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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Bügel erfunden hatte.

Weiß nicht, wie ich fiel, ich weiß aber noch, Wie ich
    tonlos aufschlug auf kaltem Gestein. Kann's sein, 
    dass ich wirklich so hoch bin geflogen Und grausam
    gestürzt, ein gefallener Engel? Hinab in die Tiefe, 
    aus der wir einst Kamen, ein neues Leben erhofften.
    Hinab in die Tiefe, aus der wir einst Gierig hinauf
    ins Blaue blickten. Hinab... 

    Lange saßen sie nebeneinander und hielten sich im Arm. In ihren Ohren erklang leise ein geteilter Nautilus. Bitter war ihnen zumute, doch auch wohlig, diesen dreien - ihm, ihr und dem gefallenen Engel. »Als ich das Gebäude der Abfertigungshalle betreten habe«, berichtete Schagron, »war da niemand mehr. Fast unmittelbar am Eingang, etwas weiter rechts, wo die Gepäckausgabe ist, schloss sich gerade ein Portal. Die Lichten hatten ihren Stab bereits geräumt, ich spürte sie nur ganz leicht, am äußersten Rand. Sie beluden wohl die Autos oder fuhren gerade ab.«
    »Und die Regin-Brüder?«, fragte Edgar.
    »Bei denen blicke ich überhaupt nicht mehr durch. Meiner Ansicht ist einer von ihnen gestorben. Die Übrigen haben die Lichten immobilisiert und mitgenommen.«
    »Wozu?«, wunderte sich Deniska, der sich dafür sogar von seinem Kaffee losriss. »Warum haben sie sie nicht an Ort und Stelle abgemurkst?«
    »Du hast Ideen! Das sind schließlich Lichte!« Juri irritierte die Frage. »Nachdem sich die Brüder ergeben hatten, reichte es ihnen, sie einfach zu verhaften. Vermutlich übergeben die Lichten sie der Inquisition ... Diese Sadisten. Besser hätten sie die drei gleich umgebracht.«
    »Meiner Meinung nach ist er aber doch entkommen«, sagte Nikolai, der gedankenlos mit seinem abgefeuerten Stab herumspielte. Die Kraft, mit der der Stab noch bis vor kurzem geladen war, hatte den Schnee auf der Landebahn des Flughafens geschmolzen - geschmolzen und getrocknet. »Also, Juri? Was denkst du?«
    »Ich spüre die Kralle nicht. Er ist nicht mehr in Moskau.«
    »Aber wie konnte er entkommen?«, fragte Anna Tichonowna, die bisher die Lippen zusammengepresst hatte, was ihr das Aussehen einer gestrengen Schullehrerin verliehen hatte. »Aus den Klauen Gesers? Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich weiß es doch auch nicht«, blaffte Juri sie an. »Aber dort ist irgendwas geschehen.«
    »Hätte er nicht das Portal nutzen können?«, fragte Edgar vorsichtig.
    »Das Portal?«, schnaubte Juri. »Kannst du denn ein Portal benutzen?«
    »Mit Mühe«, gestand Edgar. »Meine paar Kräfte reichen dafür nicht.«
    »Oha!«, meinte Juri vielsagend und zeigte mit dem Finger unbestimmt zur Decke. »Außerdem hat unser Held nach dem Kampf auf dem Boulevard eher wie eine ausgepresste Zitrone gewirkt.«
    »Dafür erinnerte nach dem Kampf im Flughafen eher die Zauberin der Lichten an eine ausgepresste Zitrone«, bemerkte Nikolai mit Unschuldsmiene. »Und es soll mir bitte schön niemand weismachen, sie habe ihre Kraft freiwillig abgegeben.«
    »In der Tat.« Schagron mischte sich jetzt auch ein. »Wenn man es recht bedenkt, kommt das, was energetisch in Wnukowo vorgefallen ist, vulgärem Vampirismus gleich. Alles war in so lila...«
    Juri schüttelte skeptisch den Kopf. »Diesen Eindruck hat mir unser Ukrainer aber gar nicht gemacht, das könnt ihr mir glauben. Um unter Gesers Nase die Kraft einer Lichten aufzusaugen, muss man mindestens Sebulon sein. Und das Recht auf eine Intervention ersten Grades haben...«
    »Was heißt hier Recht!«, platzte Anna Tichonowna heraus. »Innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden haben sich die Lichten drei grobe Verletzungen des Vertrages zuschulden kommen lassen, darunter ein Überfall mit Krafteinsatz! Die Lichten haben vergessen, was das ist - Recht.«
    »Anna Tichonowna«, sagte Edgar eindringlich. »Die Inquisition hat den Lichten wieder einmal einen Ablassbrief ausgestellt. Solange ihre Handlungen auf die Wiederbeschaffung des geraubten Artefakts zielen, nimmt der Vertrag keinen Schaden. Bis zu dem Moment, an dem die Kralle des Fafnir der Inquisition zurückgegeben wird, hat die Nachtwache das Recht zu tun, was sie will. Damit befinden wir uns im Grunde im Krieg. Wie 1949. Das sollten Sie nicht vergessen.«
    Im Raum wurde es still wie im Weltraum.
    »Und du schweigst?«, frage Anna Tichonowna in missbilligendem Ton.
    »Warum sollte ich unsere Jugend in Panik versetzen? Entschuldige, Deniska. Wir stehen auch so schon auf Verlust. Erstens, der Chef ist nicht da, zweitens, das Verschwinden der Kralle kreidet man uns an,

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