2 Heaven
Schweigen, das nur von der kurzen Frage nach ihrer Adresse und der ebenso kurzen Antwort unterbrochen wurde.
Dämon wusste, dass sie nicht wegen der Schmerzen in ihrem
Fuß geweint hatte. Und Charlotte rechnete es ihm hoch an, dass er sie nicht danach fragte.
Er parkte den Vauxhall auf ihrem Parkplatz. Als er sah, dass sie aussteigen wollte, sagte er: „Warten Sie, ich bringe Sie noch in die Wohnung."
Charlotte nickte und wartete, bis sie sich wieder auf ihn stützen konnte. Seine Nähe, seine Stärke taten ihr gut. „Sie müssen sich ja auch noch ein Taxi rufen. - Das geht natürlich auf meine Rechnung", fügte sie schnell hinzu. Dämon schwieg. Er hatte nicht vor, ihr zu sagen, dass er immer ein Handy dabei hatte.
Charlotte zog sich aus dem Wagen und hakte sich bei ihm ein. Langsam gingen sie zur Wohnungstür, wo Charlotte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln suchte. Sie schloss auf und humpelte hinein, um das Licht anzuschalten. Auf einem Fuß hüpfte sie bis zum Sofa und ließ sich darauf fallen. Dämon folgte ihr langsam und schaute sich neugierig in ihrer kleinen Wohnung um. Charlotte Dowell schien ein recht ordentlicher Mensch zu sein. Das Wohnzimmer war geschmackvoll in Braun-und Beigetönen eingerichtet, an der Wand hing ein großer Kunstdruck von Monet. In dem winzigen Flur, durch den sie gekommen waren, hatte lediglich eine Messinggarderobe Platz, die an der Wand angebracht war. „Möchten Sie vielleicht einen Drink?", fragte sie und riss Dämon aus seinen Betrachtungen. „Sie müssten ihn sich allerdings selbst holen."
Dämon sah sie lächelnd an. „Ihr Fuß muss gekühlt werden,
Miss Dowell."
„Charly."
„Charly."
Als er ihren Namen aussprach, bekam sie eine leichte Gänsehaut auf den Armen. Ärgerlich bemerkte sie ihre Unsicherheit ihm gegenüber. Sie fühlte sich, als sei sie wieder ein Teenager. Das war aber auch eine verrückte Situation! „Ziehen Sie Ihren Strumpf aus, ich werde Ihnen etwas zum Kühlen holen."
Charlotte errötete leicht. Woher wusste er, dass sie Strümpfe trug? Aber wahrscheinlich war Dämon Heaven noch keiner Frau begegnet, die in seiner Gegenwart Strumpfhosen getragen hätte, dachte sie.
Dämon deutete auf die zugeschobene Durchreiche und die danebenliegende schmale Tür. „Küche?" Sie nickte. Dieser Mann raubte ihr jegliches Selbstvertrauen. „Haben Sie Coldpacks?", rief er aus der Küche.
„Ja, im Gefrierfach", antwortete Charly. Eilig löste sie den Strumpf aus dem seidenen Halter und rollte ihn vorsichtig nach unten. Der Fuß schmerzte höllisch, als sie den Strumpf darüber streifte. Der Knöchel war dick angeschwollen und bläulich. Das ist ja mal wieder typisch, dachte sie - nicht zum ersten Mal an diesem Abend.
Dämon kehrte mit zwei Coldpacks aus der Küche zurück und rollte sie in ein dünnes Handtuch.
„Legen Sie den Fuß besser hoch", riet er, und Charlotte legte beide Beine auf das Sofa. Dämon stopfte zwei Sofakissen unter ihren Fuß und legte dann vorsichtig die Coldpacks an den verstauchten Knöchel.
„Das sieht gar nicht so gut aus", bemerkte er überflüssigerweise. „Vielleicht sollten Sie lieber einen Arzt rufen."
Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ich werde erst mal abwarten, wie es morgen aussieht. - Würden Sie mir wohl bitte einen Whiskey eingießen? - Die Flasche steht dort in dem Schrank mit den goldenen Griffen, die Gläser darüber." „Natürlich, Madam", sagte Dämon mit unüberhörbarer Belustigung, fand die Flasche und goss die goldene Flüssigkeit in zwei Gläser.
Als er ihr das eine Glas reichte, berührten sich ihre Hände für einen kurzen Moment. Charlotte spürte diese Berührung, als hätte sie sich verbrannt.
Rasch nahm sie das Glas entgegen und trank es in einem Zug aus. Doch auch Dämon hatte die Spannung zwischen ihnen gespürt. Das war seine Chance, er wusste es. Vielleicht seine einzige. Und er wusste, dass er es nicht bereuen würde.
Er trank einen Schluck, stellte dann das Glas auf dem Tisch ab und setzte sich zu ihr auf die Couch. Er war so nah, dass sie seinen köstlich männlichen Geruch wahrnahm. Seine Hand lag plötzlich auf ihrem nackten Schenkel. Und diese Berührung durchzuckte sie wie ein elektrischer Blitz. Sie war erschrocken, wie stark ihr Körper auf diesen Mann reagierte. Doch seine Nähe war unglaublich gut, sie hatte nichts zu verlieren.
Sie versank in seinen dunkelblauen Augen. Seine Hände erforschten ihren Körper auf eine unsägliche Weise, oh Gott, er wusste, was er
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