Gruppe derart schwer bewaffnet war. Die Polizisten waren aufgrund einer Anzeige wegen Körperverletzung – beinahe pro forma – mit einem Streifenwagen und einem Minibus in gewöhnlicher Ausrüstung zu dem »Bauernhof« gefahren, der der sogenannten »Akebono-Gruppe« als Hauptquartier diente und auf dem sie zur Tarnung organische Landwirtschaft betrieb. Die Gruppe verweigerte der Polizei den Zutritt zum Hof und vereitelte die Ermittlungen. Natürlich kam es zu einer Auseinandersetzung, die schließlich zu dem Schusswechsel führte.
    Die Gruppe befand sich sogar im Besitz leistungsstarker chinesischer Handgranaten, die jedoch zum Glück der

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