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2 - Wächter des Tages

2 - Wächter des Tages

Titel: 2 - Wächter des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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den Kopf über die Gründe zerbrechen. Besser sollte er eine Verhaltensstrategie ausarbeiten, die berücksichtigte ... die alles berücksichtigte. Selbst die absurdesten Varianten.
    Gut. Was hatte Alissa das Genick gebrochen? Sie hatte es nicht geschafft, Kraft zu sammeln. Sie hatte den Lichten in ihrem nächsten Umfeld nicht erkannt. Sie hatte dem bewusst herbeigeführten, gefährlichen Zusammenstoß nicht auszuweichen gewusst. Und das Wichtigste: Sie hatte sich ihren Emotionen ausgeliefert. Sie hatte versucht, die Gefühle des Lichten anzusprechen.
    Nun, mit der Kraft hatte Edgar keine Probleme, außerdem hatte ihm Sebulon noch etwas gegeben. Beide Amulette waren die reinsten Kraftbrunnen. Vor allem das, das mit dem Transsilvanischen Höhenrauch geladen war. Sollte Edgar dieses Amulett einsetzen, würden alle Anderen Europas eine ungeheure Freisetzung magischer Energie wahrnehmen. Hinzu kam noch der Kampfstab, eine hoch spezialisierte Waffe, die jedoch schnell und durchschlagend war. Mit der »Geißel Schaabs« war nicht zu spaßen!
    Also musste Edgar die Lichten so gut wie möglich im Auge behalten. Apropos - die Lichten. In Scheremetjewo trieben sich im Moment gleich drei Lichte 'rum. Zum einen Anton Gorodezki, den er bereits von früheren Operationen kannte und der von den Dunklen unteren Ranges als »Sebulons Liebling« bezeichnet wurde. In der Geschichte mit dem Spiegel hatte er Sebulon aus irgendeinem Grund nachgegeben und den Dunklen geholfen ... Oder hatte er alle nur Glauben machen wollen, er habe den Dunklen geholfen? Vermutlich doch Letzteres, denn wie hätte er sich sonst in seiner Nachtwache behaupten können?
    Zum andern schnupperte im Duty-free-Shop eine Heilerin in mittleren Jahren aufmerksam an den Parfüms. Sie gehörte der Nachtwache nicht an. Vermutlich flog sie nur zufällig mit dieser Maschine.
    Schließlich war da noch ein Anderer, der seinen Dienst als Milizionär bei der Registrierungsstelle versah. Die musste es freilich auf jedem Flughafen geben.
    Dunkle gab es in Scheremetjewo-2 außer Edgar noch vier. Das ihm ans Herz gelegte Dreiergespann der Regin-Brüder, die misstrauisch abwechselnd zu Anton, der es sich in der Bar am gegenüberliegenden Ende der Halle gemütlich gemacht hatte, und zu Edgar hinüberschielten. Außerdem stand an den Spielautomaten noch ein schwacher Magier, der weiter nichts von seiner Umgebung wahrnahm. Anscheinend versuchte er, sich etwas zuzuverdienen, indem er den Apparat zwang, ihm den größtmöglichen Gewinn auszuspucken. Nichtsnutze wie er lassen sich vortrefflich mit dem russischen Wörtchen fuflo beschreiben.
    Nichts, was auffällig gewesen wäre.
    Das Einchecken und die Ausweiskontrolle gingen schnell über die Bühne, ein Visum war für Tschechien immer noch nicht notwendig. Für alle Fälle hielt Edgar zudem einen estnischen und einen argentinischen Pass bereit. Und dies absolut legal, denn Argentinien war ein prächtiges Land, das völlig offen Handel mit seiner Staatsbürgerschaft trieb.
    Die verbleibende Zeit bis zum Abflug verbrachte Edgar in einer der Bars. Natürlich nicht in der, in der es sich der Liebling Sebulons bequem gemacht hatte, der Lichte Magier Gorodezki. Mit ihm hatte Edgar nur einmal kurz Blickkontakt gehabt. Also gut, ich weiß, dass du hier bist, du weißt, dass ich hier bin, und wir beide wissen, dass jeder von uns seinen Gegenspieler erkannt hat... Wir haben einen vergleichbaren Auftrag. Wir sollen unsere Leute vor Gericht verteidigen und den Gegnern einheizen ...
    Zu Gorodezkis Ehre sei gesagt, dass dieser klar zu verstehen gab: Sobald die Verhandlung eröffnet ist, können wir uns die Köpfe einhauen. Aber jetzt steigen wir einfach ins Flugzeug und lassen einander in Ruhe.
    Wie komisch, wie merkwürdig hier das Wort »einander« klang. Aber welches wollte man sonst nehmen...
    Ob das ein Nachhall jener fernen Zeiten war, als die Anderen sich noch nicht in Lichte und Dunkle geteilt, sondern sich gemeinsam dem Schicksal und den Widrigkeiten des Lebens entgegengestellt hatten? Damals stand freilich jeder Heiler einem Vampir näher als ein glückloser Mensch aus der gesichtslosen Masse seinesgleichen. Das Zwielicht sorgt für Nähe.
    Doch das Zwielicht kann auch trennen. Un'd zwar nicht schlecht. Weltweit wird man heute keine unversöhnlicheren Feinde finden als Dunkle und Lichte. Dagegen wirkt der Konflikt zwischen den USA und der islamischen Welt mit Iran und Irak an der Spitze nahezu läppisch ... Selbst der Kalte Krieg von einst

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