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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Daten«, schnaubte Geser. »Aber auch ich habe keine Erklärung dafür ... keine hundertprozentig überzeugende Erklärung. Vermutungen, ja, die müssen jedoch noch überprüft werden. Olga?«
    Olga zuckte mit den Achseln. »Wenn du schon nichts dazu sagen kannst, brauch ich es gar nicht erst zu versuchen. Entweder ist das ein Magier höchsten Grades, der aus irgendeinem Grund bislang von niemandem irgendwo registriert worden ist, oder man hat uns nach Strich und Faden hereingelegt. Mir ist zum Beispiel noch immer völlig unklar, warum Sebulon nicht interveniert hat. Die Einfuhr der Kralle müsste doch eine Operation von oberster Priorität sein. Aber er rührt keinen Finger, um seinem Kroppzeug zu helfen.«
    »Stimmt schon, aber ...«, meinte Geser nachdenklich, der jetzt doch noch die Zigarre aus dem Tubo nahm, sie aufmerksam betrachtete, genussvoll den aromatischen Tabakduft einatmete und sie dann wieder zurücksteckte. »Die Tagwache Moskaus braucht mit dieser Operation, mit der Einfuhr der Kralle des Fafnir, absolut nichts zu tun zu haben. Die Regin-Brü-der können hundertprozentig auf eigene Faust gehandelt haben. In diesem Fall können wir Sebulon nicht einmal belangen. Und sein Pack hat anscheinend selbständig gehandelt. Und noch nicht einmal sonderlich gut, sonst wäre es uns nicht gelungen, die Brüder zu fassen.«
    »Was haben die Regin-Brüder damit zu tun, Chef!« Ignat stand unwillkürlich auf. »Wenn der Dunkle aus der Ukraine wirklich von der Kralle vorherbestimmt ist, dann hätten die Dunklen den Kampf auf dem Flughafen ja wohl gewonnen.«
    »Wenn der Dunkle aus der Ukraine von der Kralle vorherbestimmt wäre«, entgegnete Geser leise, »würden wir uns jetzt an ein ewiges Dasein im Zwielicht gewöhnen. Selbst ich hätte dann keinen von euch zu retten vermocht. Nicht einen. Ist das klar, Ignat?«
    »So schlimm sähe es aus?«, erkundigte sich Semjon gelassen. »Ist die Lage so ernst?«
    »Das ist sie, Semjon. Ich habe nur noch eine einzige Hoffnung: Der Dunkle durchschaut seine Rolle bislang selbst noch nicht genau. Deshalb handelt er planlos. Unsere einzige Chance besteht nun darin, ihm die Kralle abzunehmen, bevor er damit irgendein Unheil anrichten kann. Dann stünden die Chancen im Prinzip wieder gleich.«
    »Aber wie sollen wir das schaffen?«, brauste Ignat auf. »Soll ich vielleicht versuchen, mit ihm zu reden, ihn zu überzeugen? Schließlich bin ich ein echter Meister der Überredungskunst. Nur müssten wir ihn dafür erst finden...«
    »Er kann nicht tatenlos herumsitzen, denn die Kralle brennt ihm in den Fingern. Der Dunkle wird unweigerlich wieder in Moskau auftauchen.« Geser erhob sich und sah seine Untergebenen an, während er sich müde mit der Hand über die Wange strich. »Genug davon. Ruht euch aus. Ruht euch alle aus.« Dann wandte er sich an Anton. »Anton ... Weiche nicht von Swetas Seite. Nicht einen Schritt. Fahrt auch nicht nach Hause, weder zu dir noch zu ihr. Bleibt hier.«
    »Gut, Boris Ignatjewitsch«, brachte Anton Gorodezki seine ersten Worte bei dieser Zusammenkunft heraus. Nach wie vor hielt er Sweta im Arm.
    Zehn Minuten später reichte Anton in dem gemütlichen Aufenthaltsraum der Wachtposten, der im Moment jedoch leer war, der entkräfteten Zauberin seinen MD-Player und die Kopfhörer.
    »Weiß du was?«, sagte er. »Ich habe eine Art Spiel. Auf der Scheibe gibt es unglaublich viele Lieder. Ganz unterschiedliche. Ich benutze den Zufallsgenerator, aber aus irgendeinem Grund kommt immer der richtige Song dabei heraus. Willst du es auch mal probieren?«
    Swetlana deutete ein Lächeln an und nahm die Kopfhörer.
    »Du musst hier draufdrücken.«
    Sie drückte den Knopf. Am Player flackerte ein grünes Licht auf, die Scheibe drehte sich. Der Laser glitt über die einzelnen Tracks und hielt bei einem inne.
    Ich träume von Hunden, von wildem Getier, Ich
    träume, dass Wesen mit flammenden Augen Am
    Himmel sich mir in die Flügel verbissen, Da bin ich
    gestürzt, ein gefallener Engel...
    »Nautilus Pompilius«, sagte Sweta, indem sie die Kopfhörer etwas aus dem Ohr nahm. »Gefallener Engel. Stimmt, das passt...«
    »Weißt du«, meinte Anton ausgesprochen ernst, »du kannst mich für abergläubisch halten, aber ich habe nicht daran gezweifelt, dass Nautilus herauskommen würde. Mir gefällt dieses Lied sehr.«
    »Lass es uns zusammen hören«, bat Swetlana und setzte sich aufs Sofa.
    »Gut«, stimmte Anton ihr zu und dankte innerlich dem Menschen, der Kopfhörer ohne

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