2 Heaven
unbeschwertes Grinsen zustande, doch Charly fühlte seine unausgesprochenen Qualen. „Wir können sogar fechten!"
Erstaunt zog Charly die Augenbrauen hoch. Sie stellte sich vor, wie Dämon und Crispin als Halbwüchsige miteinander fochten.
Die Vorstellung machte sie seltsam nervös, und sie bemerkte, dass sie sie zutiefst erotisch fand. Und es sofort bedauerte! -Crispin war blind! Er würde nie wieder fechten können! „Aber warum gab es so große Meinungsverschiedenheiten zwischen Crispin und eurem Vater? Zumindest was die Liebe zu den Pferden betrifft, scheinen sie sich doch ähnlich gewesen zu sein."
„Das war auch das Einzige. Ich sag dir was, Charly: Nach dem Unfall war Cris tot für ihn! Er hat die emotionale Kälte gehabt zu verreisen. Er verbrachte einige Monate in den USA und ließ mich mit Cris allein. Ich war ganz allein mit meinem Bruder, der sein Augenlicht verloren hatte und mehr als einmal versuchte, sich das Leben zu nehmen. Das interessierte Dad alles nicht." Dämons Gesicht wurde hart; er griff nach seinem Weinglas und setzte an, um zu trinken. Nach einem großen Schluck sagte er: „Kurz vor seinem Tod, als er merkte, dass es mit ihm zu Ende geht, haben wir über das Erbe gesprochen, darüber, dass ich die Firma übernehmen werde und all das, da hat er zu mir gesagt, ich solle Cris für meine Zwecke nutzen. Früher oder später wüsste ich schon, was er damit meinte. Ich war wie vor den Kopf geschlagen! Ich konnte Cris nichts davon erzählen. Dad hat mich für genauso skrupellos gehalten wie sich selbst."
Das Essen wurde serviert und unterbrach seinen Bericht. Charly spürte, wie eine Welle des Mitleids drohte, über ihrem Kopf zusammenzuschlagen. Sie selbst hatte eine so angenehme und unbeschwerte Kindheit verbracht.
„Wie konnte er so hartherzig sein?", fragte sie vorsichtig. Sie beobachtete Dämon genau, denn sie wollte vermeiden, wieder in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Dieser wickelte gerade einige gebratene Nudeln um seine Essstäbchen. Charly war fasziniert - noch nie hatte sie einen Europäer derart geschickt mit Stäbchen essen sehen.
Dämon kaute langsam und gründlich. „Er hat es nicht verstanden, dass Cris lieber Rockstar werden wollte, als sich in die gehobenen Kreise einzufügen. Dad hatte versucht, ihn umzustimmen, ihn zu zwingen ... mit sehr subtilen Mitteln. Es ginge zu weit, dir das alles zu erzählen. Wichtig ist nur, dass er Cris schließlich mit Violet zusammenbrachte, der Tochter eines Geschäftsfreundes. Er dachte, das wäre die richtige Methode. Und, na ja, erst lief auch alles nach seinem Plan, Cris verliebte sich in das Mädchen. Doch, was Dad nicht absehen konnte -sie war total fasziniert von der ganzen Bandsache. Sie stand auf die Musik, besuchte die Konzerte ... Tja, und dann passierte der Unfall. Ein Wagen nahm Cris die Vorfahrt, weder Violet noch er trugen einen Helm. Cris war wahrscheinlich auch zu schnell gewesen ... Den Rest kennst du ja schon."
„Das Mädchen war die Tochter eines Geschäftspartners eures Vaters?"
Dämon nickte. „Unser Vater und Violets Eltern waren sich sofort einig darüber, dass Cris Violet auf dem Gewissen hatte. Was das für ihn bedeutete, war ihnen völlig egal. Dad hätte es vermutlich lieber gesehen, wenn Cris bei dem Unfall ebenfalls umgekommen wäre." „Und eure Mutter?"
Sie sah Dämon direkt in die Augen und hatte das Gefühl, in dem undurchdringlichen Meerblau zu versinken. Er hatte gelernt, seine Gefühle mit niemandem zu teilen - außer mit seinem Bruder.
„Ich denke, sie hat Cris und mich geliebt. Leider hat sie das nicht davon abgehalten, nach unzähligen Affären unseres Vaters es ihm gleichzutun und mit einem Typen durchzubrennen. Sie hat sich nie wieder gemeldet. Wir hörten erst wieder etwas von ihr, als sie beerdigt wurde, was jetzt auch schon wieder ... hm, fünf Jahre her ist." „Sie hat sich die ganze Zeit über nicht bei euch gemeldet?" Er schüttelte den Kopf. Sie hat sich nie wieder bei uns gemeldet, dachte er verbittert. Er hatte noch nie mit jemandem so offen darüber sprechen können. Eigentlich ging er mit so hübschen Frauen wie Charly auch lieber ins Bett, als mit ihnen zusammen seine Kindheit aufzuarbeiten. In der Hinsicht war er ziemlich oberflächlich, wie er selbstkritisch feststellen musste. „Crispin hat mir erzählt, dass er vorbestraft ist ...", sagte Charly, um ihn auf einen anderen Gedanken zu bringen. Sie spürte, dass die Erinnerung an seine Mutter für ihn sehr schmerzhaft
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